Terrorakt in Washington

Jüdischer Journalistenverband kritisiert ARD-Berichterstattung

Susanne Stephan ist Co-Vorsitzende des Verbands Jüdischer Journalistinnen und Journalisten. Foto: Privat

Terrorakt in Washington

Jüdischer Journalistenverband kritisiert ARD-Berichterstattung

Die Co-Vorsitzende des Verbands fordert mehr Sorgfalt im Umgang mit Sprache im Zusammenhang mit dem Attentat

 22.05.2025 15:47 Uhr

Der Verband Jüdischer Journalistinnen und Journalisten (JJJ) fordert die Verantwortlichen der ARD, besonders die Chefinnen und Chefs der aktuellen Magazine auf, mehr Sorgfalt bei Formulierungen von Reportern und Moderatorinnen einzufordern.

»Heute früh erreichten uns Mitteilungen, wonach ein ARD-Korrespondent im Zusammenhang mit dem Terrorakt vor dem Jüdischen Museum in Washington DC von der ›jüdischen Botschaft‹ und vom ›jüdischen Vertreter bei den Vereinten Nationen‹ gesprochen habe«, sagte Susanne Stephan, Co-Vorsitzende des JJJ, am Donnerstag. »Heute Mittag sprach dann eine Moderatorin bei Tagesschau24 vom ›Krieg zwischen Israel und Palästina‹«.

Der JJJ vermutet bei den betroffenen Kolleginnen und Kollegen der ARD keinen Antisemitismus. Aber es seien »solche mindestens verunglückten Formulierungen, die draußen bei den Menschen ein verzerrtes Bild des Konflikts in Gaza, ein verzerrtes Bild von Juden entstehen lässt. Das Judentum unterhält keine Botschaften, weder in Washington noch bei den Vereinten Nationen. Israel führt Krieg gegen die Hamas, nicht gegen die Palästinenser. Die Proteste der Palästinenser gegen die Hamas bestätigen dies«, so der Verband in einer Mitteilung.

Der JJJ erwartet von der Tagesschau und anderen aktuellen Magazinen der ARD als Teil der deutschen Qualitätsmedien »mehr redaktionelle Aufmerksamkeit, mehr Verantwortungsbewusstsein, mehr interne Schulungen im Umgang mit einerseits dem Nahost-Konflikt und dem Antisemitismus andererseits, um sprachliche Verzerrungen und Entgleisungen zu minimieren«.

Lesen Sie auch

Die Wirklichkeit verzerrende, medial weit verbreitete Begriffe könnten dazu führen, »dass Konflikte angeheizt statt beruhigt werden«, sorgt sich der Verband. Das Attentat von Washington sei ein Teil dieser Realität. Journalismus müsse »Teil der Lösung, nicht des Problems sein«. Journalistinnen und Journalisten trügen in Zeiten starker gesellschaftlicher Spannungen »eine hohe Verantwortung für einen faktentreuen und deeskalierenden Diskurs«. ja

Berlin

Erste Ausstellung über den Architekten Ossip Klarwein

Präsentiert werden mehr als 100 Entwürfe und Modelle, darunter ikonische Bauten des 1933 nach Palästina geflohenen jüdischen Architekten

 17.06.2025

Nachruf

Chronist einer ganzen Epoche

Michel Bergmann war ein Schriftsteller, der viele Genres beherrschte

von Ellen Presser  17.06.2025

Los Angeles

Neues Album von Haim: »Manchmal muss man loslassen«

Auf ihrem vierten Album singen die Haim-Schwestern von Trennung, Abschied und Neuanfang. Dabei betritt das Trio mit beinahe jedem Song ein anderes musikalisches Terrain

von Philip Dethlefs  17.06.2025

Diskurs

»Die Erinnerungsrepublik Deutschland ist zu Ende«

Auszüge aus der Heidelberger Hochschulrede des Grünen-Politikers Sergey Lagodinsky

 16.06.2025

Literatur

Michel Bergmann ist tot

Der jüdische Schriftsteller starb im Alter von 80 Jahren

 17.06.2025 Aktualisiert

Taormina Film Fest

Michael Douglas entschuldigt sich für Politik der US-Regierung

Der Darsteller erhält von Iris Knobloch eine Ehrung für sein Lebenswerk. Die Vergabezeremonie in Sizilien nutzt er für Kritik an seinem Land

 16.06.2025

Fernsehen

Luftraum in Israel gesperrt: »Fernsehgarten« ohne Kiewel

Die Moderatorin lebt in Tel Aviv - doch zu ihrer Jubiläumssendung konnte sie nicht anreisen

 15.06.2025

Leo Baeck Institut

»Die Wissenschaft ist keine Oase«

Michael Brenner über das vor 70 Jahren gegründete Archiv der Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums, freie Forschung und bedrohte Demokratie

von Ayala Goldmann  15.06.2025

Kunst

Öffnet die Herzen!

Die Israelin Bracha Lichtenberg Ettinger fordert mit einer intensiven Einzelschau in Düsseldorf die Besucher heraus

von Eugen El  15.06.2025