Michael Thaidigsmann

Die Lobbyisten der Hamas in Brüssel

Michael Thaidigsmann Foto: privat

Im Mai jährt sich der brutale Anschlag eines Dschihadisten auf das Jüdische Museum in Brüssel zum zehnten Mal. Vier Menschen starben damals im Kugelhagel. Das Entsetzen darüber war aber nur von kurzer Dauer. Erst nach erneuten Bombenanschlägen 2016 mit Dutzenden von Toten wachten viele Belgier auf. Auch die Politik befasste sich ernsthaft mit der Bedrohung. Plötzlich standen an jeder Ecke Soldaten in Kampfanzügen, und der Name der Brüsseler Teilgemeinde Molenbeek wurde weltweit zum Synonym für eine gescheiterte Politik im Kampf gegen den Islamismus.

Anfang dieser Woche bestätigte Justizminister Paul Van Tigchelt nun: Die Terror­organisation Hamas, die in der EU verboten ist, betreibt in Belgien über verschiedene Firmen und Vereine nicht nur Fundraising, sondern sogar politische Lobbyarbeit. Davon betroffen ist auch die EU. Koordinator der Hamas-Aktivitäten in Europa ist offenbar der Chef eines seit 2022 in Belgien eingetragenen Vereins namens EUPAC. Dieser hat seinen Sitz direkt gegenüber der Europäischen Kommission. Das Anliegen von EUPAC sei es, das Image der Hamas aufzupolieren – auch gegenüber der EU, so Van Tigchelt.

Immerhin: Der belgische Staatssicherheitsdienst VSSE hat die Hamas-Aktivitäten im Blick.

Immerhin, auch das machte der Justizminister klar, hat der belgische Staatssicherheitsdienst VSSE die Hamas-Aktivitäten im Blick. Beruhigen kann das aber niemanden, denn die politische Stimmung im Land wird immer aufgeheizter. Zielscheibe des Hasses ist Israel. Politiker gießen regelmäßig rhetorisch Öl ins Feuer, fordern harte Sanktionen gegen den jüdischen Staat. Einige sympathisieren offen mit den Zielen der Hamas.

Auch die Terrorgefahr ist nicht gebannt. Im Herbst ermordete ein Mann in Brüssel zwei Schweden auf der Straße. Im Januar wurde ein 19-Jähriger verhaftet, weil er einen Anschlag auf eine jüdische Einrichtung in Antwerpen geplant haben soll. Jeder weiß: Brüssel ist das Nervenzentrum der EU, Europas Machtzentrale. Zu einem Ort, an dem Terroristen schalten und walten, wie es ihnen beliebt, sollte die Stadt nicht werden.

Der Autor ist EU-Korrespondent der Jüdischen Allgemeinen.

Meinung

Kann die Berlinale diesmal Israel-Bashing verhindern? Bleiben wir skeptisch

Das Film-Festival hat eigens FAQ zum Nahostkonflikt veröffentlicht und distanziert sich darin gleich von der Antisemitismus-Resolution des Bundestages

von Maria Ossowski  14.02.2025

Einspruch!

Holt sie aus der Hölle raus

Sabine Brandes fordert, alles dafür zu tun, um auch die letzten verbliebenen Geiseln zu retten

von Sabine Brandes  13.02.2025

Meinung

Kanye West und der grassierende Antisemitismus in den USA

Die neuesten judenfeindlichen Eskapaden des Rapstars sind symptomatisch für eine bedrohliche Diskursverschiebung, die von Donald Trump und Elon Musk befeuert wird

von Ruben Gerczikow  10.02.2025

Meinung

Da kann man sich gleich Björn Höcke einladen

UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese hätte an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität sprechen sollen. Dabei hat sie sich für den akademischen Diskurs disqualifiziert

von Ralf Balke  10.02.2025

Meinung

Antisemitismus an Kunsthochschulen: Eine Kultur des Wegschauens

Die Serie antisemitischer Vorfälle an Ausbildungsstätten für angehende Künstler reißt nicht ab. Warum sind die Hochschulen offenkundig außerstande, das Problem in den Griff zu kriegen?

von Klemens Elias Braun  10.02.2025

Kommentar

Antisemitismus: Was ist da los in Berlin?

Die judenfeindlichen Straftaten sind rückläufig. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Ein Bundesland sticht negativ hervor

von Michael Thaidigsmann  09.02.2025

Bildung

Wissenschaftsfreiheit und Antisemitismus

Die Bundestagsresolution gegen Judenhass an Hochschulen und die Verantwortung der Universitäten. Ein Gastkommentar von Frederek Musall

von Frederek Musall  07.02.2025

Meinung

Vielleicht müssen erst alte Gewissheiten zerbrechen?

Die Welt tobt über Trumps Vorschlag für die Zukunft des Gazastreifens. Doch die Reaktion zeigt, wie viele Menschen Illusionen anhängen, wenn es um den Nahostkonflikt geht

von Daniel Neumann  07.02.2025

Meinung

München als Mahnung

Die Stadt brauchte 55 Jahre, um sich dazu durchzuringen, den Opfern des Brandanschlags auf das jüdische Gemeindehaus in der Reichenbachstraße ein Denkmal zu setzen. Die Täter sind bis heute nicht gefunden

von Georg M. Hafner  06.02.2025