Meinung

Anderthalb Jahre Krieg in der Ukraine

Michael Gold ist Chefredakteur der ukrainisch-jüdischen Zeitung »Hadashot« Foto: privat

Meinung

Anderthalb Jahre Krieg in der Ukraine

Dieser Krieg wird leider noch lange andauern. Aber es besteht kein Zweifel daran, dass die Ukrainer, wie ihre jüdischen Landsleute, bis zum Ende durchhalten werden

von Michael Gold  24.08.2023 09:31 Uhr

In der Geschichte sind 18 Monate ein unbedeutender Zeitraum. Für die Ukraine aber, das flächenmäßig größte Land Europas, das bis vor Kurzem nicht oft in den Schlagzeilen der Weltpresse auftauchte, ist dieser Zeitraum von historischer Bedeutung.

Vor genau anderthalb Jahren beschloss der Kreml, mein Land zu zerstören, das nicht den Weg Russlands einschlagen wollte. Die Drohung: »Wir werden Kiew in drei Tagen einnehmen« umriss ziemlich genau die Pläne des Aggressors.

unabhängigkeitstag Die Ukraine begeht nun ihren 32. Unabhängigkeitstag. Warum sind die Pläne Moskaus nicht aufgegangen? Der Kreml hat eine Tatsache unterschätzt: Die Ukrainer sind ein Volk. Nicht besser und nicht schlechter als andere Völker, aber die Ukrainer sind bereit, für ihre Unabhängigkeit zu kämpfen und zu sterben.

Russland hat nicht erkannt, dass eine groß angelegte Invasion die ukrainische Nation, zu der unter anderem Juden, in der Ukraine lebende Russen, Krimtataren, Bulgaren und Polen gehören, nur weiter vereinen würde.

freiheit Es gab eine Zeit, in der der Unabhängigkeitstag von vielen Ukrainern (ganz gleich, welcher ethnischen Herkunft) als ein offizieller und eher formeller Feiertag empfunden wurde. Im Jahr 1991 erlangte das Land infolge des Zusammenbruchs der UdSSR seine Unabhängigkeit, und heute bezahlt es mit seinem Blut für seine Freiheit und das Recht, überhaupt zu existieren. Das Symbol dieses Unabhängigkeitstages ist nicht die traditionelle Parade auf dem Chreschtschatyk, sondern eine Ausstellung von zerstörtem feindlichen Militärgerät im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt.

Kein Ukrainer macht sich Illusionen: Dieser Krieg wird leider noch lange andauern. Aber es besteht auch kein Zweifel daran, dass die Ukrainer, wie ihre jüdischen Landsleute, bis zum Ende durchhalten werden – einfach weil dies ihre Heimat ist.

Der Autor ist Chefredakteur der Kiewer jüdischen Zeitung »Hadashot«.

Meinung

Die Linkspartei, ihr Bundesparteitag und der Abschied vom Eintreten gegen Judenhass

Wer sich als vorgeblich sozialistische Partei mit einer Bewegung solidarisiert, die Frauen steinigt, Homosexuelle verbrennt und den Judenmord als oberstes Ziel ihrer Bemühungen proklamiert, hat keine Ehre. Ein Kommentar von Andrej Hermlin

von Andrej Hermlin  11.05.2025

Meinung

Codewort: Heuchelei

Nemo fordert den Ausschluss Israels beim ESC in Basel. Damit schadet der Sieger des vergangenen Jahres der Schweiz und der eigenen Community

von Nicole Dreyfus  11.05.2025

Julia Bernstein

»Nichts ist mehr wie zuvor«: Wie junge jüdische Münchner den 7. Oktober erleben

»Jüdisch oder gar israelisch zu sein, ist heute in Deutschland eine äußerst politische Angelegenheit oder gar für manche eine Provokation«, schreibt unsere Autorin

von Julia Bernstein  09.05.2025

Meinung

Der 8. Mai und die falschen Schlüsse

Es ist schwer, Menschen zu kritisieren, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, aber auch Schoa-Überlebende können irren. Denn einen Bogen von der industriellen Vernichtung der Juden zum Verteidigungskrieg Israels in Gaza zu ziehen, ist falsch

von Daniel Neumann  09.05.2025

Kommentar

Die Menschen in Gaza brauchen schnell Hilfe

Eine Demokratie wie Israel sollte sich nicht auf schmutzige Kriegstaktiken wie die Blockade von Hilfsgütern einlassen, auch wenn es sich bei der Hamas um skrupellose, abgrundtief böse Terroristen handelt

von Nils Kottmann  08.05.2025

Kommentar

Ulrike Eifler, die Linkspartei und die Auslöschung Israels

Ein hochrangiges Mitglied der Partei delegitimiert auf X Israel. Die Linke muss sich klar davon distanzieren, wenn sie glaubwürdig für Menschenrechte eintreten will

von Andreas Büttner  08.05.2025

Kommentar

Der Ukraine-Krieg überlagert die Pluralität der Erinnerungen

Die Auffassung, dass jeder nach seiner Fasson dem Zweiten Weltkrieg gedenkt, wurde durch Russlands Einmarsch in die Ukraine zerstört. Lenin- und Roter Stern-Orden jüdischer Veteranen und Veteraninnen und ihre »hundert Gramm« in Erinnerung an die gefallenen Kameraden wirken deplatziert

von Dmitrij Belkin  08.05.2025

Kommentar

Mit aller gebotenen Härte

Ein AfD-Verbotsverfahren ist nach der Verfassungsschutz-Einschätzung der Partei als rechtsextremistisch dringlicher denn je

von Philipp Peyman Engel  07.05.2025

Meinung

Null Toleranz für Gewaltaufrufe

Ein Großereignis wie der Eurovision Song Contest darf keine Sicherheitslöcher zulassen, findet unsere Schweiz-Redakteurin Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  07.05.2025