Nach Antisemitismus-Eklat

Lahav Shani wird im Ruhrgebiet begeistert empfangen

Lahav Shani, zukünftiger Chefdirigent der Münchner Philharmoniker (Archiv) Foto: picture alliance/dpa

Wenige Tage nach der Ausladung des Dirigenten Lahav Shani von einem belgischen Festival hat Belgiens Premierminister Bart De Wever einen Auftritt des Israelis in Essen besucht. Gemeinsam mit dem Deutschen Botschafter in Belgien, Martin Kotthaus, reiste der Premier zu einem Konzert an, das Shani und die Münchner Philharmoniker am Abend in der Ruhrgebietsstadt gaben. 

De Wever habe mit Shani auch persönlich gesprochen und seine Kritik an der Absage bekräftigt, hieß es in einer Erklärung, die Philharmonie-Intendantin Marie Babette Nierenz vor Konzertbeginn verlas. Auf der Plattform X hatte sich der belgische Premier zuvor schon zu Wort gemeldet und die Entscheidung »unverantwortlich« genannt.

Lesen Sie auch

Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) dankte dem Belgier daraufhin für das »Zeichen der Solidarität«, das er gesetzt habe. »Wir dürfen diesem blanken Antisemitismus keinen Platz geben«, schrieb Merz auf der Plattform X. 

Das Flanders Festival Ghent hatte die kurzfristige Absage des für den 18. September geplanten Konzertes damit begründet, dass Shani auch Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra ist. Der in Tel Aviv geborene Musiker grenze sich nicht eindeutig genug von der israelischen Regierung ab, teilte das Festival mit. Die Ausladung des Dirigenten ist in Deutschland scharf kritisiert worden. Dem belgischen Festival wurde Antisemitismus vorgeworfen. 

Im nicht ganz ausverkauften Konzertsaal in Essen wurde der 36-Jährige nun mit großem Applaus empfangen. Das Publikum bejubelte das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven mit Lisa Batiashvili als Solistin. Auf dem Programm standen außerdem Franz Schuberts Sinfonie in h-Moll, die »Unvollendete«, sowie zwei Auszüge aus Richard Wagners »Tristan und Isolde«.

Als Nächstes ist Shani am Montag (15. September) mit dem Orchester in Berlin zu Gast. Das Musikfest Berlin hatte die Einladung kurzfristig ausgesprochen. Damit solle ein Zeichen gesetzt werden »für die verbindende Kraft der Kunst, die Grundwerte unserer demokratischen Gesellschaften in Europa und gegen Antisemitismus, Diskriminierung und den Boykott in Kunst und Wissenschaft«, hieß es.

Shani ist der designierte Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Im Herbst 2026 soll er das Amt offiziell antreten.

TV-Tipp

»Unser jüdischer James Bond«

Die Arte-Doku »Der Jahrhundert-Spion« erzählt die schillernde Lebensgeschichte des Ex-CIA-Agenten Peter Sichel, der seinerzeit den Ausbruch des Kalten Kriegs beschleunigte

von Manfred Riepe  16.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  16.11.2025

Aufgegabelt

Noahs Eintopf

Rezepte und Leckeres

 16.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  15.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025