Ayala Goldmann

Benjamin Netanjahu und der »Deep State«

Ayala Goldmann, Redakteurin der Jüdischen Allgemeinen Foto: Uwe Steinert

In seinem Post auf X (vormals Twitter) klang Benjamin Netanjahu wie ein Verschwörungstheoretiker. »In Amerika und in Israel, wenn ein starker rechter Anführer eine Wahl gewinnt, bewaffnet der linke ›Deep State‹ das Justizsystem, um den Willen des Volkes zu durchkreuzen. (…) Sie werden an keinem der beiden Orte gewinnen! Wir werden gemeinsam stark bleiben!« schrieb Israels Regierungschef vor wenigen Tagen.

Damit dürfte endgültig klar sein, dass Netanjahus Bereitschaft zu Kompromissen, was die von seiner Regierung geplante und hochumstrittene »Justizreform« im jüdischen Staat angeht, nur so weit reicht, wie seine eigene Macht nicht gefährdet wird.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Jüngstes Beispiel: Am vergangenen Sonntag votierte das Kabinett einstimmig für die Absetzung der Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara. Ihr wird vorgeworfen, der politischen Führung des Landes gegenüber nicht loyal genug zu sein. Geärgert haben dürfte Netanjahu nicht zuletzt, dass die Juristin die Absetzung des Schin-Bet-Chefs Ronen Bar durch die Regierung nicht mittragen wollte.

Bar wiederum war in Ungnade gefallen, weil er den Skandal um mutmaßliche Bestechung von Beratern Netanjahus durch das Emirat Katar untersuchen lassen wollte – dem Land, das die Finanzierung der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen offenbar über Jahre hinweg ermöglicht hat.

Die Kritik in Israel an Netanjahu wächst – auch weil er sich gegen eine staatliche Kommission stemmt, die untersuchen soll, warum Israels Süden am 7. Oktober 2023 nicht vor den Mördern der Hamas geschützt wurde. Nicht zuletzt aus diesem Grund könnten die Demonstrationen auf Israels Straßen – nicht nur gegen die »Justizreform«, sondern auch gegen die Wiederaufnahme des Kriegs in Gaza – in den kommenden Wochen und Monaten noch stärker werden.

Lesen Sie auch

Doch die Regierung Netanjahu sitzt fest im Sattel; gerade konnte der Haushalt in der Knesset verabschiedet werden. Bis zu den nächsten Wahlen, die für Herbst 2026 terminiert sind, brauchen die Israelis vor allem eines: viel Geduld.

Meinung

Die Columbia und der Antisemitismus

Ein neuer Bericht offenbart: An der US-Eliteuniversität sind die Nahoststudien ideologisch einseitig und jüdische Studenten nicht sicher. Es ist ein Befund, der ratlos macht

von Sarah Thalia Pines  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

Nahost

Warum Deutschland seine Botschaft nach Jerusalem verlegen sollte

Ein Kommentar von JA-Redakteur Imanuel Marcus

von Imanuel Marcus  21.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025