Debatte

Zentralrat der Juden fordert Absage von Xavier Naidoos Konzert

Der 49-jährige Naidoo hat sich in jüngster Zeit immer stärker radikalisiert Foto: Getty Images

Ein in der Berliner »Zitadelle« geplantes Konzert des Musikers Xavier Naidoo sollte nach Ansicht des Zentralrats der Juden in Deutschland »untersagt« werden. »Berlin darf Judenfeinden keine Bühne bieten, erst recht nicht in städtischen Räumen«, teilte Zentralratspräsident Josef Schuster am Mittwoch auf Twitter mit.

HETZE Auf seinem Telegram-Kanal hetzt der 49-jährige Naidoo, Mitbegründer der Band »Söhne Mannheims« und seit einigen Jahren auch sehr erfolgreich als Solist unterwegs, regelmäßig gegen angebliche »hellhäutige jüdische Betrüger« und zieht den millionenfachen Mord der Nationalsozialisten an den Juden in Zweifel.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Naidoo ist zudem der Ansicht, dass der Zweite Weltkrieg den Deutschen von den Juden aufgezwungen worden sei. Zudem müsse das 1918 untergegangene Kaiserreich samt seiner Kolonien wiederhergestellt werden.

Allerdings wurde der Künstler 2018 vom Landgericht Regensburg von dem Vorwurf freigesprochen, ein Antisemit zu sein. Josef Schuster hatte das Urteil damals mit großer Fassungslosigkeit und Enttäsuchung aufgenommen.

»Egal, in welcher Form alte judenfeindliche Stereotype transportiert werden, darf es dafür keine Toleranz geben. Gerade in der Musikszene müssen viel strengere Maßstäbe angelegt werden, als es bisher der Fall ist. Die Kunstfreiheit darf nicht als Deckmäntelchen für Menschenfeindlichkeit missbraucht werden«, erklärte Schuster damals.

»Egal, in welcher Form alte judenfeindliche Stereotype transportiert werden, darf es dafür keine Toleranz geben.«

Josef Schuster

Das Konzert Naidoos in der Zitalle in Spandau, wo bis zu 10.000 Besucher Platz haben, war ursprünglich für den 1. August angesetzt. Es wurde zwischenzeitlich aber auf einen unbestimmten Termin im kommenden Jahr verschoben.

REGENSBURG In letzter Zeit hatten mehrere Städte diskutiert, ob Konzerte Naidoos wegen dessen Äußerungen in öffentlichen Räumlichkeiten nicht untersagt werden sollten. In Rostock wird die Bürgerschaft an diesem Mittwoch erneut über das Thema beraten. Zuvor hatte das Kommunalparlament gefordert, den Auftritt Naidoos in der Rostocker Stadthalle abzusagen. Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) hatte aber Widerspruch gegen diesen Entscheid eingelegt, da die Bürgerschaft seiner Ansicht nach nicht dafür zuständig sei.

Am 23. Juli will Naidoo bei den Thurn und Taxis Schlossfestspielen in Regensburg auftreten. Im vergangenen Jahr bereits hatte die Oberbürgermeisterin der Stadt, Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD), die Veranstalter gebeten, »ein Zeichen gegen Rechts« zu setzen und das Konzert auf Schloss Emmeran abzusagen, weil Naidoo »extremistisches, rassistisches oder rechtsradikales Gedankengut« verbreite.

Das Bezirksamt Spandau argumentiert, es gebe keine Handhabe, den Veranstalter zu einer Absage des Konzerts zu zwingen.

Der Veranstalter der Festspiele lehnte dies aber mit Verweis auf bestehende Verträge mit Naidoos Management ab. Zudem ist das Veranstaltungsgelände in Privatbesitz.

Der Chef von Trinity Music in Berlin, Thomas Spindler, will dagegen an dem Auftritt Naidoos in der Zitadelle kommendes Jahr festhalten. Die Eigentümerin der mittelalterlichen Festung, das Bezirksamt Spandau, argumentiert bislang, es gebe keine Handhabe, den Veranstalter zu einer Absage des Konzerts zu zwingen. mth

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

 12.12.2025

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025

Kulturkolumne

Lieber Chanukka als Weihnachtsstress?

Warum Juden es auch nicht besser haben – was sich spätestens an Pessach zeigen wird

von Maria Ossowski  12.12.2025

Kommerz

Geld oder Schokolade?

Der Brauch, an den Feiertagen um Münzen zu spielen, hat wenig mit den Makkabäern oder dem traditionellen Chanukkagelt zu tun. Der Ursprung liegt woanders

von Ayala Goldmann  12.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Singend durch Paris oder Warum unser Chanukka-Song der beste ist

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Literatur

Deutsch-Hebräischer Übersetzerpreis für Helene Seidler

Die Schriftstellerin wurde für die Übersetzung des Romans »Unter Freunden stirbt man nicht« von Noa Yedlin ausgezeichnet

 12.12.2025

Zürich

Protest gegen ESC-Teilnahme Israels: Nemo gibt Pokal zurück

Mit der Zulassung Israels verrate der Gesangswettbewerb seine Werte von »Einheit, Inklusion und Würde für aller Menschen«, so Nemo

 12.12.2025