Martin Krauß

5000 Euro Unabhängigkeit

Martin Krauss Foto: Stephan Pramme

Martin Krauß

5000 Euro Unabhängigkeit

Die Schriftstellerin Christine Wunnicke lehnt eine Ehrung ab, weil sie keiner »kritikresistenten Solidaritätsveranstaltung« beiwohnen will

von Martin Krauss  24.01.2019 09:44 Uhr

Das liest sich so leicht dahin: Eine Autorin lehnt die Annahme eines Preises ab. Man könnte meinen, sie sei schüchtern, öffentlichkeitsscheu oder sonst was. Oder es wäre eine Kuriosität, wie weiland Marcel Reich-Ranickis legendäre Ablehnung des Deutschen Fernsehpreises, weil ihm das Niveau der Veranstaltung zu niedrig schien.

Nichts davon liegt aber vor, wenn nun die Münchner Schriftstellerin Christine Wunnicke den mit 5000 Euro dotierten Ernst-Hoferichter-Preis abgelehnt hat. Wunnicke will den Preis nicht, weil der Karikaturist Dieter Hanitzsch, dem vor Kurzem die Verwendung antisemitischer Stereotype vorgeworfen wurde, zur gleichen Zeit für sein Lebenswerk geehrt wird.

HONORARE Eine solche Ablehnung muss man sich erst einmal leisten können! Die Honorare, die Schriftsteller und Autoren erhalten, sind nämlich in den allermeisten Fällen bestenfalls mickrig zu nennen. Wer für Arbeit, die sich über ein, zwei oder drei Jahre erstreckt, einen mittleren vierstelligen Eurobetrag erhält, ist auf die Zusatzeinnahme durch Preise oder Stipendien dringendst angewiesen. Wer aber derart abhängig ist, kann nicht unabhängig sein; das dürfte einleuchten.

Umso größer ist der Respekt, der Christine Wunnicke entgegenzubringen ist. Sie verteidigt ihre Unabhängigkeit als Künstlerin. Nicht gegen Dieter Hanitzsch will sie auftreten, aber auch nicht als jemand präsentiert werden, der sich bloß lächelnd neben ihm auf die Bühne stellt. Zunächst hatte die Schriftstellerin den Preis angenommen, weil sie nicht von den Kritikern vereinnahmt werden wollte; nun aber lehnt sie ihn ab, weil sie in der Ehrung eine »kritikresistente Solidaritätsveranstaltung« für Hanitzsch erblickt.

Da will sie nicht dabei sein, sie will unabhängig bleiben. Und das zu dem für eine freie Schriftstellerin hohen Preis von 5000 Euro.

Meinung

Gaza: Das falsche Spiel der Vereinten Nationen

Die UN ist kein neutraler Akteur im Gazakrieg. Ihre Vertreter scheuen sich nicht, irreführende Zahlen in Umlauf zu bringen und die Hamas als legitime politische Kraft zu präsentieren

von Jacques Abramowicz  03.09.2025

Meinung

Marlene Engelhorn, die Gaza-Flotille und deutsche Schuldabwehr

Die Familie der BASF-Erbin hat an der Ermordung von Juden mitverdient. Nun diffamiert sie den jüdischen Staat, um sich selbst im Gespräch zu halten

von Antonia Sternberger  03.09.2025

Meinung

Schlechte Zeiten für Frankfurts Juden

Durch die Radikalisierung der israelfeindlichen Szene ist die jüdische Gemeinschaft der Mainmetropole zunehmend verunsichert. In der Stadtgesellschaft interessiert das jedoch nur wenige

von Eugen El  01.09.2025

Meinung

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  01.09.2025 Aktualisiert

Einspruch

Wenn Urlaub zum Risiko wird

Sabine Brandes ist schockiert, dass Israelis im Ausland ständig Angst vor Beleidigungen und Angriffen haben müssen

von Sabine Brandes  31.08.2025

Meinung

Muss erst ein australischer Jude sterben?

Wie nun bekannt wurde, steckt der Iran hinter zwei Anschlägen auf jüdische Einrichtungen in Australien. Doch auch ohne Hilfe aus dem Ausland wächst der Antisemitismus im Land ins Unermessliche

von Amie Liebowitz  27.08.2025

Meinung

Warum Leon de Winter in Osnabrück lesen soll

Die Positionen des Schriftstellers zur AfD sind streitwürdig. Canceln hingegen ist langweilig und kontraproduktiv, findet unsere Redakteurin

von Ayala Goldmann  27.08.2025

Meinung

Embargo gegen Israel: Merz´ gefährliche Botschaft

Die Bundesregierung hat ein Exportverbot für Waffen an Israel verhängt und sendet damit fatale Signale: An Israel, an die Hamas und deren Unterstützer - und an die Juden in Deutschland

von Remko Leemhuis  22.08.2025

Meinung

Verbaute Perspektive

Minister Bezalel Smotrich hat Siedlungspläne genehmigt, die das Westjordanland teilen würden. Auch für Israelis ist das keine gute Nachricht

von Mascha Malburg  22.08.2025