Nahost

Nach Raketen aus Iran: Israels Militär greift Zentrifugenfabrik an

Von Tel Aviv aus sind Rauchspuren der Abwehr gegen iranische Raketen zu sehen. Foto: picture alliance / Anadolu

Inmitten der Spekulationen über einen möglichen Kriegseintritt der USA haben Israel und der von einem Terror-Regime geführte Iran, der seit Jahren droht, den jüdischen Staat vernichten zu wollen, ihre wechselseitigen Angriffe fortgesetzt.

Die israelische Luftwaffe attackierte nach eigenen Angaben erneut Militär-Ziele in der iranischen Hauptstadt Teheran. Über 50 Jets waren an nächtlichen Operationen beteiligt. Geflogen wurden Angriffe auf eine iranische Zentrifugenproduktionsanlage und mehrere Waffenfabriken.

Die Zentrifugenproduktionsanlage in Teheran sei vom Iran genutzt worden, um Umfang und Geschwindigkeit seiner Urananreicherung für die Entwicklung von Atomwaffen zu erhöhen, so die israelischen Streitkräfte.

Wie verhalten sich die USA?

Zu den getroffenen Waffenproduktionsanlagen soll auch eine Anlage zur Herstellung von Komponenten für Boden-Boden-Raketen gehören, die das iranische Regime auf Israel abfeuert, sowie Anlagen zur Herstellung von Systemen und Komponenten für Boden-Luft-Raketen.

Zuvor hatten die iranischen Revolutionsgarden - die Elitestreitmacht der Islamischen Republik - innerhalb von weniger als einer Stunde zwei Raketensalven auf den jüdischen Staat abgefeuert. Berichte über Opfer der jüngsten Angriffe gab es zunächst nicht.

Wenige Stunden zuvor hatte US-Präsident Donald Trump mit seinem Team für Nationale Sicherheit über das weitere Vorgehen beraten. Für den Verlauf des Kriegs zwischen Iran und Israel gilt es als entscheidend, wie sich die USA verhalten.

Dramatische Eskalationsstufe

Das US-Militär unterstützt Israel zwar bei seiner Verteidigung. Bislang aber betonte die US-Regierung stets, dass sie sich nicht an den Kämpfen zwischen Israel und dem Iran beteilige. Falls sich die USA doch entscheiden sollten, aktiv in den Krieg einzusteigen, wäre eine neue dramatische Eskalationsstufe erreicht.

Medienberichten zufolge schickt das US-Militär einen zweiten Flugzeugträger in den Nahen Osten. Zudem sollen die USA zuletzt Dutzende Tankflugzeuge nach Europa verlegt haben, um sie im Bedarfsfall schnell im Nahen Osten einsetzen zu können. Wegen der angespannten Sicherheitslage bleibt auch die US-Botschaft in Jerusalem bis einschließlich Freitag geschlossen.

Seit vergangenem Freitag greift Israel Ziele im Iran an – darunter Atomanlagen, führende Militärs, Atomwissenschaftler, Verteidigungsstellungen, Öl- und Erdgasfelder. Nach israelischer Darstellung ist das wichtigste Ansinnen dabei, die Islamische Republik an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern - ein Ziel, dass die iranische Führung seit Jahren von sich weist.

Lesen Sie auch

Tief eingegrabene Anlage

Allerdings gibt es internationale Zweifel am Dementi aus Teheran, da der Iran das einzige Land ohne Kernwaffen ist, das hoch angereichertes Uran produziert, wie es für diesen Waffentyp benötigt wird.

Um den unterirdischen Nuklear-Komplex in Fordo - das mutmaßlich wichtigste Ziel des israelischen Militärs - auszuschalten, wäre Israel allerdings auf die Unterstützung der US-Armee angewiesen. Denn unter den westlichen Staaten verfügen nur die USA mit ihrem präzisionsgelenkten «Bunkerbrecher»-Bomben über eine geeignete Waffe, um die tief in den Berg eingegrabene Anlage zur Urananreicherung zu zerstören.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sagte in einem ZDF-Interview am Rande des G7-Gipfels, er vermute, dass in Washington derzeit über den Einsatz solcher bunkerbrechenden Waffen im Iran beraten wird. «Ob die amerikanische Regierung sich dazu entschließt, das zu tun, vermag ich im Augenblick nicht zu sagen.»

Schutz von Zivilisten

Trotz aller Konflikte konnte sich die G7-Staaten bei ihrem Treffen in Kanada auf eine gemeinsame Position zum Krieg zwischen Israel und dem Iran einigen. In einer Erklärung bekannte sich die Gruppe der führenden Industriestaaten zum Selbstverteidigungsrecht Israels, rief zum Schutz von Zivilisten auf und unterstrich, dass der Iran niemals eine Atombombe besitzen dürfe. Einen möglichen Ausweg aus der Eskalation zeigt der Text allerdings nicht auf.

Die Atommacht Russland, die 2014 nach der Annexion der ukrainischen Krim aus der damaligen G8-Gruppe ausgeschlossen worden war, wirft Israel vor, die Welt auf eine nukleare Katastrophe zuzusteuern. «Die anhaltenden intensiven Angriffe der israelischen Seite auf friedliche Atomobjekte in der Islamischen Republik Iran sind aus Sicht des Völkerrechts illegal», hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums in Moskau.

Die Angriffe stellten «eine unannehmbare Bedrohung der internationalen Sicherheit dar und treiben die Welt auf eine nukleare Katastrophe zu, deren Folgen überall zu spüren sein werden, auch in Israel selbst». Anders als die G7-Staaten pflegt Russland vergleichsweise gute Verbindungen zu Teheran und hat aus dem Iran beispielsweise massenhaft Drohnen für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine bezogen.

Chamenei droht Israel

Inmitten der sich weiter zuspitzenden Lage richtete Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei erneut eine Drohung an Israel. «Wir müssen dem zionistischen Terror-Regime eine starke Antwort geben», schrieb er auf der Nachrichtenplattform X. «Wir werden gegenüber den Zionisten keine Gnade walten lassen.»

Zuvor hatte sich US-Präsident Trump mit einer indirekten Drohung an Chamenei gewandt, dem die iranische Verfassung als Staatsoberhaupt in allen strategischen Belangen das letzte Wort gewährt. «Wir wissen genau, wo sich der sogenannte »Oberste Führer« versteckt hält», schrieb Trump auf der Plattform Truth Social. «Er ist ein leichtes Ziel.» Vorerst sei Chamenei dort aber sicher. «Wir werden ihn nicht töten, zumindest nicht im Moment.» dpa/ja

Meinung

Das Ende der Zweistaatenlösung

Die übergroße Mehrheit der Palästinenser will keinen Staat neben Israel. Sie will keine Koexistenz. Sie will keinen Kompromiss. Sondern sie will exakt das, was die Palästinenser immer wollten: das Ende des jüdischen Staates

von Daniel Neumann  22.09.2025

Aufarbeitung

Israelische Archäologen ermitteln: Was geschah am 7. Oktober 2023?

Statt alter Schätze und Geheimnisse erforschen Archäologen in Israel nun auch die schmerzhafte Geschichte des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023. Die Ergebnisse sind jetzt in einer Jerusalemer Ausstellung zu sehen

von Johannes Schidelko  22.09.2025

New York

Triumph eines Kompromisslosen

Mahmud Abbas hat sich durchgesetzt: Viele westliche Länder erkennen plötzlich einen Palästinenserstaat ohne Vorbedingungen an. Doch es könnte ein Pyrrhussieg sein

von Michael Thaidigsmann  22.09.2025

Genf

Terrorismus statt Rechnen

Eine neue Studie der Nichtregierungsorganisation UN Watch kommt zum Schluss, dass Schulen in Gaza und im Libanon für Radikalisierung und Terrorismus missbraucht wurden

von Nicole Dreyfus  22.09.2025

Gesundheit

»100 Milliliter reichen schon«

Rachel Amir über Bluthochdruck, Krebs und die gesundheitsfördernde Wirkung des Granatapfels

von Sabine Brandes  22.09.2025

Jerusalem

Herzog kritisiert Anerkennung Palästinas

Der israelische Präsident sieht »die Kräfte der Finsternis« gestärkt, während die palästinensische Terrororganisation Hamas den Schritt begrüßt

 22.09.2025

Propaganda

Psychoterror: Hamas veröffentlicht »Abschiedsfoto« der Geiseln

Die Hamas setzt auf Angst in Israel, dass die restlichen Verschleppten infolge der jüngsten israelischen Offensive für immer verschollen bleiben könnten. Dafür reicht eine Fotomontage und ein Name

 21.09.2025

Krieg

Freigelassene Hamas-Geisel will wieder in die Armee

Am 7. Oktober 2023 wurde der israelische Soldat Edan Alexander von der Hamas nach Gaza verschleppt. Im Mai wurde er nach 584 Tagen freigelassen. Jetzt will er wieder kämpfen

von Jan-Uwe Ronneburger  20.09.2025

Vermisst

Er war ein Poet

Der 84-jährige Amiram Cooper wurde in Gaza ermordet

von Sabine Brandes  20.09.2025