Protest gegen documenta

Professor legt Amt in Jury nieder

Steht massiv in der Kritik: documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann Foto: IMAGO/Hartenfelser

Die Debatte um Antisemitismus bei der »documenta fifteen« in Kassel hat auch in Niedersachsen Konsequenzen. Am Freitag ist der in München lehrende Jura-Professor Ulrich Haltern aus Protest gegen die documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann von seinem Mandat in der Jury des Niedersächsischen Staatspreises zurückgetreten.

In einem Schreiben an Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte der in Hannover lebende Jurist in der vergangenen Woche die Abberufung Schormanns aus dem Gremium verlangt.

Weil habe dieser Forderung mit Verweis, dass die Jury ohnehin bald neu zusammengestellt werde, nicht entsprochen. »So war es nun an mir, mit meinem Rücktritt ein Zeichen zu setzen: Es kann nicht sein, dass es immer nur jüdische Verbände sind, die daran erinnern, was Antisemitismus ist und wie man damit umgehen oder nicht umgehen kann«, sagte Haltern.

Der in Hannover lebende Jurist gehört seit 2012 dem Gremium an, das die Preisträgerinnen und Preisträger der mit 35.000 Euro höchsten niedersächsischen Auszeichnung auswählt. »Das Lavieren von Frau Dr. Schormann hat gezeigt, dass sie entweder die Dimension der Ereignisse nicht verstanden hat oder sich der persönlichen Verantwortung hierfür entziehen will«, erklärte Haltern. Beides sei ebenso wenig akzeptabel wie ihre »relativierenden Verweise auf künstlerische Freiheit und postkoloniale Problemlagen«.

Nach öffentlichen Protesten war das Bild »People’s Justice« der indonesischen Künstlergruppe »Taring Padi« mit antisemitischen Motiven zunächst mit Tüchern verhängt und am Dienstagabend vergangener Woche dann auf Beschluss des documenta-Aufsichtsrates aus der Kunstschau entfernt worden.

Der Vorfall löste massive Kritik an der Generaldirektorin aus - auch weil dem Künstlerkollektiv »Ruangrupa« als documenta-Kuratoren bereits vorher vorgeworfen worden war, auch Organisationen einzubinden, die antisemitisch seien. Israelische Künstler wurden erst gar nicht zur Weltkunstausstellung nach Kassel eingeladen.

Schormann hat daraufhin eine systematische Untersuchung fraglicher Kunstwerke angekündigt, aber zugleich Versäumnisse der documenta bestritten. epd/ja

Berlin

Ruth Ur wird neue Direktorin der Stiftung Exilmuseum in Berlin

In Berlin soll ein Museum über die Menschen entstehen, die vor den Nazis ins Exil flohen. Die Stiftung, die das Vorhaben vorantreibt, bekommt nun eine neue Direktorin

von Alexander Riedel  12.05.2025

Kulturpolitik

Kulturrat berät künftig zu Antisemitismus

Ziel sei es, Handlungssicherheit innerhalb des Kulturbereichs zu gewinnen

 12.05.2025

Tschechien

Holocaust-Museum in ehemaliger Schindler-Fabrik eröffnet

Der Unternehmer Oskar Schindler rettete viele Juden vor den Nazis. Seine Rüstungsfabrik verlegte er 1944 von Krakau nach Brnenec im heutigen Tschechien. Nun ist dort ein Museum eröffnet worden

 12.05.2025

Basel

Drohgebärde bei ESC-Eröffnung – Kan erstattet Anzeige

Der Sender Kan veröffentlichte ein Video, auf dem ein Mann mit palästinensischer Flagge zu sehen ist, der sich mit seiner Hand waagerecht über den Hals fährt

 11.05.2025

Berlin

»Es gibt Momente, die sind größer als der Preis«

Die Verleihung des Deutschen Filmpreises war geprägt von politischen Statements – und von der Nachricht vom Tod Margot Friedländers. Und ganz nebenbei war »September 5« der große Gewinner des Abends

von Sabrina Szameitat  11.05.2025

Antisemitismus

Kanye Wests Hitler-Song »WW3« ist Hit auf Spotify

Der Text ist voller Hitler-Verehrung, gleichzeitig behauptet der Musiker, er könne kein Antisemit sein, weil er schwarz sei

 11.05.2025

Ruth Achlama

»Alles ist schön und gut? Das wäre gelogen«

Die Übersetzerin über Beziehungsratschläge für Deutsche und Israelis, israelische Autoren auf dem deutschen Buchmarkt und Erzählungen von Chaim Nachman Bialik

von Ayala Goldmann  11.05.2025

Meinung

Codewort: Heuchelei

Nemo fordert den Ausschluss Israels beim ESC in Basel. Damit schadet der Sieger des vergangenen Jahres der Schweiz und der eigenen Community

von Nicole Dreyfus  11.05.2025

Reaktionen

»Ihr Vermächtnis ist Mahnung und Verpflichtung«

Der Tod der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer ist in Politik und Gesellschaft mit großer Trauer aufgenommen worden

 11.05.2025