Israel

Regierung steht über Armee

Premierminister Benjamin Netanjahu am Sonntag in Jerusalem Foto: Flash90

Nach ihrem Treffen am Montag haben sich Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Mosche Yaalon darauf geeinigt, dass die Regierung über der Armee steht: In einer gemeinsamen Erklärung hieß es: »Es gab und gibt keinen Streit darüber, ob die Armee den politischen Rängen untergeordnet ist, und Offizieren steht es frei, ihre Sicht in den entsprechenden Foren zu äußern.«

Bei einer Rede vor Armeegenerälen hatte Yaalon diese dazu angehalten, ihre Meinung zu äußern, selbst wenn sie gegen die Positionen der politischen Führung gehe. Sie sollten mutig sein, nicht nur bei einem Kampfeinsatz, sondern auch in den Besprechungsräumen, wenn sie glaubten, die Armee oder die Regierung würden bei ihren Entscheidungen die ethischen Ausmaße nicht berücksichtigen.

Gespräch Umgehend zitierte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Verteidigungsminister am Montagmorgen zu sich. Laut Zeitungsberichten sollte es nicht darum gehen, Yaalon zu tadeln, sondern zu klären, was ihn dazu bewogen hat, dieses Thema nun wieder anzureißen.

Denn erst vor knapp zwei Wochen war ein Streit ausgebrochen, nachdem der stellvertretende Armeechef Yair Golan die derzeitige gesellschaftliche Entwicklung in Israel in Verbindung mit den gesellschaftlichen Prozessen in Europa vor dem Holocaust brachte. Netanjahu und andere Politiker aus dem Mitte-rechts-Spektrum waren empört, Yaalon aber gab Golan Rückendeckung. In der vergangenen Woche dann hatte Netanjahu die Diskussionen eigentlich für beendet erklärt.

Hebron Der Streit reicht dabei viel tiefer: Er dreht sich nicht allein um die Aussage Yair Golans, sondern um die gesellschaftliche Entwicklung in Israel und den Einfluss radikaler Gruppen – auch auf die Werte der Armee. Auslöser ist der Fall des Soldaten Elor Azaria, der im März einen am Boden liegenden palästinensischen Terroristen in Hebron erschoss.

Es gehe nicht um rechts oder links, zitierten Zeitungen Yaalons Rede von Sonntagabend: Die Armee werde es nicht zulassen, dass Soldaten ihren Finger zu locker am Abzug haben, Rache üben oder ihre Selbstbeherrschung verlieren. »Handelt weiterhin im Einklang mit eurem menschlichen Gewissen, eurem moralischen Kompass und nicht danach, woher der Wind gerade weht.«

Hintergrund

Das steckt hinter »Katargate«

Die Affäre um vermeintliche Zahlungen von Doha an Netanjahu-Berater und Medien-Leaks zieht immer weitere Bahnen

von Sabine Brandes  30.12.2025

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  30.12.2025

Afrika

Somalier protestieren gegen Israel

Sprechchöre, geschlossene Unis, kämpferische Reden: In Somalia entlädt sich Wut über Israels Anerkennung von Somaliland. Die Proteste ziehen sich quer durch die Gesellschaft.

 30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Jerusalem/Fremont

Benjamin Netanjahu spricht mit Elon Musk über KI-Zukunft Israels

Im Mittelpunkt stand die strategische Ausrichtung Israels im Bereich künstlicher Intelligenz. Netanjahu will das Land technologisch an die Weltspitze führen

 30.12.2025

Jerusalem

Mikwe aus der Zeit des Zweiten Tempels unter der Klagemauer entdeckt

Der Fund gilt als eindrucksvoller archäologischer Beleg für die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 nach Christus

 30.12.2025

Schicksalbericht

»Der Terrorist betete, dass mein Kind stirbt«

Der 36-jährige Elkana Bohbot spricht zum ersten Mal über seine persönlichen Erlebnisse als Hamas-Geisel in Gaza

von Sabine Brandes  30.12.2025

Medizin

Studie aus Tel Aviv: Hautkrebs setzt Immunsystem gezielt außer Gefecht

Weltweit sterben jährlich 57.000 Menschen an Melanomen. Die neuen Erkenntnisse aus Israel könnten Medizinern helfen, diese Krebsform zu bekämpfen

 30.12.2025

Jerusalem

Knesset beschließt Gesetz gegen Versorgung von UNRWA-Einrichtungen

Israel wirft der UN-Organisation eine Nähe zur Hamas vor. Jetzt werden ihr der Strom, das Wasser und die Datenverbindungen gekappt

 30.12.2025