Barcelona

Mordverdacht: Ermittlungen gegen Sohn von Mango-Gründer

Isak Andic kam im Dezember 2024 bei einer Wanderung mit seinem Sohn ums Leben Foto: IMAGO/Europa Press

Im Dezember 2024 starb der spanische Unternehmer Isak Andic, Gründer des Modelabels Mango, mit 71 Jahren. Er war mit seinem Sohn Jonathan, dem ältesten seiner drei Kinder, im Monserrat-Gebirge bei Barcelona wandern und stürzte dort einen Abhang hinunter. Zunächst gingen alle von einem tragischen Unfall aus.

Doch seit einiger Zeit bestehen Zweifel an der von Jonathan Andic geschilderten Version. Die Justiz ermittelt Medienberichten zufolge nun gegen ihn wegen des Verdachts des Mordes an seinem Vater. Laut der in Barcelona erscheinenden Zeitung »La Vanguardia« hat eine Untersuchungsrichterin im September offizielle Ermittlungen eingeleitet, das aber noch geheim ist. Andic habe als Zeuge widersprüchliche Aussagen gemacht, die sich nicht mit den Erkenntnissen deckten, die die Spurensicherung am Monserrat zutage gefördert hätten, berichtet das Blatt.

Auch die in Madrid erscheinende Zeitung »El País« berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise über den Verdacht. Demnach bestehen Zweifel, dass Isak Andic, der ein begeisterter Bergsteiger und Wanderer war, ohne Fremdeinwirkung an dem betreffenden Abhang zu Tode kam. So habe die Polizei das Mobiltelefon des Opfers, ein Firmenhandy des Mango-Konzerns, untersucht - nicht nur, um die Wanderung von Vater und Sohn zu rekonstruieren, sondern auch, um mittels der WhatsApp-Chats den Stand ihrer Beziehung zu ermitteln.

Bei Jonathan Andics Aussagen habe es »Ungenauigkeiten« gegeben. Zudem soll die Lebensgefährtin von Isak Andic, die Profigolferin Estefania Knuth, ausgesagt haben, die Beziehung zwischen Vater und Sohn sei in den Wochen vor dem Unglück sehr schlecht gewesen. Allerdings haben die Ermittler übereinstimmenden Berichten zufolge bislang keine stichhaltigen Beweise gefunden, die den Sohn mit dem Tod von Isak Andic in Verbindung bringen.

Andic-Familie weist Verdacht zurück

Ein Gerichtssprecher in Barcelona wollte sich gegenüber den spanischen Medien nicht genauer zu dem Verdacht gegen Jonathan Andic äußern, da der Fall noch unter Verschluss sei. Andics Familie ließ mitteilen, sie sei überzeugt, dass Jonathan keine Schuld am Tod seines Vaters treffe. Man werde aber mit den Ermittlungsbehörden kooperieren und hoffe auf einen schnellen Abschluss des Verfahrens, an dessen Ende »die Unschuld von Jonathan Andic bewiesen wird«.

Auch die Vollstrecker von Andics Nachlass äußerten sich und forderten in einem Beitrag für die Zeitung La Razón »Respekt« für die Familie des Verstorbenen. »In den zehn Monaten seit seinem Tod haben wir miterlebt, wie die Trauer um einen privaten Verlust durch eine öffentliche Debatte noch verstärkt wurde, die weiteres Leid verursacht«, schrieben sie. »Die Bewunderung, die wir für das Vermächtnis von Isak Andic empfinden – einem visionären Unternehmer, dessen Beitrag zur Gesellschaft unbestritten ist – kann nicht vom Respekt getrennt werden, der seiner Familie gebührt.«

Isak Andic wurde 1953 in Istanbul geboren. Er stammte aus einer jüdischen Familie, die 1969 nach Spanien auswanderte. Als Selfmade-Unternehmer brachte er es zu einem geschätzten Vermögen von rund drei Milliarden Euro. Anfang der 80er-Jahre begann Andic gemeinsam mit seinem Bruder Nahman mit dem Verkauf von handbestickten »Made in Turkey«-T-Shirts und Holzschuhen auf den Straßenmärkten von Barcelona.

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Später eröffnete er am vornehmen Paseo de Gracia in Barcelona sowie in der Hauptstadt Madrid mehrere Modegeschäfte, zunächst unter dem Namen »Isak Jeans«. Kurze Zeit später benannte er das Geschäft in »Mango« um und begab sich auf einen stetigen Expansionskurs. Heute betreibt der Konzern mehr als 2700 Läden in 120 Ländern und beschäftigt rund 15.000 Mitarbeiter weltweit.

Bis zu seinem Tod führte Isak Andic die Geschäfte über eine Holdinggesellschaft, an der auch seine drei Kinder Jonathan, Judith und Sarah beteiligt waren. Sie sind laut Nachlass seine Haupterben. Auch Estefania Knuth wurde im Testament bedacht. Medienberichten zufolge ist sie aber unzufrieden mit ihrem Anteil und hat in den letzten Monaten mit den drei Kindern Andics über einen höheren Anteil verhandelt - offenbar ohne Erfolg.

Isak Andic war Mitglied der jüdischen Gemeinde Barcelonas. Er ist auf dem Friedhof Les Corts beigesetzt. mth

Kommentar

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