Felix Klein

»Die nun eingetretene Situation hat sich seit Wochen angekündigt und immer weiter zugespitzt«

Felix Klein Foto: imago

Der Antisemitismusbeauftragte des Bundes hat die Organisatoren der documenta für »eine Reihe falscher Entscheidungen« kritisiert. »Die Entscheidung der Kuratoren, dass zu einer der wichtigsten Kunstausstellungen der Welt keine jüdischen Künstler oder solche aus Israel eingeladen wurden, war der Beginn einer Reihe von Fehlentscheidungen, so dass sich die nun eingetretene Situation seit Wochen angekündigt und immer weiter zugespitzt hat«, sagte der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, der Deutschen Presse-Agentur. »Spätestens jetzt ist es nun dringend geboten, dass endlich der Dialog gesucht wird, unter anderem mit dem Zentralrat der Juden.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ein judenfeindliches Werk namens »People’s Justice« des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi hatte für eine Welle der Empörung gesorgt. Die Verantwortlichen der documenta hatten zunächst entschieden, das Werk mit schwarzen Stoffbahnen zu verhängen. Am Dienstagabend wurde es dann ganz abgebaut - unter Buhrufen, Pfiffen und Klatschen von Zuschauern.

Der Gründungsdirektor des Kasseler Documenta-Instituts, Heinz Bude, verlangte indes Konsequenzen bei der documenta-GmbH. Er kritisierte die documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann für ihre Kommunikationsarbeit, nachdem die Bilder mit antisemitischem Inhalt auf der Kunstausstellung entdeckt worden seien: »Es ist ein Desaster für die documenta entstanden und dafür muss man geradestehen. Der Bundespräsident hat zurecht gesagt, Verantwortung kann nicht outgesourced werden«, sagte der Soziologe in der Sendung »Kulturzeit« auf 3sat.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Gegen das kuratierende Kollektiv Ruangrupa hatte es seit Monaten Antisemitismus-Vorwürfe gegeben. Teile des Leitungsteams und eingeladene Künstler stehen der antisemitischen BDS-Bewegung nahe. BDS steht für »Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen«. Die Bewegung will Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren.

»Die documenta fifteen hat erneut bewiesen, dass die gegen Israel gerichtete BDS-Bewegung antisemitisch ist und deshalb auch konsequenter bekämpft werden muss«, sagte der Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Jüdisches Leben und den Kampf gegen den Antisemitismus, Uwe Becker.

»Versuche, BDS als demokratische Plattform zur Diskussion des Nahostkonflikts zu bewerten oder gar als vermeintliche Menschenrechtsbewegung zu verharmlosen, müssen endlich aufhören. In BDS steckt das Ziel der Vernichtung Israels, und wer BDS fördert, unterstützt diese antisemitischen Kräfte willentlich oder fahrlässig.«

Die BDS-Bewegung verberge ihre »antiisraelische Gesinnung hinter der Maske einer selbst erklärten Menschenrechtsorganisation. Leider erfährt diese Bewegung nach wie vor zu viel Unterstützung gerade auch aus den Bereichen Kunst, Kultur und Wissenschaft, weil zu viele sich in den wahren Zielen der Bewegung täuschen. Denn BDS ist keine friedliche Protestbewegung, sondern eine Maschinerie der Einschüchterung, eine moderne Form des Terrors gegenüber Israel.« Wer BDS unterstütze, sollte keine öffentliche Bühne mehr erhalten. dpa

Interview

Schauspieler Jonathan Berlin über seine Rolle als Schoa-Überlebender und Mengele-Straßen

Schauspieler Jonathan Berlin will Straßen, die in seiner Heimat Günzburg nach Verwandten des KZ-Arztes Mengele benannt sind, in »Ernst-Michel-Straße« umbenennen. Er spielt in der ARD die Rolle des Auschwitz-Überlebenden

von Jan Freitag  08.11.2025

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  08.11.2025

Erinnerungskultur

»Algorithmus als Chance«

Susanne Siegert über ihren TikTok-Kanal zur Schoa und den Versuch, Gedenken neu zu denken

von Therese Klein  07.11.2025

Erinnerung

Stimmen, die bleiben

Die Filmemacherin Loretta Walz hat mit Überlebenden des KZ Ravensbrück gesprochen – um ihre Erzählungen für die Zukunft zu bewahren

von Sören Kittel  07.11.2025

New York

Kanye West bittet Rabbi um Vergebung

Der gefallene Rapstar Kanye West hat sich bei einem umstrittenen Rabbiner für seine antisemitischen Ausfälle entschuldigt

 07.11.2025

Rezension

Mischung aus Angst, alptraumhaften Erinnerungen und Langeweile

Das Doku-Drama »Nürnberg 45« fängt die Vielschichtigkeit der Nürnberger Prozesse ein, erzählt weitgehend unbekannte Geschichten und ist unbedingt sehenswert

von Maria Ossowski  07.11.2025

Paris

Beethoven, Beifall und Bengalos

Bei einem Konzert des Israel Philharmonic unter Leitung von Lahav Shani kam es in der Pariser Philharmonie zu schweren Zwischenfällen. Doch das Orchester will sich nicht einschüchtern lassen - und bekommt Solidarität von prominenter Seite

von Michael Thaidigsmann  07.11.2025

TV-Tipp

Ein Überlebenskünstler zwischen Hallodri und Held

»Der Passfälscher« ist eine wahre und sehenswerte Geschichte des Juden Cioma Schönhaus, der 1942 noch immer in Berlin lebt

von Michael Ranze  07.11.2025

Provenienzforschung

Alltagsgegenstände aus jüdischem Besitz »noch überall« in Haushalten

Ein Sessel, ein Kaffeeservice, ein Leuchter: Nach Einschätzung einer Expertin sind Alltagsgegenstände aus NS-Enteignungen noch in vielen Haushalten vorhanden. Die Provenienzforscherin mahnt zu einem bewussten Umgang

von Nina Schmedding  07.11.2025