Lea Feynberg

Alle Verantwortlichen zurücktreten lassen, liebe Freie Universität

Lea Feynberg Foto: URwerk-Ruht Gerresheim

Lea Feynberg

Alle Verantwortlichen zurücktreten lassen, liebe Freie Universität

Nach dem Judenhasser die Freie Universität Berlin besetzt haben, muss die Uni-Leitung handeln

von Lea Feynberg  18.12.2023 17:25 Uhr

Hey Freie Universität, wir müssen reden. Über dich, über Meinungsfreiheit und über die Juden. Nach dem 7. Oktober hast du dich verändert, liebe FU. Du schweigst mir zu laut und genau deswegen muss ich diese Zeilen unter einem Pseudonym schreiben. Nicht, dass ich wegen meines Jüdischseins eines Tages exmatrikuliert werde und du dich auf Meinungsfreiheit berufst.

Du zeigst viel Verständnis, aber: Du kannst nichts gegen die antisemitischen Demos unternehmen, weil sie vor und nicht im Gebäude stattfinden. Du kannst massive Ausschreitungen gegen Juden in den WhatsApp-Gruppen der Studierenden nicht unterbinden, weil diese privat betrieben werden. Du hörst nur zu. Taten sind nicht deine Stärken.

Die Geschehnisse vom 14. Dezember 2023 sind kaum zu ertragen, auch ein paar Tage danach. Eine Meute propalästinensischer Aktivisten, die die Poster mit israelischen Geiseln abreißen, handgreiflich werden und den jüdischen Studierenden den Weg in den Hörsaal versperren. Ein Ort des Lernens und der Bildung, der zum antiisraelischen Hetzlager umfunktioniert und wo laut skandiert wird: »Juden sollten keinen Genozid legitimieren!«

Weißt du, FU, ich komme aus der ehemaligen Sowjetunion. Aus einem Land, in dem es die Judenquote an den Universitäten gab. Meine Mutter, eine exzellente Schülerin mit einem ausgezeichneten Abschlusszeugnis, wollte unbedingt Jura studieren. Weil aber die Judenquote von fünf Prozent an der Moskauer Lomonossow-Universität bereits erreicht war, musste sie auf die Fernuniversität ausweichen. Meine Eltern haben meinen Bruder und mich nach Deutschland gebracht, damit wir werden, was auch immer wir möchten - unabhängig von unserer Religion. Und nun stehen wir hier, in Berlin, achtzig Jahre nach dem Holocaust. Auf uns wird gezeigt, »Scheißzionisten raus!« gerufen, uns »ein blaues Wunder« versprochen, Israel wird in aller Öffentlichkeit das Existenzrecht abgesprochen. Und du, liebe FU, sprichst von Meinungsfreiheit, lässt über vier Stunden den Hörsaal nicht räumen und schreibst in deiner Stellungnahme: »Berichten, denen zufolge Personen wegen ihres Glaubens oder ihrer Nationalität nicht in den Hörsaal gelassen wurden, treffen nicht zu.« Echt, FU? Du und ich - waren wir an diesem einen Tag am selben Ort?

Und nun, liebe FU, hast du genug geschwiegen. Du musst alle Verantwortlichen zurücktreten lassen. Unternimm endlich etwas, FU. Wenn du Fragen zur Meinungsfreiheit haben solltest, kannst du dich an die Rechts- oder Politikwissenschaften wenden. Und solltest du genauso schlecht schlafen wie wir Juden seit dem 7. Oktober, können bestimmt auch die Kollegen von der Charité aushelfen.

Die Autorin ist Studentin an der Freien Universität.

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Sabine Brandes

Wie Donald Trump Israels Demokratie angreift

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Meinung

Wieder ein Blankoscheck für Palästina?

Europa will Gazas Wiederaufbau finanziell fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, Millionen an Hilfsgeldern würden etwas zum Besseren verändern, fragt unser Autor

von Jacques Abramowicz  10.11.2025 Aktualisiert

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer, wie der Imam, den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025