Nach dem gewaltsamen Tod des jüdischen Hollywood-Regisseurs Rob Reiner und seiner Ehefrau Michele hat US-Präsident Donald Trump mit öffentlichen Äußerungen scharfe Kritik über Parteigrenzen hinweg ausgelöst. Politiker beider großer Parteien sowie zahlreiche andere Prominente warfen dem Präsidenten vor, eine Familientragödie politisch auszuschlachten und die Toten zu diffamieren.
Reiner (78) und seine 68-jährige Frau waren am Sonntag tot in ihrem Haus im Stadtteil Brentwood in Los Angeles aufgefunden worden. Kurz darauf meldete sich Trump in sozialen Netzwerken zu Wort. Darin behauptete er, Reiner sei an einer angeblichen Krankheit gestorben, die er als »Trump-Verblendungssyndrom« bezeichnete, also eine angeblich krankhafte, irrationale Fixierung auf den Präsidenten.
Zugleich lobte sich Trump ausführlich selbst und erklärte, seine Regierung habe alle Erwartungen übertroffen und eine neue »Goldene Ära Amerikas« eingeleitet.
»Das ist ein kranker Mann«
Am Montag legte Trump nach. Bei einer Veranstaltung im Weißen Haus sagte er auf eine Reporterfrage, er sei »kein Fan« Reiners gewesen und bezeichnete den Regisseur als »verwirrt«. Reiner habe bewusst falsche Behauptungen über ihn verbreitet, etwa im Zusammenhang mit Russland, und sich damit selbst geschadet.
Trumps Wortwahl stieß auf breite Empörung. Whoopi Goldberg, die Reiner als Freund bezeichnete und ihn einen »außergewöhnlichen Menschen« nannte, reagierte fassungslos. Sie verwies darauf, dass Trump nach der Ermordung des rechtsextremen Aktivisten Charlie Kirk öffentlich Mitgefühl eingefordert habe, und fragte nun: »Haben Sie denn gar keine Scham? Überhaupt keine? Kann man noch tiefer sinken? Ich glaube nicht.«
Auch aus der Politik kam scharfe Kritik. Kaliforniens demokratischer Gouverneur Gavin Newsom schrieb über Trump: »Das ist ein kranker Mann.« Der demokratische Abgeordnete Maxwell Alejandro Frost nannte Trumps Aussagen »abscheulich«. Senator Chris Murphy erklärte, der Präsident habe »völlig den Bezug zur Realität verloren« und unterstelle nun, die Opfer hätten ihren eigenen Tod verursacht. Die kalifornische Abgeordnete Zoe Lofgren sprach von einem »neuen Tiefpunkt« und forderte Trumps Partei auf, diese Äußerungen zu verurteilen.
»Unangemessen und respektlos«
Kritische Stimmen kamen auch aus den Reihen der Republikaner. Marjorie Taylor Greene betonte, es handle sich um eine Familientragödie und nicht um Politik, und mahnte zu Mitgefühl. Der republikanische Abgeordnete Thomas Massie nannte Trumps Kommentare »unangemessen und respektlos« und erklärte, niemand in seiner Partei – auch nicht Vizepräsident JD Vance oder Mitarbeiter des Weißen Hauses – solle diese Wortwahl verteidigen.
Rob Reiner hatte Trump über Jahre offen kritisiert. Bereits 2017 sagte er, Trump sei »mental ungeeignet« für das Präsidentenamt, und warnte vor autoritären Entwicklungen in den USA.
Eine besondere persönliche Verbindung zu Trump hatte Reiners Ehefrau Michele: Die Fotografin machte das Titelbild für Trumps Buch »The Art of the Deal« aus dem Jahr 1987.
Unterdessen bestätigte die Polizei von Los Angeles, dass der 32-jährige Sohn des Ehepaars, Nick Reiner, wegen Mordverdachts festgenommen wurde. Die Kaution wurde auf vier Millionen Dollar festgesetzt.im