Dalia Grinfeld

#2021JLID: Impulse nachhaltig verankern

Dalia Grinfeld Foto: privat

Dalia Grinfeld

#2021JLID: Impulse nachhaltig verankern

Das Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« bietet eine Chance, jüdisches Leben zu profilieren – doch die Mehrheitsgesellschaft scheint (noch) nicht mitzufeiern

von Dalia Grinfeld  20.07.2021 10:49 Uhr

Das Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« bietet eine Chance, jüdisches Leben zu profilieren: mit Gesang, Gerüchen und Geschichten, abseits von Antisemitismus, Schoa und Nahostkonflikt.

So sind unter den zahlreichen, bereits erfolgreich gelaufenen Projekten jüdische Kochshows, Konzerte und eine digitale »Jewersity«-Ausstellung. Dadurch haben Projekte wie der Podcast zur jüdischen Geschichte des Robert-Koch-Instituts neue Zielgruppen angesprochen, wurden Orte neu oder wieder mit jüdischem Leben verknüpft, wie etwa das Festival »Musik & Kultur in westfälischen Landsynagogen«. Einige Modelle wie der 2021JLID-Podcast haben es sogar aus der jüdischen Bubble geschafft.

wahrnehmung Die im Durchschnitt wöchentlich 154 Berichte in TV, Radio, Print und Internet, die sich mit dem Festjahr befassen, deuten auf eine ausgedehnte mediale Wahrnehmung hin. Besonders Lokalzeitungen bieten einen regionalen Zugang zum Sonderthema. Zusätzlich bietet die Schirmherrschaft des Bundespräsidenten eine repräsentative Goldmedaille.

Trotzdem würden viele Leute bei Wer wird Millionär? die Frage, welches Festjahr in der Bundesrepublik gefeiert wird, wohl kaum ohne Joker richtig beantworten können. So beobachtet die Vizepräsidentin der Jüdischen Studierendenunion, Hanna Veiler, bei jungen Menschen, dass »das Jahr bei zu vielen nicht angekommen ist und am Ende die kommen, die ohnehin schon an jüdischem Leben interessiert waren«.

erwartungen Die Mehrheitsgesellschaft scheint wohl (noch) nicht mitzufeiern. Sylvia Löhrmann vom Verein 321–2021 berichtet hingegen, dass durch das breite Spektrum an Projekten bereits eine größere Reichweite erzielt wurde. Wer feiert wie, was eigentlich und wer nicht? Für diese noch offenen Fragen und die hohen Erwartungen an das Festjahr hat Deutschland noch ein gutes halbes Jahr Zeit.

Derweil dürfen wir gespannt bleiben, wie das größte Laubhüttenfest der Welt, »Sukkot XXL«, ein »Pride Shabbat« und weitere Veranstaltungen die Sichtbarkeit jüdischen Lebens in Deutschland verbessern. Schließlich erhoffen wir uns vor allem eines: dass die Impulse von #2021JLID nachhaltig weiterwirken.

Die Autorin ist Assistant Director of European Affairs bei der Anti-Defamation League.

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer wie der Imam den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Meinung

Die Kälte der »Sozialreform«

Für die Haushaltslücken lässt die Bundesregierung wieder einmal die Schwächsten der Gesellschaft büßen. Jüdische Rentnerinnen und Rentner werden besonders hart getroffen

von Günter Jek  26.10.2025

Meinung

Liebe Juden, bleibt bitte zu Hause!

Immer mehr jüdische Veranstaltungen werden abgesagt – angeblich zum Schutz von Jüdinnen und Juden. So wird aus einer Einladung zur Kultur ein stiller Abgesang auf Teilhabe

von Louis Lewitan  23.10.2025

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025

Meinung

Wer stoppt die Hamas?

Die Entwaffnung und Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation ist und bleibt der Schlüssel zum Frieden in Nahost

von Philipp Peyman Engel  22.10.2025

Meinung

Die Abkehr des Kanzlers von der Staatsräson: Kein Grund zur Trauer

Der von Altkanzlerin Angela Merkel geprägte Begriff war schon immer vage. Es ist auch wesentlich leichter, wohlklingende Erklärungen abzugeben, als danach zu handeln. Friedrich Merz sollte endlich Taten folgen lassen

von Daniel Neumann  22.10.2025