Israel

Vor 125 Jahren wurde Golda Meir geboren

Golda Meir (1898 - 1978) Foto: picture alliance/United Archives

Als Golda Meir 1969 zur israelischen Ministerpräsidentin gewählt wurde, schrieb sie Geschichte. Als erste Frau sollte die damals 70-Jährige das Amt innehaben, in dem ihr bis heute keine zweite Frau folgte. Als Kompromisskandidatin gewählt, der sowohl das Image der ewigen jüdischen Mutter und Großmutter als auch das einer unerbittlichen Härte anhaftete, wurde ihr nach nur einer Amtsperiode der Jom-Kippur-Krieg mit seinen verheerenden israelischen Verlusten zum Verhängnis. Vor 125 Jahren, am 3. Mai 1898, kam Meir als Goldie Mabowitsch in Kiew zur Welt.

Sie wurde in ein dunkles Kapitel jüdischer Geschichte geboren, eine Zeit zugleich, in der Pionierinnen wie sie Geschichte schreiben konnten. Meir war acht, als ihre Familie dem drei Jahre zuvor emigrierten Vater ins US-amerikanische Milwaukee folgte.

Die Mittelschule schloss die Jüdin mit der achten Klasse als Klassenbeste ab. Vor allem die Mutter wehrte sich gegen den Wunsch der Tochter nach höherer Schulbildung und plädierte für eine frühe Heirat. Golda floh zur älteren Schwester Scheina nach Denver auf die Sekundarschule. Dies sei ein Wendepunkt gewesen, erinnert sich Meir in ihrer Autobiografie: »Hier begann meine eigentliche Ausbildung. In Denver hat sich das Leben für mich wirklich geöffnet.«

Zionistische Kreise Meir kam in Kontakt mit zionistischen Kreisen und traf auf ihren späteren Mann, Morris Meirson. 1917 heiratete das Paar. 1921 emigrierten Morris und Golda nach Palästina, zunächst in das Kibbutz Merchawia, dann nach Tel Aviv. Die beiden Kinder Menachem und Sarah wurden geboren, doch Golda Meirson wollte sich nicht allein mit der Mutterrolle abfinden.

In Tel Aviv begann Golda Meir ihre politische Karriere. Zunächst im Gewerkschaftsbund »Histadrut«, dann 1948-49 als erste Botschafterin des frischgegründeten Israel in Moskau. Mit der ersten Wahl zur Knesset zog sie ins Parlament ein, wo sie als Ministerin für Arbeit und soziale Sicherheit (1949-1956) sowie Außenministerin (1956-1965) amtierte, bevor sie 1966 Generalsekretärin ihrer Partei wurde.

Am 17. März 1969 wurde Golda Meir schließlich zur Ministerpräsidentin gewählt. In ihre Amtszeit fiel der Jom-Kippur-Krieg. Er brachte der Regierungschefin heftige innenpolitische Kritik ob der Unvorbereitetheit ein, mit der der arabische Überraschungsangriff am höchsten jüdischen Feiertag Israel traf.

»Wille des Volkes« Eine Untersuchungskommission sprach Meir von direkter Verantwortung frei, und ihre Partei gewann im Dezember 1973 die Wahlen. Die Koalition scheiterte jedoch an der Regierungsbildung, und Meir zog die Konsequenzen aus dem, was sie als »Wille des Volkes« verstand. Am 11. April 1974 trat sie zurück, kurz darauf legte sie auch ihr Mandat nieder.

Israels Gründervater David Ben-Gurion bezeichnete sie als »einzigen Mann in meinem Kabinett«, und traf damit den Ton späterer feministischer Kritik. Sie sei gleichzeitig Inspiration und Enttäuschung, Quelle großen Stolzes und tiefer Frustration, urteilt das »Jewish Women’s Archive«. »Tatsache ist, dass es ihren israelischen Schwestern am Ende ihrer Amtszeit nicht besser ging als vor ihrem Amtsantritt.«

Stattdessen bestimmten die ständig drohenden Pogrome der Kindheit ihr Leben. Jüdische Kinder nach ihr sollten vor ähnlichen Erfahrungen bewahrt werden, umschrieb sie ihre Motivation. Die pro-deutsche Politik Ben-Gurions lehnte sie scharf ab, und erst spät tauschte sie ihre kaum verhohlene Ablehnung gegenüber Deutschland gegen kühle Reserviertheit.

»Ehrliche Gegnerin« Als sie am 8. Dezember 1978 im Alter von 80 Jahren starb, bekundete der ägyptische Präsident Anwar Sadat als einer der ersten sein Beileid. Mit Ägyptens Beteiligung am Jom-Kippur-Krieg hatte er zum Ende der politischen Karriere jener Frau beigetragen, die er in der Stunde ihres Todes als »ehrliche Gegnerin« würdigte, die eine »unbestreitbare Rolle« beim Beginn der damaligen Friedensbemühungen gespielt habe.

Den ersten Frieden mit einem arabischen Nachbarn erlebte sie knapp nicht mehr. Im März 1979 unterzeichnete Israel mit Ägypten ein Friedensabkommen. Überlebt haben unterdessen markante Aussagen Meirs wie »so etwas wie ein palästinensisches Volk gibt es nicht« (1970).

Ehrenrettung

Stille, Salz und Sonnenlicht

Das Tote Meer landete auf der weltweiten Rangliste der Sehenswürdigkeiten auf dem zweitschlechtesten Platz – völlig zu Unrecht, findet unsere Korrespondentin

von Sabine Brandes  08.12.2025

Medienbericht

Donald Trump will Benjamin Netanjahu Ende Dezember treffen

Israelischen Medien zufolge soll es bei dem Treffen am 29. Dezember um die zweite Phase des Friedensplans gehen

 08.12.2025

Eurovision Song Contest

»Ihr wollt nicht mehr, dass wir mit Euch singen?«

Dana International, die Siegerin von 1998, über den angekündigten Boykott mehrerer Länder wegen der Teilnahme Israels

 08.12.2025

Nahost

Netanjahu: Israel bleibt in Pufferzone im Süden Syriens

Syriens Übergangspräsident al-Scharaa wirft Israel vor, »Geister zu bekämpfen«. Eine Lösung im Streit um ein Gebiet an der Grenze scheitert noch an unterschiedlichen Vorstellungen

 08.12.2025

Nahost

Katar und Türkei wollen keine vollständige Entwaffnung der Hamas

Israel vor neuen diplomatischen Manövern: Katar und die Türkei versuchen, die im ursprünglichen Gaza-Plan vorgesehene vollständige Entwaffnung der palästinensischen Terrororganisation Hamas zu verwässern

 08.12.2025

Nahost-Krieg

Israels Armeechef: Gelbe Linie bildet operative Grenze zum Gazastreifen

Laut Eyal Zamir gibt es nun einen Schutzriegel für die israelischen Gemeinden am Rand Gazas

 08.12.2025

Jerusalem

Netanjahu sieht »historischen Wandel« in Rüstungskooperation

»Nicht nur Deutschland arbeitet für die Verteidigung Israels, sondern Israel, der jüdische Staat, arbeitet 80 Jahre nach dem Holocaust für die Verteidigung Deutschlands«, sagt der Ministerpräsident

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Israel

Drei Brüder werden an einem Tag Väter - von vier Kindern

Zwillinge inklusive: Drei Brüder und ihre Partnerinnen schenken den Großeltern an einem Tag vier Enkel. Wie es zu diesem seltenen Familienglück kam

von Sara Lemel  08.12.2025