Uwe Becker

Eis mit schlechtem Beigeschmack

Uwe Becker Foto: dpa

Uwe Becker

Eis mit schlechtem Beigeschmack

Der wirtschaftliche Kampf gegen den jüdischen Staat ist der durchsichtige Versuch, in der internationalen Öffentlichkeit Unterstützung für die Dämonisierung Israels zu finden

von Uwe Becker  28.07.2021 17:56 Uhr

Wer Menschen liebt, gibt ihnen Nahrung, Arbeit und Zukunft. Wer Menschen hasst, nimmt ihnen genau dies. Und wer Israel zur Zielscheibe seiner Boykottforderungen macht, hasst gleich ein ganzes Land und schadet damit gerade jenen Menschen, in deren Interesse er zu handeln vorgibt.

Wenn auf der nächsten Generalversammlung der Vereinten Nationen im September an die einstige Menschenrechtskonferenz von Durban in 2001 erinnert wird, werden interessierte Kreise die Geburtsstunde der antisemitischen BDS-Bewegung vor 20 Jahren feiern und dabei auch die jüngste Boykottentscheidung der Unilever-Tochter Ben und Jerry’s als politischen Erfolg ihrer Arbeit hochleben lassen.

vernichtungslogik Nein, der Boykott des einzig demokratischen Rechtsstaates im Nahen Osten ist kein politischer Freiheitskampf, sondern folgt der Doktrin der anti-israelischen Vernichtungslogik, die eben vor genau 20 Jahren in Durban aus Raketen keine Pflugscharen, sondern eine neue Form des Terrors gegen den jüdischen Staat gegossen hat. Für die Boykottbewegung ist der wirtschaftliche Kampf gegen den jüdischen Staat der durchsichtige Versuch, in der internationalen Öffentlichkeit Unterstützung für die Dämonisierung Israels zu finden und damit bildlich gesprochen eigene Terrortunnel zu den Wurzeln der israelischen Wirtschaft zu graben.

Dort, wo sich antisemitische Boykottinitiativen ihrer Erfolge rühmen, verlieren Palästinenser ihre Arbeit und damit Brot und Lohn.

Nicht Brandsätze auf israelische Familien, aber verbale Salven der Einschüchterung gegenüber Unternehmen, Wissenschaftlern und Künstlern sind die Mittel von BDS & Co., um Zusammenarbeit mit und Engagement in Israel zu unterbinden. Dort, wo sich antisemitische Boykottinitiativen ihrer Erfolge rühmen, verlieren Palästinenser ihre Arbeit und damit Brot und Lohn.

Denn ohne das Engagement israelischer oder internationaler Firmen auch in Siedlungsgebieten im Westjordanland sähen sich noch mehr palästinensische Familien mit einer wirtschaftlich erfolglosen Politik ihrer eigenen Führung konfrontiert. Dass deren Schicksal den selbst erklärten Menschenrechtsaktivisten der antisemitischen BDS-Bewegung gleichgültig ist, verrät sich mit jeder neuen Boykottforderung. Wer demnächst die Sektkorken auf Durban knallen lässt, gönnt den Palästinensern ihr Wasser nicht und zielt auf die Vernichtung Israels ab.

Der Autor ist Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025

Charlotte Knobloch

Pessimismus können wir uns nicht leisten

Nach dem Terror in Sydney fragen sich auch Juden hierzulande erneut: Wohin? Deutschland hat bewiesen, dass es jüdischen Menschen eine Heimat sein kann und will, meint die Münchner Gemeindechefin

von Charlotte Knobloch  15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Die Schweiz als Ausweichort: Ein Lehrstück über den Umgang mit kontroversen Positionen

Linke Intellektuelle verbreiteten auf einer Tagung anti-israelische Verschwörungstheorien. Die Veranstaltung zeigt, warum wir den offenen, präzisen Diskurs gegen jene verteidigen müssen, die Wissenschaftlichkeit als Tarnkappe missbrauchen

von Zsolt Balkanyi-Guery  12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Andrea Kiewel

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  11.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Eurovision: Mobbing statt Musik

Eigentlich versteht jeder, dass Musiker nicht mit ihren Regierungen identisch sind. Wenn es um den jüdischen Staat geht, scheint diese Logik jedoch nicht zu gelten

von Sabine Brandes  07.12.2025