Meinung

Frieden mit den arabischen Staaten ist möglich

Arye Sharuz Shalicar Foto: Uwe Steinert

Meinung

Frieden mit den arabischen Staaten ist möglich

Im Nahen Osten bewegt sich dieser Tage so einiges in die richtige Richtung

von Arye Sharuz Shalicar  14.09.2020 16:14 Uhr

Es sind aufregende Tage im Nahen Osten. Während es in den letzten 25 Jahren zumindest offiziell keine Annäherung zwischen Israel und der arabischen Welt gab, wurde nun innerhalb eines Monats überraschend gleich zwei Friedensabkommen angekündigt.

Mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und dem Königreich Bahrain gaben zwei Länder am Persischen Golf bekannt, dass sie sich eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel wünschen. Oder, anders formuliert, dass sie künftig diplomatischen Austausch, wirtschaftliche Zusammenarbeit und Frieden mit dem jüdischen Staat pflegen wollen. 

Jahrelang lief der Kontakt zwischen Israel und mehreren arabischen Staaten im Verborgenen ab.

Als Mitarbeiter der israelischen Regierung wusste ich natürlich, dass ein reger Austausch zwischen Israel und einer Handvoll arabischer Staaten besteht, mit denen Israel offiziell gar keine Beziehungen hat. Jahrelang lief dieser Kontakt im Verborgenen ab. Im Falle der VAE und Bahrains war das jedoch ein offenes Geheimnis. Das gilt auch für Saudi-Arabien, Oman, Sudan, Marokko und andere arabische bzw. islamische Staaten.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis das erste arabische Land seine guten Beziehungen zu Israel offen zugeben würde. Die VAE sind diesen ersten Schritt gegangen und haben daraufhin überwiegend Beifall geerntet, einmal abgesehen von den Extremisten in der Region, allen voran dem Regime im Iran, dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und den palästinensischen Friedensverweigerern.

Das war der seit langem ersehnte Game Changer für Israel, denn Israel will Frieden mit seinen Nachbarn in der Region. Immer mehr arabische und muslimische Staaten verstehen das. Darüber hinaus verstehen immer mehr Staaten im Nahen Osten, dass Israel in vielen Bereichen, unter anderem bei Hi-Tech, Landwirtschaft und Militär, führend ist und auch seinen Nachbarn als Vorbild und als Partner dienen könnte.

Die Vereinigten Arabischen Emirate waren der seit langem ersehnte Game Changer für Israel.

Der Frieden zwischen Israel und einer zunehmenden Zahl arabischer Staaten ist nicht nur dem Vorhandensein eines gemeinsamen Feindes, dem schiitisch-islamischen Regime im Iran, zu verdanken. Er hat seine Ursache auch in einem gesunden, realistischen Blick auf die Zukunft.

Ein Rückblick: Ich bin im März 2001 nach Israel eingewandert. Die ersten Jahre dort waren wie ein Horrorfilm. Es waren die Tage der Zweiten Intifada, an denen palästinensische Terroristen sich fast täglich in die Luft sprengten und viele Menschen mit in den Tod zogen.

Ich selbst entging am 31. Juli 2002 auf dem Campus der Hebräischen Universität in Jerusalem nur knapp einem solchen Anschlag. Es waren auch Tage der Hoffnungslosigkeit: Ein Frieden mit den Palästinensern und der arabisch-muslimischen Welt wirkte unerreichbar fern.

Doch jene blutigen Tage liegen nunmehr fast 20 Jahre zurück. Im Laufe des letzten Jahrzehnts hat sich die arabische Welt fundamental verändert. Es waren die Jahre des »Arabischen Frühlings«, Jahre des Bürgerkriegs in Syrien, im Jemen, in Libyen und im Irak. Hunderttausende Muslime starben – durch die Hand anderer Muslime. Als Beispiel sei nur die Terrororganisation Daesch genannt.

Frieden ist möglich. Ich sage das seit Jahren. Und ich bleibe dabei.

Und es traten in dieser Zeit neue, jüngere Akteure auf den Plan, beispielsweise Mohammed bin-Salman in Saudi-Arabien. Sie hatten Verständnis dafür, dass zum einen die Ölreserven ihres Landes nicht für die Ewigkeit sind und man die heimische Wirtschaft dringend reformieren musste. Zum andere setzten sie sich der Aggressionen der iranischen Mullahkratie und ihrer Terrormilizen in der Region zur Wehr.

Frieden ist möglich. Ich sage das seit Jahren. Und ich bleibe dabei. Im Falle Israels allerdings nur aus einer Position der Stärke heraus - leider. Im Nahen Osten gelten nun einmal andere Regeln als in Mitteleuropa.

Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich das Gesicht des iranischen Ringers Navid Afkar vor Augen. Vor wenigen Tagen wurde er im Iran hingerichtet, nur, weil er gegen das Regime demonstriert hatte. Das schmerzt sehr und verdeutlicht, dass es nach wie vor sehr viel Leid und Unrecht im Nahen Osten gibt.

Doch zumindest seit kurzem gibt es auch Positives zu berichten. Der Horrorfilm ist abgesetzt. Im Nahostkino laufen jetzt andere, optimistischere Bilder über die Leinwand. Darüber sollten wir uns alle freuen.    

Arye Sharuz Shalicar ist ein deutsch-iranisch-israelischer Politologe, Publizist und Buchautor. 

Gazastreifen

Hamas übergibt weiteren Leichnam

Die sterblichen Überreste sollen in Israel identifiziert werden

 05.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 05.11.2025

Laudatio

»Wie hält man so etwas aus?«

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hielt die Laudatio auf Karoline Preisler anlässlich der Verleihung des Paul-Spiegel-Preises in Berlin. Eine Dokumentation

von Julia Klöckner  05.11.2025

Israel

Heldentum oder Verrat?

Der Skandal um die angeblichen Folterungen im Gefängnis Sde Teiman weitet sich aus und könnte zu einer Verfassungskrise werden

von Sabine Brandes  05.11.2025

Israel

Ausgezeichneter Kibbuz

Neot Smadar in Bestenliste aufgenommen

von Sabine Brandes  05.11.2025

Geiseln in Gaza

»Endlich bist du da, Bruder«

Die sterblichen Überreste des 19-jährigen IDF-Soldaten Itay Chen sind Dienstagnacht nach Israel überführt worden

von Sabine Brandes  05.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Auswärtiges Amt

Deutschland entschärft Reisehinweise für Israel

Nach Beginn des Gaza-Krieges hatte das Auswärtige Amt vor Reisen in Teile Israels gewarnt. Dies gilt so nicht mehr. Der Außenminister begründet das mit gewachsenem Vertrauen in den Friedensprozess

 04.11.2025

Waffenruhe

Hamas will weiteren Geisel-Leichnam übergeben

Die Terroristen sollen noch die sterblichen Überreste von acht Geiseln in ihrer Gewalt haben

 04.11.2025