Unglück

»Mir fehlen die Worte«

Rettungskräfte bringen die Verletzten ins Ziv Medical Center in Safed. Foto: Flash 90

Mitarbeiter von Rettungsdiensten sind normalerweise hartgesotten. Doch die dramatischen Ereignisse auf dem Meron-Berg im Norden Israels bringen selbst Profis an die Grenzen des Ertragbaren. »Wir haben es gerade mit einem der schlimmsten Unglücke Israels zu tun gehabt«, sagt Dov Meisel von der Organisation United Hatzalah am frühen Freitagmorgen in einem Interview.

Die Helfer seien grauenhaften Anblicken ausgesetzt gewesen, die es seit den blutigsten Tagen der Terrorwellen zu Beginn der 2000er Jahre nicht mehr gegeben habe. »Mir fehlen die Worte, mir fehlen wirklich die Worte.« Der Grund seines Entsetzens: Rund 40 Menschen sind bei einer Massenpanik während Lag BaOmer gestorben, Dutzende weitere haben – teils schwerste – Verletzungen erlitten.

menschenmenge Zehntausende sind am Donnerstag in den Norden des Landes gereist, um an dem Fest im Wallfahrtsort Meron teilzunehmen. Während sich diesmal sehr viele Ultraorthodoxe auf den Weg machen, war das im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie so nicht möglich. Doch inzwischen sind die Infektionszahlen drastisch gesunken. Umso ausgelassener ist nun die Stimmung. In sozialen Netzwerken finden sich zahlreiche Videos des Abends. Eine riesige Menschenmenge ist dort zu sehen, die ausgelassen feiert, tanzt und springt.

Doch tief in der Nacht bricht plötzlich Panik aus. Nach ersten Erkenntnissen sind auf einer abschüssigen Rampe mit Metallboden Menschen ins Rutschen gekommen. Die dicht gedrängten Feiernden fallen übereinander, die Situation gerät völlig außer Kontrolle. Hinzu kommt: Notfalltüren lassen sich offenbar nicht öffnen.

Ein Verletzter im Rambam-Krankenhaus in Haifa erzählt später, etwa 500 Menschen seien in einem Abschnitt eingepfercht gewesen, in dem normalerweise Platz für etwa 50 sei.

Ein Verletzter im Rambam-Krankenhaus in Haifa erzählt später, etwa 500 Menschen seien in einem Abschnitt eingepfercht gewesen, in dem normalerweise Platz für etwa 50 Menschen sei. »Unten in der ersten Reihe sind Menschen gefallen, und oben haben die Menschen dies nicht gesehen und sich weiter nach vorne gedrängt«, erzählt er. »Eine Reihe fiel auf die andere.«

verletzte Der Rettungssanitäter Omri Hochman ist einer der Ersten am Unglücksort. »Als wir ankamen, herrschte dort große Aufruhr, viele Menschen rannten in unsere Richtung«, schildert er im Fernsehen. »Der Anblick war sehr schlimm, Dutzende Verletzte lagen nahe der Tribüne und auf der Rampe.« In sozialen Medien kursieren in der Nacht Bilder, auf denen Reihen von Leichensäcken zu sehen sind.

Ein Fernsehreporter zeigt später Aufnahmen vom Ort des Unglücks. Zahlreiche Schuhe, Hüte, verbogene Brillen und Wasserflaschen liegen dort auf dem Boden und zeugen von den schrecklichen Ereignissen. Ein Sicherheitsgeländer ist im Gedränge aus dem Boden gerissen worden. Der Reporter demonstriert, wie rutschig der Metallboden auf der Rampe ist.

Die Polizei bricht nach dem Unglück die Feiern ab, Zehntausende versuchen anschließend verzweifelt, den Ort zu verlassen.

Die Polizei bricht nach dem Unglück die Feiern ab, Zehntausende versuchen anschließend verzweifelt, den Ort zu verlassen. Kinder werden im Gewirr von ihren Eltern getrennt, besorgte Angehörige können ihre Liebsten nicht erreichen, weil das überlastete Handynetz zusammenbricht. Der Rettungseinsatz ist so schwierig, dass auch die Eliteeinheit 669 der israelischen Armee zu Hilfe gerufen wird.

Lag BaOmer ist traditionell ein jüdisches Freudenfest, das die Trauerzeit zwischen Pessach und Schawuot unterbricht. Doch in diesem Jahr verwandelt sich die Freude in Schrecken und Trauer. Im Morgengrauen beginnt die Polizei mit der Spurensicherung. Die Aufarbeitung einer der schlimmsten Katastrophen der israelischen Geschichte dürfte aber noch lange dauern.

Meinung

Boykottiert die Boykotteure!

Dass die Münchner Philharmoniker in Gent nicht auftreten dürfen, weil sie mit Lahav Shani einen israelischen Dirigenten haben, ist eine Schande - und erfordert eine deutliche Antwort deutscher Kulturschaffender

von Michael Thaidigsmann  10.09.2025

Meinung

Eskalation in Katar?

Es ist heuchlerisch, Katar als Friedensvermittler zu bezeichnen. Wer die Hamas in Gaza unterstützt, in Doha Terroristen hofiert und mit Al Jazeera weltweit den Hass auf den jüdischen Staat befördert, sollte sich nicht wundern, wenn Israel zurückschlägt

von Philipp Peyman Engel  10.09.2025

Analyse

Ursula von der Leyen macht Israel zum Bauernopfer

Vor dem Europaparlament schlägt die EU-Kommissionspräsidentin harte Töne gegen Israel an - wohl wissend, dass die notwendige Mehrheit für Sanktionen womöglich nie zustande kommt. Eine Analyse

von Michael Thaidigsmann  10.09.2025

Berlin/Ulm

Ron Prosor: Angriff auf israelischen Rüstungskonzern Elbit in Ulm ist ein terroristischer Akt

In Ulm ist eine israelische Firma angegriffen worden. Die Polizei vermutet einen politischen Hintergrund. Nun äußert sich der Botschafter des Landes

 10.09.2025 Aktualisiert

Bagdad

Elizabeth Tsurkov ist frei

Elizabeth Tsurkov war im März 2023 von einer pro-iranischen Terrormiliz gekidnappt worden

 10.09.2025

Jerusalem

»Terror-Anführer können nirgendwo mehr sicher sein«

Netanjahu: Der Luftschlag hat die Hamas-Führer genau an dem Ort getroffen, an dem sie am 7. Oktober 2023 gefeiert haben

von Christoph Arens  10.09.2025

Huthi

Die Helfer der Mullahs

Die jemenitische Miliz greift Israel seit fast zwei Jahren immer wieder mit Raketen und Drohnen an. Nun hat der jüdische Staat sich gewehrt

von Sabine Brandes  09.09.2025

Krieg

Israel greift erstmals Hamas in Doha an

Die Terrororganisation benennt fünf tote Mitglieder. Quellen im israelischen Sicherheitsapparat bezweifeln, dass ranghohe Hamasführer getroffen wurden

 10.09.2025 Aktualisiert

"One Night Only"

Kevin Spacey tritt in Tel Aviv auf

Der Hollywood-Star plant in Israel sein Bühnen-Comeback

 09.09.2025