Martin Krauß

Auch wenn es nicht um die Wurst geht

Martin Krauss Foto: Stephan Pramme

Martin Krauß

Auch wenn es nicht um die Wurst geht

Im Innenministerium wird Fingerfood zur Islamkonferenz gereicht, das weder halal noch koscher ist

von Martin Krauss  07.12.2018 07:41 Uhr

Zur Islamkonferenz werden Muslime ins Bundesinnenministerium (BMI) eingeladen, und die treffen dort auf Staatsvertreter. Solche Gespräche sind sinnvoll, und dass dabei Häppchen gereicht werden, ist üblich. Dass es diesmal als Fingerfood unter anderem Blutwurst gab, sorgt für Diskussionen. Die dürfte nämlich zu den Nahrungsmitteln gehören, die fromme Juden, gläubige Muslime und auch manch nichtreligiöse Menschen am meisten schütteln. Warum lag die also auf dem Teller?

ZUSAMMENSETZUNG Im BMI erfährt man, die Essensauswahl sei »mit Blick auf die religiös-plurale Zusammensetzung« der Islamkonferenz erfolgt. Darauf, ob an den Blutwursthäppchen Zettel oder Fähnchen hingen, die darauf hinwiesen, was es ist, gibt es verschiedene Antworten. Aber das BMI legt Wert darauf, dass das Personal ja hätte Auskunft geben können. Die Frage nach dem Warum ist damit allerdings immer noch nicht beantwortet. Zur »religiös-pluralen Zusammensetzung« gehört vermutlich kaum, dass ein Teilnehmer wegen seiner Religion Blutwurst essen musste.

Zur »religiös-pluralen Zusammensetzung« gehört kaum, dass ein Teilnehmer wegen seiner Religion Blutwurst essen musste.

Irgendeine Provokation, islamfeindlich oder rassistisch motiviert, möchte man nicht unterstellen. Schon eher darf man eine Mischung aus Gedankenlosigkeit und Ignoranz vermuten, vielleicht sogar ein bisschen Respektlosigkeit, doch all das sollte man nicht zu hoch hängen. Und wer sagt, es müsse ja niemand zugreifen und das geronnene Blut essen, hat auch recht. Was aber wirklich sehr irritiert, ist der Umstand, dass man im BMI auf den »religiös-pluralen« Gesichtspunkten beharrt, die die Auswahl bestimmt hätten. Gilt die Blutwurst irgendjemandem als Symbol?

Übrigens: Wer sagt, dass es doch wohl Wichtigeres geben müsse als die Verwurstung solcher Meldungen, hat ebenfalls recht. Nur, wenn das BMI Inhalte, eventuell gar Ergebnisse dieser Islamkonferenz präsentieren möchte, sollte es anderes auf den Tisch legen.

Meinung

Warum Israel die Ukraine jetzt offen militärisch unterstützt

Die Ukraine nutzt nun auch Waffensysteme aus israelischen Beständen. Der Hintergrund für die veränderte Politik Jerusalems ist eine Machtverschiebung in Nahost

von Saba Farzan  12.06.2025

Medien

Deutschlands Oberlehrer

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? In diesen Tagen scheint die Diffamierung Israels oberste Bürgerpflicht zu sein. Ein Kommentar

von Michael Thaidigsmann  11.06.2025 Aktualisiert

Kommentar

Der Unabhängige

Der Schweizer Außenminister Ignazio Cassis ist nach Israel und ins Westjordanland gereist, um sich eine eigene Meinung über die humanitäre Hilfe in der Region zu bilden

von Nicole Dreyfus  11.06.2025

Meinung

Jewrovision: einfach jung und jüdisch sein

Junge Jüdinnen und Juden sind alltäglich Anfeindungen ausgesetzt. Für sie ist die Jewrovision ein Safe Space

von Katrin Richter  11.06.2025

Meinung

Grüne Jugend: Vertrauen verloren

Die jüngsten Aussagen der Co-Vorsitzenden Jette Nietzard zu Nahost waren ein Fehltritt zu viel. Die Grüne Jugend braucht einen personellen Neuanfang

von Ron Dekel  11.06.2025

Meinung

Kreuzfahrt mit Greta

Das Boot mit der schwedischen Klima- und Palästina-Ikone an Bord konnte die Seeblockade um Gaza nicht brechen. Doch darum ging es ja auch nicht

von Michael Thaidigsmann  10.06.2025

Glosse

Gretas Törn

Wird es den zwölf Aktivisten, unter ihnen die Klima- und Palästina-Ikone Greta Thunberg, gelingen, Israels Seeblockade zu durchbrechen? Die Welt wartet gespannt

von Michael Thaidigsmann  05.06.2025

Meinung

Deutsch denken?

Wie die rechtsextreme AfD den Kulturbetrieb Sachsen-Anhalts umgestalten will. Ein Gastbeitrag von Kai Langer, dem Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-​Anhalt

von Kai Langer  01.06.2025

Meinung

Im Würgegriff der deutschen Geschichte?

Die Kritik an Israels Kriegsführung in Gaza nimmt auch in Deutschland zu - und schon wird selbst in bürgerlichen Medien über das Ende eines vermeintlichen »Schuldkults« geraunt

von Klemens Elias Braun  01.06.2025