Boris Moshkovits

Gleiche Maßstäbe für alle Israelis

Boris Moshkovits Foto: Gregor Zielke

Boris Moshkovits

Gleiche Maßstäbe für alle Israelis

Der Staat muss die Rechte und das Ansehen aller, die nach dem Rückkehrgesetz ankommen, schützen

von Boris Moshkovits  16.01.2020 09:12 Uhr

Der sefardische Oberrabbiner Israels, Yitzhak Yosef, beschimpft die Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion als »kommunistische, religionshassende Nichtjuden«. Wie verantwortungsvoll und eines Rabbiners würdig ist es, einen großen Teil der Neuzuwanderer pauschal zu verunglimpfen?

Heimat Die Zuwanderung nach Israel ist seit den frühen 90er-Jahren von russischsprachigen Menschen geprägt, die in Israel eine neue Heimat suchen. Viele von ihnen waren sich ihrer jüdischen Wurzeln nicht bewusst. Oder sie haben diese nicht in ihr Leben integriert. Aber Unwissenheit ist nicht mit Hass gleichzusetzen.

Das System, unter dem sie aufwuchsen, förderte Religion nicht, verbot sie lange Zeit sogar. Der sowjetische Antisemitismus verhinderte religiöses jüdisches Leben. Aber ist jüdische Religiosität die Vorbedingung für die Einwanderung nach Israel? Nein! Auch säkulare Juden haben das Recht auf Alija. Wie Zuwanderer Integration erleben, hängt von der Willkommenskultur des Aufnahmelandes ab.

Familie Meine Familie kam in den frühen 70er-Jahren nach Berlin: Hier wuchs ich auf, und hier entwickelte sich meine jüdische Identität. Dabei spielte die jüdische Gemeinde eine große Rolle. Ich lernte vieles über Judentum, Zionismus und den Wert von Gemeinschaft. Plötzlich sahen sich die Gemeinden einer neuen Mehrheit gegenüber, die Anerkennung und Beteiligung einforderte.

Die Gemeinden haben dies mit unterschiedlichem Erfolg geschafft. Während einige die Zuwanderung im Sinn der gemeinschaftlichen jüdischen Zukunft gestaltet haben, haben andere einen starken russischen Einschlag erhalten. Die jüdische Gemeinschaft aber hat als Ganzes von der Zuwanderung profitiert. Die Kritik des sefardischen Oberrabbiners Yosef ist ganz offensichtlich politisch motiviert und haltlos.

Insgesamt muss Israel die Rechte und das Ansehen aller, die nach dem Rückkehrgesetz ankommen, schützen, ungeachtet der »Frummen«. Der Maßstab muss für alle Bürger gleich sein.

Boris Moshkovits ist freier Berater, Unternehmer und Mitglied der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Meinung

Die Columbia und der Antisemitismus

Ein neuer Bericht offenbart: An der US-Eliteuniversität sind die Nahoststudien ideologisch einseitig und jüdische Studenten nicht sicher. Es ist ein Befund, der ratlos macht

von Sarah Thalia Pines  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

Nahost

Warum Deutschland seine Botschaft nach Jerusalem verlegen sollte

Ein Kommentar von JA-Redakteur Imanuel Marcus

von Imanuel Marcus  21.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025