Igor Mitchnik

Die Dreistigkeit der russischen Lügen

Igor MItchnik Foto: privat

Die Ermordung von Boris Romantschenko machte weltweit Schlagzeilen – und führte der Welt erneut die Dreistigkeit der russischen Lügenkampagnen vor Augen. Während der Kreml nach wie vor unermüdlich behauptet, die Ukraine »entnazifizieren« zu wollen, werden Schoa-Überlebende von der russischen Kriegsmaschinerie bombardiert.

Romantschenko hatte vier deutsche Konzentrationslager überlebt. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow kommentierte treffend: »Die Nationalsozialisten haben es nicht geschafft, diesen großen Menschen zu brechen, ihn zu töten – sehr wohl aber das System Putin mit seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine.«

beschuss Von den Nazis für seine Herkunft verschleppt und interniert, wurde der 96-Jährige nun von russischen Bomben getötet. Mit ihm stand seine Heimat Charkiw, die zweitgrößte Stadt der Ukraine, wochenlang unter Beschuss. Mitte Februar noch blühende Metropole, sind nun mehr als 600.000 Menschen aus der Stadt geflohen und etwa 1000 Gebäude zerstört worden.

Von den Nazis für seine Herkunft verschleppt und interniert, wurde der 96-Jährige nun von russischen Bomben getötet.

Da sich abzeichnet, dass das russische Militär die Stadt nicht einnehmen kann, entschloss sich die russische Führung im Fall von Charkiw, wie auch bei anderen Städten der Ukraine, offensichtlich für das Modell der syrischen Stadt Aleppo: völlige Zerstörung. Die Ukraine soll als Staat und die Ukrainer sollen als Nation vernichtet werden.

machtzirkel Wie weit Putins Machtzirkel bereit sind zu gehen, zeigt bereits die grausame Belagerung, Zerstörung und der Beschuss der Zivilbevölkerung in der Hafenstadt Mariupol. Während der Kreml von ukrainischen Nazis und der Unterdrückung des Russischen in der Ukraine schwadroniert, war Russisch in Charkiw wie auch in Mariupol bis zuletzt noch allgegenwärtig.

Bundeskanzler Olaf Scholz versprach nach Beginn des russischen Angriffskrieges eine »Zeitenwende« der deutschen Politik. Die Ukraine braucht nun jede militärische, zivilgesellschaftliche und politische Unterstützung. Romantschenkos Ermordung sollte uns daran erinnern, dass Deutschland und der Westen keine Zeit mehr verschwenden dürfen.

Der Autor ist Projektleiter bei der NGO Libereco – Partnership for Human Rights und hat in der Ostukraine in zivilgesellschaftlichen und humanitären Projekten gearbeitet.

Redaktioneller Hinweis: In einer früheren Version hieß es fälschlicherweise, Romantschenko sei Jude gewesen. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

Meinung

Die Columbia und der Antisemitismus

Ein neuer Bericht offenbart: An der US-Eliteuniversität sind die Nahoststudien ideologisch einseitig und jüdische Studenten nicht sicher. Es ist ein Befund, der ratlos macht

von Sarah Thalia Pines  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

Nahost

Warum Deutschland seine Botschaft nach Jerusalem verlegen sollte

Ein Kommentar von JA-Redakteur Imanuel Marcus

von Imanuel Marcus  21.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025