Sehen!

Auschwitz/Majdanek vor Gericht

Minka Hauschilds »Majdanek Prozesportraits« Foto: jmb

Die öffentliche Auseinandersetzung mit der Schoa begann in der Bundesrepublik im Gerichtssaal. Der Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963–1965) und die Berichterstattung darüber prägten die westdeutsche Wahrnehmung vom und die Auseinandersetzung mit dem Holocaust entscheidend. Die Schilderungen der KZ-Überlebenden erschütterten nicht nur die Anwesenden im überfüllten Gerichtssaal, sondern auch ein internationales Publikum.

Allerdings: Verknüpfte der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer als Initiator des Auschwitz-Prozesses mit dem Verfahren noch die Hoffnung, die Justiz könnte zu einer grundsätzlichen Bewältigung der Vergangenheit beitragen, machte zehn Jahre später der Düsseldorfer Majdanek-Prozess (1975–1981) die Unzulänglichkeit der geltenden Rechtsprechung gegenüber den NS-Massenmorden deutlich. Das aufwändigste Gerichtsverfahren in der deutschen Geschichte endete mit formal- juristisch begründeten Freisprüchen oder überwiegend milden Urteilen für die Angeklagten.

porträts Das Jüdische Museum Berlin widmet sich in seiner Dauerausstellung jetzt mit einem neu gestalteten Kapitel unter dem Titel »Vor Gericht: Auschwitz/Majdanek« den beiden Verfahren und ihren Akteuren. Zum Frankfurter Prozess werden in einer raumgreifenden Medieninstallation historische Fernsehbeiträge aus der Bundesrepublik, den Niederlanden und Kanada gezeigt. Zu Wort kommen darin Zeitzeugen wie Fritz Bauer und der Staatsanwalt Joachim Kügler, Prozessbeobachter wie Hannah Arendt und der FAZ-Journalist Bernd Naumann sowie ein Auschwitz-Überlebender.

Auch Stimmen aus der Bevölkerung sind dokumentiert. An den Düsseldorfer Prozess erinnern die »Majdanek Prozessportraits« der Malerin Minka Hauschild von 1996. Die Bilder zeigen 44 Prozessbeteiligte. Inspiriert hatte Hauschild der TV-Dokumen- tarfilm »Der Prozess« (1984) von Eberhard Fechner. Die Gemäldeserie ist im Jüdischen Museum Berlin zum ersten Mal in ihrer Gesamtheit zu sehen. ja

Jüdisches Museum Berlin, ab 27. Juni
www. jmberlin.de

Los Angeles

Rob und Michele Reiner: Sohn wegen zweifachen Mordes angeklagt

Am Vorabend des Mordes soll es Streit gegeben haben. Im Umfeld der Familie ist von Drogenproblemen die Rede, mit denen der Verdächtige Nick Reiner zu kämpfen habe

 17.12.2025

Österreich

Neue Direktorin für das Jüdische Museum Hohenems

Historikerin Irene Aue-Ben-David übernimmt die Leitung und bringt internationale Erfahrung aus Jerusalem mit

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Basel

Mann wollte Juden während des ESC angreifen

Kurz vor dem »Eurovision Song Contest« in der Schweiz wurde ein 25-Jähriger wegen konkreter Gewaltdrohungen festgenommen und ausgewiesen

von Nicole Dreyfus  16.12.2025

Berlin

Umstrittene 88: Der schwierige Umgang mit rechten Codes

Im Berliner Fußball sorgt die Debatte um die Rückennummer 88 und dem Hitler-Bezug für Kontroversen. Warum das Verbot erneut scheiterte und wie der Fußball insgesamt mit rechtsextremen Codes umgeht

von David Langenbein, Gerald Fritsche, Jana Glose  16.12.2025

Wien

ESC 2026: ORF will israelfeindliche Proteste nicht ausblenden

Die Debatte und der Boykott einzelner Länder wegen der Teilnahme Israels haben den ESC 2026 bisher überschattet. Auch beim Event im Mai selbst drohen Proteste. Wie geht der ORF damit um?

 16.12.2025

Washington D.C.

Trump sorgt mit Angriffen auf ermordeten Rob Reiner für Empörung

Der jüdische Regisseur sei an einem »Trump-Verblendungssyndrom« gestorben, schreibt der Präsident. Dafür erntet er seltene Kritik aus den eigenen Reihen

 16.12.2025

Nachruf

Filmproduzent mit Werten

Respektvoll, geduldig, präzise: eine Würdigung des sechsfachen Oscar-Preisträgers Arthur Cohn

von Pierre Rothschild  15.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025

Los Angeles

Bestürzung über Tod von Rob Reiner und Ehefrau Michele

Der jüdische Regisseur und seine Frau wurden tot in ihrem Haus aufgefunden. Die Polizei behandelt den Fall als mögliches Tötungsdelikt

 15.12.2025