Israel

Regierungsstreit um Zukunft Gazas eskaliert

Verteidigungsminister Yoav Galant Foto: copyright (c) Flash90 2023

Israels Verteidigungsminister Yoav Galant hat seinen eigenen Regierungschef, Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, für dessen Gaza-Politik kritisiert. In einer Rede rief er ihn dazu auf, zu erklären, dass Israel den Gazastreifen nach dem Krieg nicht kontrollieren werde – weder durch eine zivile Regierung noch durch das Militär.

Es müsse sofort eine Führungsalternative für die palästinensische Terrororganisation Hamas für die Zeit nach dem Krieg gefunden und benannt werden, so Galant. Dies liege auch im nationalen Interesse Israels.

Der Verteidigungschef erklärte am Mittwoch, dass die Streitkräfte (IDF) nach dem Versagen beim Schutz Israels am 7. Oktober 2023 auch außerordentliche Leistungen an den Tag gelegt hätten. Die Truppen und Kommandeure führten ihre Mission engagiert aus und gingen entschlossen sowie professionell vor. Zugleich bedauerte Galant den Verlust der Gefallenen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Negative Optionen

Der Militäreinsatz habe zu Ergebnissen geführt: Die Hamas sei keine funktionierende militärische Organisation mehr, da die meisten Bataillone der Terrorgruppe zerstört worden seien. Laut Galant sind die Terroristen nur noch als Einzelkämpfer oder in kleinen Gruppen aktiv.

Allerdings müsse dafür gesorgt werden, dass die Hamas das zivile Leben in Gaza nicht mehr kontrolliere. Um dieses Ziel zu erreichen, sei die Militäraktion in Gange. Erforderlich sei aber auch der Einsatz einer Regierungsalternative im Küstenstreifen.

Der Verteidigungsminister machte klar: »Solange es diese Regierungsalternative nicht gibt, bleiben nur zwei negative Optionen: eine Hamas-Führung oder eine israelische Militärführung.« Das Fehlen einer Entscheidung über die Zukunft Gazas gefährdet laut Galant die erreichten militärischen Erfolge. Zudem lasse der Druck auf den palästinensischen Terror auf diese Weise nach.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Keine Antwort

Der Minister merkte zudem an, er habe die Frage einer neuen Führung für Gaza im Kabinett mehrfach angesprochen, jedoch nie eine Antwort erhalten. Bereits im Oktober sei ein Kriegsplan vorgestellt worden, der eine Zerschlagung der Hamas vorgesehen habe, während parallel eine nicht feindliche, palästinensische Regierungsalternative eingesetzt werden sollte.

»Das Ende der Militäraktion muss mit politischem Handeln zusammenfallen«, so Galant. Nur so könne es ein Gaza ohne Hamas-Führung geben. »Das Fehlen einer Entscheidung ist gewissermaßen eine Entscheidung«, betonte der Minister in seiner Rede. Dies führe auf einen »gefährlichen Kurs« zu einer militärischen und zivilen Führung Israels in Gaza. Er werde dies jedoch nicht unterstützen, stellte Yoav Galant klar.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Antwort von Netanjahu ließ nicht lange auf sich warten: Diskussionen über den »Tag danach« in Gaza seien sinnlos, bevor die Hamas besiegt worden sei. Er sei nicht bereit, »Hamastan« durch »Fatahstan« zu ersetzen, so der Regierungschef. Damit spielte er auf die Fatah-Bewegung an, die die Palästinensische Autonomiebehörde dominiert.

Smotrich gegen Gantz

Rechte Minister aus Netanjahus Regierungskoalition, nämlich Finanzminister Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir, der Minister für Nationale Sicherheit, nahmen ebenfalls an der Diskussion teil, indem sie eine sofortige Entlassung Galants forderten.

Der Verteidigungsminister erhielt aber auch Rückendeckung, nämlich von Benny Gantz, der im Gegensatz zu Smotrich und Gvir Mitglied des Kriegskabinetts ist: »Der Verteidigungsminister sagt die Wahrheit.« Die Führung müsse das Richtige für das Land tun, koste es, was es wolle.

Ein Ende des Streits innerhalb der Regierung ist bisher nicht in Sicht.

Washington D.C.

Trump will Netanjahu am Montag treffen

Der US-Präsident und der israelische Ministerpräsident wollen über den Gazastreifen und den Iran sprechen

 01.07.2025

Nahost

Israel: Wir stehen kurz vor Abschluss des Einsatzes in Gaza

US-Präsident Donald Trump sagte jüngst, dass es bald im Gaza-Krieg eine Waffenruhe geben könnte. Auch Israels Verteidigungsminister Katz äußert sich nun optimistisch

 30.06.2025

Krieg

»Unser Schmerz macht uns nicht blind für das Leid anderer«: Palästinenser in Gaza zeigen Fotos getöteter israelischer Kinder

Bei Mahnwachen im Gazastreifen fordern Palästinenser mit einer ungewöhnlichen Aktion Frieden für Nahost. Die Gaza-Anwohner fordern auch die Freilassung aller aus Israel entführten Geiseln

 30.06.2025

Nahost

Kreise: Syrien und Israel sprechen über »Sicherheitsvereinbarungen«

Offiziell befinden sich Israel und Syrien im Kriegszustand. Die neue Führung in Damaskus zeigt sich offen, das zu ändern. Aus Kreisen in Syrien heißt es, es gebe direkte Gespräche

 30.06.2025

Westjordanland

Siedlergewalt gegen Soldaten eskaliert

Jüdische Extremisten greifen Armeebasis an und zünden millionenteure Sicherheitsanlage zur Terrorverhinderung an

von Sabine Brandes  30.06.2025

Meinung

»Ha’aretz«: Stimmungsmache gegen Israel

In den vergangenen Jahren hat die israelische Zeitung mehrfach Falschbehauptungen oder verzerrte Darstellungen in Umlauf gebracht hat - mit weitreichenden Folgen

von Jacques Abramowicz  30.06.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Zunächst einmal müssen wir die Geiseln befreien«

Eine Äußerung des Premierministers deutet darauf hin, dass es eine Verschiebung der israelischen Prioritäten im Krieg gegen die Hamas gibt. Die Hintergründe

 30.06.2025

Essay

Die nützlichen Idioten der Hamas

Maxim Biller und der Eklat um seinen gelöschten Text bei der »ZEIT«: Ein Gast-Kommentar von »WELT«-Herausgeber Ulf Poschardt

von Ulf Poschardt  29.06.2025

Inlandsgeheimdienst Schin Bet

Großes Hamas-Netzwerk in Hebron zerschlagen

Das Netzwerk der islamistischen Terrororganisation habe zeitnah Anschläge in Israel und dem Westjordanland geplant

 29.06.2025