Geheimdienst

Recherche: Israel hackte Telefone iranischer Bodyguards

Iranische Atomwissenschaftler wurden im Juni gezielt getötet. Foto: picture alliance / Sipa USA

Sie waren das schwache Glied in der Kette: Israel sei es gelungen, iranische Politiker, Militärs und Atomwissenschaftler ins Visier zu nehmen, weil es die Telefone ihrer Bodyguards und Fahrer hackte und auf diese Weise ihre Aufenthaltsorte herausfand. Das berichtet jetzt die New York Times (NYT).

Die Untersuchung, die von der NYT in Zusammenarbeit mit dem israelischen Journalisten Ronen Bergman (Ynet und Yedioth Ahronoth) verfasst wurde, beschreibt detailliert, wie Israel es schaffte, hochrangige Beamte und Wissenschaftler ausfindig zu machen, und enthält für die meisten Informationen Bestätigungen aus israelischen Quellen.

Bei den ersten Angriffen auf den Iran in den frühen Morgenstunden des 13. Juni tötete Israel in kürzester Zeit mehrere hochrangige Generäle und Atomwissenschaftler, darunter Hossein Salami, Leiter der Revolutionsgarden, Stabschef Mohammad Bagheri, und den Leiter der Raketenabteilung, Amir Ali Hajizadeh und schockierte die Teheraner Führungsriege.

Israel setzte auch Agenten vor Ort ein

Die Strategie konzentrierte sich darauf, im ersten Kriegsschlag 20 bis 25 Schlüsselziele zu treffen, in der Erwartung, dass die überlebenden Beamten danach strengere Vorsichtsmaßnahmen ergreifen würden. Ahmad Vahidi, der neu ernannte Chef des Korps der Revolutionsgarden, bestätigte in einem Interview, dass Israel sowohl Agenten vor Ort als auch fortschrittliche Technologie, darunter Satelliten und elektronische Aufklärung, einsetzte, um sensible Treffen zu orten.

Der Bericht der New York Times, der hochrangige iranische und israelische Militär- und Geheimdienstmitarbeiter zitiert, besagt, dass die iranische Führung sich zwar der Sicherheitsbedrohung durch Smartphones bewusst war und deren Nutzung vermieden habe, diese Anweisung jedoch nicht auf ihre Sicherheitskräfte ausgedehnt worden sei. Dadurch habe Israel die Aufenthaltsorte herausgefunden und die entsprechenden Personen eliminiert.

Israelischer Sicherheitsbeamter: »Der Einsatz so vieler Leibwächter ist eine Schwäche, die wir ihnen aufgezwungen haben – und dann haben wir sie ausgenutzt.«

Teheran habe vom Plan Israels, hochrangige Beamte zu töten, gewusst und die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Das jedoch ermöglichte es für Israel, die Bodyguards auszuspionieren. Weiter hieß es, mehrere Wachen Denn die seien vor dem Krieg sorglos mit ihren Telefonen umgegangen und hätten Updates über ihre Aktivitäten in den sozialen Medien veröffentlicht, erklärt ein israelischer Sicherheitsbeamter in dem Bericht. »Der Einsatz so vieler Leibwächter ist eine Schwäche, die wir ihnen aufgezwungen haben – und dann haben wir sie ausgenutzt.«

Nach diesem ersten verheerenden Schlag sei den Leibwächtern im Iran befohlen worden, bei der Arbeit nur noch Walkie-Talkies zu benutzen. In mindestens einem Fall hätten die Wachen jedoch die Anordnungen missachtet. Und so sei Israel erneut in der Lage gewesen, führende Politiker anzugreifen, so der NYT-Bericht.

Dies habe zu einem Angriff auf einen Bunker während einer geheimen Sitzung des Obersten Nationalen Sicherheitsrats des Iran geführt. Präsident Masoud Pezeshkian wurde bei diesem Vorfall am 16. Juni am Bein verletzt. Keiner der hochrangigen Beamten kam ums Leben, wohl aber einige der Bodyguards, die sich außerhalb des unterirdischen Bunkers befanden.

Teheran war monatelang auf der Jagd nach Schatten

Das Hacken der Leibwächter war nur ein Element der langjährigen Bemühungen Israels, den iranischen Sicherheitsapparat zu infiltrieren. Laut iranischen Beamten sei man in Teheran monatelang auf der Jagd nach Schatten gewesen. Der ehemalige Vizepräsident Mostafa Hashemi Taba gab Ende Juni zu: »Die Infiltration hat die höchsten Ebenen unserer Entscheidungsfindung erreicht.«

Israel gab nach dem zwölftägigen Konflikt bekannt, während des Krieges Dutzende hochrangige Sicherheitsbeamte und mindestens elf hochrangige Atomwissenschaftler getötet zu haben. Dies galt als der schwerste Schlag für die Islamische Republik seit dem Irak-Krieg in den 1980er-Jahren.

Der Iran reagierte auf die israelischen Angriffe mit Raketen- und Drohnenangriffen, bei denen Dutzende Menschen getötet wurden. Am 24. Juni wurde durch die Vermittlung der USA ein Waffenstillstand zwischen den beiden Ländern vereinbart, nachdem das iranische Atom- und Raketenprogramm durch die israelischen Angriffe schwer beschädigt worden war.

Jerusalem erklärte, der umfassende Angriff auf Irans führende Militärs, Atomwissenschaftler, Urananreicherungsanlagen und das ballistische Raketenprogramm sei notwendig gewesen, um den Iran an der Verwirklichung ihres erklärten Plans zur Zerstörung des jüdischen Staates zu hindern.

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