Analyse

Im Auge des Sturms

Auf der Konferenz wurde auch die innenpolitische Gespaltenheit Israels diskutiert. Foto: Herbert-Quandt-Stiftung

Der Titel hätte nicht besser gewählt werden können: »Israel im Auge des Sturms?«, fragte die Herbert-Quandt-Stiftung bei ihrer
16. Jahreskonferenz. »Wir haben den Titel vor einem Dreivierteljahr festgelegt. Wir konnten nicht wissen, dass er nun so aktuell sein würde«, sagte Christof Eichert, Vorstand der Stiftung.

Diskussionen Und während die anwesenden Journalisten Mails checkten, Nachrichten lasen und für Telefonate den Raum verließen (»Gerade flogen Raketen auf Jerusalem«), diskutierten die übrigen der rund 80 Teilnehmer aus Deutschland, Israel und den Palästinensergebieten über die Lage Israels. Es ging um die innenpolitische Gespaltenheit des Landes, die Beziehungen zu den Nachbarn und die Möglichkeiten für die Zivilgesellschaft, etwas zu verändern.

Gad Lior von der Zeitung Yedioth Ahronoth verwies auf die gesellschaftliche Vielfalt des Landes mit Bürgern aus mehr als 80 Ländern. Eine Regierung habe es damit immer schwer. Vor allem mit der steigenden Anzahl an Charedim und einer leicht ansteigenden arabischen Bevölkerung werde das Land in den nächsten 20 Jahren zu 50 Prozent aus armen Menschen bestehen. Große ultraorthodoxe Familien, die nicht arbeiten – kein Staat könne für sie aufkommen, so Lior. Amal Jamal, Direktor des I’lam Media Centers beklagte, dass die israelischen Araber in Diskussionen oft außen vor gelassen werden. Er sprach von einem Trend der Exklusion.

Nach einem Blick über die Grenzen Israels in Zeiten des Arabischen Frühlings befassten sich die Diskutanten schließlich mit zivilgesellschaftlichen Projekten. Der Filmemacher Marcus Vetter (Das Herz von Jenin) erzählte vom Projekt »Cinema in Jenin«, bei dem ein deutsch-palästinensisches Team ein »Kino für den Frieden« aufbaute. Doch der Versuch, Normalität herzustellen, werde nicht von allen Palästinensern gerne gesehen.

Unterschiede Deutsch-israelische Projekte laufen besser, wenngleich nicht einfach: Uwe Lübking vom Deutschen Städte- und Gemeindebund erzählte, dass es mittlerweile mehr Anträge als Geld für deutsch-israelische Projekte gibt. Die Analyse Michael Wolffsohns von der Bundeswehr-Universität in München fiel weniger positiv aus. Die deutsche Gesellschaft bewege sich von Israel weg. Der Grund: Die Deutschen hätten beispielsweise die Erfahrung gemacht, dass es sich lohne, für den Frieden auf Land zu verzichten – genau das Gegenteil treffe auf die Israelis zu.

Was lässt sich also gegen dieses Auseinanderdriften tun? Christof Eichert sagte dazu: »Machen Sie sich nützlich«, und erzählte die Geschichte, wie er eine israelische Stipendiatin mit ins Westjordanland genommen hatte zum Kaffeetrinken bei der Familie eines palästinensischen Stipendiaten. Es klang so einfach: eine kleine Begegnung im großen Konflikt.

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  18.11.2025

Literatur

John Irvings »Königin Esther«: Mythos oder Mensch?

Eigentlich wollte er keine langen Romane mehr schreiben. Jetzt kehrt er zurück mit einem Werk über jüdische Identität und Antisemitismus

von Taylan Gökalp  18.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  17.11.2025

TV-Tipp

»Unser jüdischer James Bond«

Die Arte-Doku »Der Jahrhundert-Spion« erzählt die schillernde Lebensgeschichte des Ex-CIA-Agenten Peter Sichel, der seinerzeit den Ausbruch des Kalten Kriegs beschleunigte

von Manfred Riepe  17.11.2025

Miss-Universe-Show

Miss Israel erhält Todesdrohungen nach angeblichem Seitenblick

Auch prominente Israelis sind immer öfter mit Judenhass konfrontiert. Diesmal trifft es Melanie Shiraz in Thailand

 17.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  17.11.2025

Jubiläum

Weltliteratur aus dem Exil: Vor 125 Jahren wurde Anna Seghers geboren

Ihre Romane über den Nationalsozialismus machten Anna Seghers weltberühmt. In ihrer westdeutschen Heimat galt die Schriftstellerin aus Mainz jedoch lange Zeit fast als Unperson, denn nach 1945 hatte sie sich bewusst für den Osten entschieden

von Karsten Packeiser  17.11.2025

Aufgegabelt

Noahs Eintopf

Rezepte und Leckeres

 16.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025