Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

UN-Generalsekretär António Guterres blättert im »Buch der Namen« von Holocaust-Opfern, das 2023 in New York ausgestellt wurde Foto: IMAGO/NurPhoto

Gestern erinnerte die ganze Welt an den Holocaust, in Deutschland geschah dies unter dem Motto »Jeder Mensch hat einen Namen«. Die ganze Welt? Nicht ganz.

Denn in typisch revisionistischer Manier versuchten die Vereinten Nationen wieder einmal, jegliche Verbindung zwischen dem Massenmord an sechs Millionen Juden und dem einzigen jüdischen Staat, Israel, zu kaschieren. So wurde Israel nicht in die Vorbereitung der offiziellen Gedenkveranstaltung der UN am 21. April eingebunden, obwohl der Jom Haschoa ursprünglich (1955) in Israel begründet wurde, und das auch gutem Grund, denn dort lebten - und leben immer noch - die meisten Schoa-Überlebenden.

Auch in der offiziellen Ausstellung im UN-Gebäude in New York zum Holocaust, vor allem im Teil zu der Zeit nach der Schoa, zu ihren »Folgen« und zur Erinnerung an sie fehlt jegliche Erwähnung Israels. Dabei lautet der Titel der Ausstellung doch »Holocaust Remembrance: A Commitment to Truth«.

Die UN sind kein Einzelfall

Wer glaubt, das ist ein Versehen, wird schnell eines Besseren belehrt. Denn in den Hallen der UN wird der Holocaust gezielt mit der »Palästina-Frage« verbunden. In geradezu obszöner Weise werden den Ausstellungsbesuchern die Erfahrungen der Juden während der Nazi-Zeit und die der palästinensischen Araber nacheinander nahegebracht, wie »Fox News« vermerkt.

Die UN sind hier kein Einzelfall. Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA), von vielen als die »gemäßigten Palästinenser« präsentiert, hat erst vor einigen Tagen das Vorgehen Israels in Gaza mit dem der Nazis verglichen und den jüdischen Staat bezichtigt, eine Politik der ethnischen Säuberung zu betreiben.

Die deutsche Außenministerin und die öffentlich-rechtlichen Medien schweigen.

Ziemlich unverblümt suggeriert die PA, dass Juden eine Gefahr für die ganze Menschheit darstellten und sie gewissermaßen verdienen, gehasst zu werden. Ein weiteres von der PA forciertes Narrativ lautet, dass die westlichen Kolonialstaaten Israel nur deshalb errichtet hätten, um sich ihrer Juden entledigen zu können.

Wer jetzt glaubt, dass das Auswärtiges Amt oder Außenministerin Annalena Baerbock, die ja bald der Präsidentin der UN-Vollversammlung werden möchte, dagegen Protest eingelegt oder sich zumindest in den sozialen Medien dazu geäußert hätten, der irrt. Auch die öffentlich-rechtlichen Medien schweigen.

Abbas ist bei den UN populär

Mahmud Abbas und seine Regierung in Ramallah wissen, dass ihre Worte ohne Konsequenzen bleiben werden. Gerade hat die EU-Kommission ein neues, 1,6 Milliarden Euro schweres Unterstützungsprogramm für die Palästinenser auf den Weg gebracht. Und das, obwohl man auch in Brüssel genau weiß, dass die PA bislang 150 Millionen Euro jährlich als sogenannte Märtyrerrenten an die Angehörigen von Terroristen ausschüttet. Abbas hat wiederholt klargemacht, dass diese Zahlungen weiter ausgezahlt würden, solange die seine Autonomiebehörde auch nur einen Cent in der Tasche hat.

Es ist derselbe Mahmud Abbas, der einst in Moskau eine Doktorarbeit verfasste, in der er über angebliche Verbindungen zwischen Zionismus und Nationalsozialismus schwadronierte und den Holocaust leugnete. Auch er ist ein Revisionist, wie er im Buche steht. Kein Wunder, dass Abbas bei den Vereinten Nationen so populär ist.

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