Millionenklage

Saras Seelenschmerz

Mit einem Lächeln: Bibi und Sara Netanjahu Foto: Reuters

Millionenklage

Saras Seelenschmerz

Der Skandal um die Ehefrau des Premierministers weitet sich aus

von Sabine Brandes  04.02.2010 00:00 Uhr

Am vergangenen Freitagmittag war die Straße zwischen Hadera und Caesarea kurzzeitig voll gesperrt. Doch kein Unfall war zu sehen, keine Baustelle oder sonstige Barriere. Dann, plötzlich rauschte ein Konvoi aus einer Seitenstraße heran, dunkle Limousine in der Mitte, Sicherheitsfahrzeuge mit blinkenden Lichtern vorn und hinten. »Der Premier auf dem Weg nach Hause«, raunten die Polizisten, als er vorbei war. So also fährt Benjamin Netanjahu in sein Haus nach Caesarea ins Wochenende. Ob dort Ehefrau Sara mit den neuesten Zeitungsberichten schon auf ihn wartete? Denn die wollen dieser Tage einfach nicht enden.

Während es in der Affäre um Sara Ne-tanjahu zunächst um die Klage einer ehemaligen Bediensteten ging, zieht der Skandal um die Frau des amtierenden Ministerpräsidenten nun immer weitere Kreise. Das Rauschen im Blätterwald wird täglich lauter, und schnell könnte sich das, was mit einer »Sie-sagte-ich-sagte-Geschichte« begann, zu einer Staatsaffäre par excellence ausweiten. Am Montag der vergangenen Woche verklagte die First Lady die Tageszeitung Maariv auf eine Million Schekel wegen Verleumdung.

Vorwürfe Bereits seit zwei Wochen beherrscht die frühere Hausangestellte Lilian Peretz mit ihrer Behauptung, sie sei von Frau Netanjahu seelisch missbraucht worden, die Titelseiten einiger Tageszeitungen. Damit nicht genug: Nun berichtete Maariv, dass auch noch ein 70-jähriger Gärtner, ein Vater, der sein Kind verloren hat, von der Frau des Premiers hinausgeworfen wurde. »Er arbeitet in der Jerusalemer Residenz und harkte trockene Blätter für weniger als den Minimallohn zusammen«, schrieb der Kolumnist Ben Caspit. »Nicht ein Funken Wahrheit ist in dem Artikel«, heißt es in der Klageschrift gegen die Zeitung und den Redakteur, der Netanjahu große Seelenqualen zugefügt und ihren Namen stark beschädigt habe. Sie verlangt zudem eine Klarstellung und Entschuldigung auf Seite eins, denn der Gärtner würde nach wie vor für sie arbeiten. Maariv hätte nicht einmal bei ihr nachgefragt, was an der Geschichte dran sei.

Von Entschuldigung jedoch keine Spur: »Wir haben keine Angst«, schrieb Maarivs Caspit und fügte hinzu, dass die Netanjahus einen Angriff auf die freie Presse gestartet haben, die sie (noch) nicht kontrollieren. Eindeutig ein Seitenhieb auf Israel Hajom, die kostenlos im Land verteilt wird. Die Tageszeitung des amerikanischen Kasinomoguls Scheldon Adelson wird auch wenig schmeichelhaft »Bibiton« genannt, eine Mischung aus Benjamin Ne-tanjahus Spitznamen »Bibi« und dem hebräischen Wort für Zeitung, »Iton«. Adelson ist bekannt für seine Unterstützung des derzeitigen Ministerpräsidenten. Seine Kritiker, insbesondere Maariv, die schwere Einbußen durch Israel Hajom hinnehmen musste, werfen ihm vor, mit Geld aus dem Ausland in Israels Politik eingreifen und die freie Presse mundtot machen zu wollen.
Verteidigung Währenddessen verteidigt Benjamin Netanjahu seine Ehefrau, wie etwa beim offiziellen Besuch in Deutschland, als er sagte, man solle seine Familie aus der Öffentlichkeit heraushalten und damit aufhören, Sara anzugreifen. Schließlich habe sie ihn zu einem sensibleren Menschen gemacht. Die ehemalige Angestellte Peretz beschreibt das Verhalten ihr gegenüber jedoch als alles andere als feinfühlig. Sie berichtet von wiederholten verbalen Atta-cken und diverser anderer schlechter Behandlung im Haus der Familie, wo sie sechs Jahre lang arbeitete. Zuerst schien das Verhältnis in Ordnung zu sein, doch zusehends, so die 44-Jährige, entwickelte sich die Chefin zur Despotin, »rief um zwei Uhr nachts an, wenn ein Kissen nicht korrekt gefaltet war, oder schrie laut herum, war ein Schnitzel nicht dünn genug«. Um den Hygienevorstellungen in der noblen Villa zu entsprechen, habe Peretz viermal am Tag duschen und ihre Kleidung wechseln müssen.

All das habe die Mutter von vier Kindern in eine schwere Depression getrieben. In ihrer Klage verlangt Peretz umgerechnet mehr als 55.000 Euro Schmerzensgeld so-
wie nicht gezahlte Löhne und Sozialabgaben. Mittlerweile bekommt die Frau angeblich wiederholt Anrufe mit Morddrohungen, wobei der anonyme Anrufer sage: »Es ist von Bibi«. Der Premierminister ließ sofort eine Erklärung herausgeben, dass er nichts mit diesen Telefonanrufen zu tun habe. Zwischenzeitlich hat eine zweite Hausangestellte der Netanjahus Klage eingereicht. Die Polizei erließ jedoch eine Pressesperre, sodass bislang keine weiteren Details bekannt sind.

Schlagzeilen Es ist nicht das erste Mal, dass Sara Netanjahu in der Öffentlichkeit unangenehm auffällt. Bereits während der ersten Amtszeit ihres Mannes machte sie Schlagzeilen mit exorbitant hohen Friseurrechnungen auf Staatskosten und Eingriffen in die Amtshandlungen des Premiers. Auch ihre wiederholten verbalen Entgleisungen und öffentlichen Eifersuchtsszenen kamen nicht wirklich gut beim Wähler an. Politische Berater hatten daher vor der Wahl im letzten Jahr geraten, dass sich Frau Netanjahu dieses Mal besser im Hintergrund halten solle. Was sie, so gut es geht, auch tut. Die ehemalige Stewardess, und mittlerweile Psychologin, scheint sich – aller Unkenrufe zum Trotz – in ihrer Rolle an der Seite des Ministerpräsidenten pudelwohl zu fühlen. Soll sie doch in ihrem Heim in Caesarea des Öfteren ausrufen: »Dies ist mein wunderschönes Haus, und ich bin die Mutter des Staates Israel«.

Kairo

Ägypten: Angeblich Pläne für USA-Reise von Präsident al-Sisi

Seit Beginn des Gaza-Kriegs sollen Israels Premier und Ägyptens Staatschef keinen Kontakt gehabt haben. Wird sich al-Sisi mit Hilfe eines Gas-Deals zu einem Treffen in den USA bewegen lassen?

 18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Tschechien

Prag plant Botschaftsverlegung nach Jerusalem

Der neue Prager Außenminister Petr Macinka sagt, der Schritt sei überfällig

 18.12.2025

Jerusalem

Israel schließt 30-Milliarden-Deal mit Ägypten

Das Geschäft mit Ägypten soll die Position des jüdischen Staates als Energielieferant stärken. Was steckt hinter dem Abkommen?

 18.12.2025

Washington D.C.

Trump erklärt Nahost für befriedet – Waffenruhe in Gaza bleibt fragil

Unerwähnt bleibt das Schicksal der letzten noch im Gazastreifen festgehaltenen Geisel, Ran Gvili

 18.12.2025

Nachrichten

Väter, Gaza, Abriss

Kurzmeldungen aus Israel

von Imanuel Marcus, Sophie Albers Ben Chamo  17.12.2025

Tel Aviv

Sorge vor weiteren Anschlägen auf jüdische Ziele weltweit

Laut »Chadschot 13« warnt der Mossad vor »vor einem beispiellosen Anstieg von Zusammenschlüssen zur Durchführung von Terroranschlägen gegen Juden und Israelis im Ausland durch Iraner und Palästinenser«

 16.12.2025

Tel Aviv

Nach Anschlag von Bondi Beach: IDF verschärfen Sicherheitsregeln für Soldaten im Ausland

Unter anderem rät die Einsatzführung der Streitkräfte Soldaten davon ab, ihre Zugehörigkeit zur Armee offenzulegen

 16.12.2025

Diplomatie

US-Gesandter Barrack führt Gespräche in Jerusalem

Vor dem Fristende zur Entwaffnung der Hisbollah besucht der US-Gesandte Barrack die israelische Hauptstadt

 15.12.2025