Ayala Goldmann

documenta: BDS ist keine Kunst

Das Problem ist endlich benannt. Aber was bedeutet das für die Schau in Kassel?

von Ayala Goldmann  19.05.2022 08:25 Uhr

Ayala Goldmann, Redakteurin Feuilleton Foto: Ayala Goldmann

Das Problem ist endlich benannt. Aber was bedeutet das für die Schau in Kassel?

von Ayala Goldmann  19.05.2022 08:25 Uhr

»Wie ein Gerücht zum Skandal wurde« – unter diesem Titel veröffentlichten die Macher der Kasseler Kunstausstellung documenta in der vergangenen Woche einen »Offenen Brief« in der Berliner Zeitung.

Begründen wollten sie vorgeblich, warum eine geplante Online-Gesprächsrunde im Mai abgesagt wurde, in der sich »Angeklagte« vor Beginn der documenta am 18. Juni gegen »konstruierte« Antisemitismusvorwürfe »verteidigen« sollten.

pamphlet Das einzig Gute an diesem drögen und überaus unkreativen Pamphlet ist in der Tat seine Offenheit: Die Kritik an der Resolution des Bundestags von 2019, die die Israel-Boykott-Bewegung BDS als antisemitisch einstufte, wurde als »wichtig« bezeichnet und documenta-Akteure verteidigt, die den Beschluss »Gefährdung von Kunst- und Diskursfreiheit« nannten.

Nun ist »amtlich«, was längst kein Gerücht mehr war: Das Künstlerkollektiv ruangrupa, das »Artistic Team der documenta fifteen« und »einige Kurator*innen des gescheiterten Gesprächsforums« sehen es als eine ihrer Aufgaben, BDS salonfähig zu machen.

protest Dieser Versuch konnte im Vorfeld der Schau vereitelt werden – nicht zuletzt, weil der Zentralrat der Juden in einem Brief an Kulturstaatsministerin Roth erfolgreich dagegen protestierte, bei dem Online-Gesprächsformat nicht berücksichtigt worden zu sein.

Der »Offene Brief«, dessen Autorinnen und Autoren sich als Opfer gerieren, stimmt leider nicht hoffnungsvoll.

Bei einem persönlichen Treffen haben sich Roth und Zentralratspräsident Schuster nun über »Tendenzen von Boykotten gegen israelische Künstlerinnen und Künstler und Kulturschaffende in Deutschland ausgetauscht, die uns gemeinsam mit Sorge erfüllen«.

Das Problem ist endlich benannt. Aber was bedeutet das für die documenta? Hat man in Kassel verstanden, dass BDS keine Kunst ist? Der »Offene Brief«, dessen Autorinnen und Autoren sich als Opfer gerieren, stimmt leider nicht hoffnungsvoll.

goldmann@juedische-allgemeine.de

Sigmount A. Königsberg

Mendel, Waters und »Der Spiegel«

Der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank hat einem Musiker, der immer wieder mit antisemitischen Aussagen auffällt, einen Koscher-Stempel verpasst

von Sigmount A. Königsberg  23.03.2023

Nathalie Schomerus

Die Jüdischen Gemeinden müssen nachhaltiger werden

Auch die jüdische Gemeinschaft ist in der Pflicht, die Umweltverschmutzung zu bekämpfen

von Nathalia Schomerus  17.03.2023

Einspruch

Rechtsextreme als Schöffen verhindern

Doron Rubin plädiert dafür, die Verfassungstreue von Schöffen gesetzlich zu verankern

von Doron Rubin  17.03.2023

Lamya Kaddor

Tödlicher Antijudaismus

Die menschenverachtende und antisemitische Ideologie des Hamburg-Attentäters war bekannt. Hätte der Amoklauf verhindert werden können?

von Lamya Kaddor  14.03.2023

Ruben Gerczikow

Sportvereine: Kein Handschlag mit Nazis

Die Mär vom unpolitischen Sport muss endlich grundsätzlich hinterfragt werden

von Ruben Gerczikow  10.03.2023

Meinung

Die Hoffnung nicht verlieren

Unsere Redakteurin sorgt sich wegen der Justizreform um Israels Zukunft – und will gerade deshalb den Kontakt nicht abreißen lassen

von Ayala Goldmann  07.03.2023

Hajo Funke

Ein Mittel der Holocaust-Leugnung

Der Inhalt der gefälschten Hitler-Tagebücher wurde erst jetzt rekonstruiert und veröffentlicht – sie offenbaren einen Abgrund an Verzerrung, Geschichtsklitterung und Dreistigkeit

von Hajo Funke  03.03.2023

Aras-Nathan Keul

Symbol einer verfehlten Iran-Politik

Das Islamische Zentrum Hamburg ist laut Verfassungsschutz ein Außenposten der Islamischen Republik – und konnte sich dennoch auf der Leipziger Buchmesse für einen Stand anmelden

von Aras-Nathan Keul  03.03.2023

Meinung

Ethisch und moralisch am Ende

Die Reaktion von Rabbiner Walter Homolka auf das Urteil des Landgerichts Berlin lässt einmal mehr tief blicken

von Philipp Peyman Engel  01.03.2023