Daniel Zylbersztajn-Lewandowski

BDS: Sally Rooneys verlogener Boykott

Daniel Zylbersztajn-Lewandowski Foto: privat

Ein Symbol soll es sein – gegen Israels »Apartheid«, für Solidarität mit Palästina. Das behauptet die irische Schriftstellerin Sally Rooney über ihre Weigerung, ihr neuestes Buch von einem israelischen Verlag auf Hebräisch herausgeben zu lassen. Abgesehen davon, dass der Apartheid-Vergleich grundfalsch ist und in die Kategorie Fake News gehört, bietet Rooney mit ihrer Haltung keinerlei Beitrag zur Schlichtung des Konflikts zwischen jüdischen Israelis und Palästinensern an.

Dabei sollte eine Irin es aufgrund des Nordirland-Konflikts besser wissen. Hier, wie bei jedem Konflikt, gilt: Die Öffnung von Kommunikationskanälen ist das erste Gebot des Friedens.

bücherverbrennungen Doch nicht nur das. Rooneys Position ist nicht von den Bücherverbrennungen der Nazis zu trennen. Viele Verfolgte des Nationalsozialismus fanden in Israel Zuflucht, andere flüchteten vor Pogromen in arabischen Ländern, vor sowjetischem Antisemitismus und Judenhass, wo und in welchem Gewand auch immer er auftrat.

Rooney bietet mit ihrer Haltung keinerlei Beitrag zur Schlichtung des Konflikts zwischen jüdischen Israelis und Palästinensern an.

Selbst wenn man Rooneys fragwürdige Haltung als Protest gegen vermeintliches Unrecht gelten lassen würde, sollte sich die Autorin fragen, ob ihre Bücher nicht ebenso wenig in China, in bestimmten arabischen Ländern, in der Türkei, in Russland, im Iran oder in Äthiopien publiziert werden sollten. Konflikte und Menschenrechtsverletzungen sind dort an der Tagesordnung. Vielleicht sollte auch keines ihrer Bücher als britisch-englische Ausgabe herausgegeben werden – aus Rücksicht auf die national-irischen Interessen bezüglich Nordirland.

kritik Autorinnen und Autoren wie Chaim Bialik, Nelly Sachs, Samuel Agnon, Jehuda Amichai, David Grossman und Abraham B. Jehoschua sind nur einige der großen Namen, die das moderne Hebräisch, herausgeben von israelischen Verlagen, zur Blüte getragen haben. Es ist eine Sprache, in der durchaus Kritik an der Politik Israels ausgedrückt werden kann. Etliche Autoren tun dies, genauso wie viele bekannte israelische Journalistinnen, Politiker und Filmproduzenten.

Rooneys Boykott ausschließlich israelischer Verlage und damit einer einzigen Gruppe von Menschen – jüdischen Israelis – ist daher nicht etwa Symbol des Friedens oder der Solidarität, sondern eines einseitigen Hasses.

Der Autor ist Großbritannien-Korrespondent der »taz« in London.

Oleg Shevchenko

Thüringen: Brücke statt Brandmauer

Die AfD wird gefährlich normalisiert, und demokratische Parteien geben ihr Rückendeckung

von Oleg Shevchenko  21.09.2023

Meinung

Die Aiwanger-Affäre bedeutet Grünes Licht für Antisemiten

Der Fall zeigt, dass Wählerstimmen und Koalitionen mehr zählen als das viel beschworene »Nie wieder!«

von Hanna Veiler  20.09.2023

Alexander Friedman

Putin und sein Hass auf Selenskyj

Der Kreml-Chef möchte die Ukraine als »Nazi-Staat« delegitimieren und setzt auf das probate Mittel Antisemitismus

von Alexander Friedman  14.09.2023

Menachem Z. Rosensaft

Hände weg von Yad Vashem!

Wenn es um die Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem geht, hat die Diaspora das Recht, ihre Stimme zu erheben

von Menachem Z. Rosensaft  14.09.2023

Einspruch

Serientäter Abbas

Ahmad Mansour beklagt, dass selbst »moderate« palästinensische Politiker maximal antisemitische Einstellungen vertreten

von Ahmad Mansour  14.09.2023

Günter Jek

Eine Bürgergeld-Erhöhung reicht nicht aus

Arbeits- und Sozialminister Heil will die Sozialleistung erhöhen – und erntet Kritik aus der Opposition und von Arbeitgeberverbänden

von Günter Jek  13.09.2023

Ahmad Mansour

Universitäten im Spannungsfeld von Meinungsfreiheit und Aktivismus

Fanatische, linksradikale Aktivisten teilen an Hochschulen die Welt zunehmend in »gut« und »böse« - eine Entwicklung, die jeden besorgen sollte

von Ahmad Mansour  08.09.2023

Peter Bollag

Schweizer Verfassung: Kein Grund zum Feiern

Die Schweiz soll einen zusätzlichen Feiertag bekommen – gut gemeint, aber nicht gut durchdacht

 07.09.2023

Sabine Brandes

Am besten lautstark und mit Daffke

Die Regierung in Jerusalem gibt Frauenhassern offenbar Auftrieb. Dagegen muss protestiert werden

von Sabine Brandes  05.09.2023