Michael Thaidigsmann

Die UN hat alle Glaubwürdigkeit verspielt

Michael Thaidigsmann Foto: privat

Miloon Kothari kannte bislang kaum einer außerhalb der UN-Kreise. Zwar war der Inder lange Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen zum Recht auf angemessenen Wohnraum.

Doch erst jetzt, als Mitglied der dreiköpfigen »Unabhängigen internationalen Untersuchungskommission zu den besetzten palästinensischen Gebieten, einschließlich Ost-Jerusalem, und Israel«, kurz COI, hat es Kothari zu weltweiter Bekanntheit gebracht.

Die COI soll im Auftrag des Menschenrechtsrats etwaige Verfehlungen der Konfliktparteien in Nahost untersuchen. Ein erster Bericht Anfang Juni bestätigte, was viele Beobachter schon bei der Einsetzung des Gremiums befürchtet hatten: Mit der Neutralität seiner Mitglieder ist es nicht weit her.

israel Denn für die drei stand der Schuldige schon vorher fest. Es war – Überraschung! – Israel. Andere Bewertungen werden in Genf ebenso wenig zugelassen wie Kritik an der mangelnden Unvoreingenommenheit der UN-Gutachter.

Dass die durchaus berechtigt ist, stellte nun Miloon Kothari unter Beweis. In einem Podcast zog er nicht nur das Recht Israels in Zweifel, überhaupt Mitglied der UN zu sein. Er schwurbelte auch von einer »jüdischen Lobby«, die es darauf abgesehen habe, die sozialen Medien zu kontrollieren, und die viel Geld einsetze, um seine Kommission zu diskreditieren.

Die Vereinten Nationen diskreditieren sich gerade selbst.

Dabei ist klar: Die Vereinten Nationen diskreditieren sich gerade selbst. Im Juni fabulierte Kotharis australischer Mitstreiter, das COI-Mitglied Chris Sidoti, Israel schaffe gezielt Scheinorganisationen, um fälschlicherweise den Vorwurf des Antisemitismus zu erheben. Auch die Dritte im Bunde, die COI-Vorsitzende Navi Pillay, ist eine eingefleischte »Israel-Kritikerin«. Schon vor Jahren hängte Pillay dem jüdischen Staat das Apartheid-Label um. So war es denn auch naheliegend, dass sie Kothari in Schutz nahm.

Es ist keine neue Erkenntnis, dass das Virus des israelbezogenen Antisemitismus bei den UN mittlerweile epidemisch ist. Dass daraus in New York keine Konsequenzen gezogen werden, ist bedenklich. Die Glaubwürdigkeit der Vereinten Nationen im Kampf gegen Antisemitismus steht nicht mehr auf dem Spiel. Sie ist längst verspielt.

thaidigsmann@juedische-allgemeine.de

Kommentar

Zürich sollte Francesca Albanese keine Bühne bieten

Die antisemitische UN-Sonderberichterstatterin tritt am Freitag in der Zürcher Zentralwäscherei auf - subventioniert durch die Steuerzahler der Stadt

von Ronny Siev  03.07.2025

Kommentar

Liebe statt Tod

Die israelische Armee kämpft für unsere Freiheit, auch die der verlorenen Seelen auf dem Glastonbury-Musikfestival, die den Tod israelischer Soldaten gefordert haben

von Frank Schmiechen  03.07.2025

Kommentar

Justiz: Im Zweifel für Antisemitismus?

Ein Verwaltungsgerichtsurteil lässt große Zweifel aufkommen, dass es alle mit der Bekämpfung von Antisemitismus unter Beamten ernst meinen

von Michael Thaidigsmann  02.07.2025

Meinung

Die Erforschung von Antisemitismus braucht Haltung und Strukturen

Damit die universitäre Wissenschaft effektiv zur Bekämpfung von Judenhass beitragen kann, muss sie zum einen schonungslos selbstkritisch sein und zum anderen nachhaltiger finanziert werden

von Lennard Schmidt, Marc Seul, Salome Richter  02.07.2025

Kommentar

Alle haben Frieden verdient

Aber es braucht die richtigen Partner dazu

von Nicole Dreyfus  02.07.2025

Meinung

Kontrollverlust im Westjordanland

Immer wieder ziehen radikale Siedler marodierend durch palästinensische Ortschaften. Nun machen sie nicht einmal mehr vor Soldaten der eigenen Armee Halt

von Ralf Balke  01.07.2025

Meinung

»Haaretz«: Stimmungsmache gegen Israel

In den vergangenen Jahren hat die israelische Zeitung mehrfach Falschbehauptungen oder verzerrte Darstellungen in Umlauf gebracht hat - mit weitreichenden Folgen

von Jacques Abramowicz  30.06.2025

Meinung

Wir müssen auch im Krieg Widersprüche aushalten

Man kann die Angriffe auf Irans Atomprogramm richtig finden, ohne Israels Premier Netanjahu als Helden zu feiern oder das Leid der iranischen und palästinensischen Zivilbevölkerung zu übersehen

 27.06.2025

Meinung

Wenn Nächstenliebe zynisch wird

In einer Erklärung überzieht der Weltkirchenrat Israel mit Vorwürfen, erwähnt die Hamas aber mit keinem Wort. Eine Einseitigkeit, die zum Himmel schreit

von Tobias Kühn  26.06.2025