Covid-19

Israel testet täglich Tausende

Die Drive-Through-Teststation in Tel Aviv Foto: Flash 90

Israel testet derzeit mehrere Tausend Menschen täglich auf Covid-19. Am Montagmorgen sind 1245 Fälle im Land bestätigt worden, eine Steigerung von nahezu 300 in den vergangenen 24 Stunden.

Diese Zahl stimmt mit den Annahmen der Experten nach dem Beginn intensiver Tests überein. Auch die Anzahl der Patienten mit einem schweren Verlauf der Atemwegsinfektion nehme weiter zu, gab das Gesundheitsministerium an.

ziel Der stellvertretende Generaldirektor im Ministerium, Itamar Grott, sagte dazu: »Wir haben das Ziel von 5000 Tests am Tag erreicht und werden in dieser Woche sogar 7000 schaffen. In der Woche darauf soll diese Zahl verdoppelt werden.« Man habe eine halbe Million Testkits aus den USA bestellt, so Grotto. Dort allerdings herrscht auch ein Mangel an Tests.

Derzeit befinden sich 351 Menschen in Israel im Krankenhaus, 464 werden in ihrer Wohnung behandelt, 120 in Hotels. Um die 250 warten auf eine Entscheidung, ob sie ins Krankenhaus verlegt werden. Vier Patienten befinden sich in kritischem Zustand, darunter ein neugeborenes Baby in Jerusalem. Ein 88-jähriger Mann war am Freitag an den Folgen der Infektion gestorben. 37 Patienten sind derweil wieder gesund geworden.

Derweil müssen sich die Menschen mit immer mehr Einschränkungen arrangieren. Seit einer Woche gibt es weder Schulen noch Kindergärten, die meisten Betriebe und Geschäfte sind geschlossen. Am Montag trifft sich Premierminister Benjamin Netanjahu mit verschiedenen Vertretern seiner Interimsregierung, um über eine mögliche weitere Verschärfung der Maßnahmen zu sprechen.

Märkte Auch die beiden größten Märkte im Land, der Mahane-Yehuda-Markt in Jerusalem und der Carmelmarkt in Tel Aviv, mussten auf Anweisung des Gesundheitsministerums alle Aktivitäten einstellen. Sehr zum Unmut der Verwaltung des Carmelmarktes. Sie erklärte, dass die Entscheidung den »Ruin für die meisten Händler mit sich bringt« und argumentierte, zwischen den Ständen auf dem Markt sei mindestens genauso viel Platz sei wie in Supermarktgängen. Doch das Ministerium ließ sich nicht überzeugen und setzte die Anweisung durch.

Auch die Kotel und der Tempelberg in Jerusalem, die höchsten Heiligtümer für Juden und Muslime, sind seit Sonntag geschlossen.

Auch die Kotel und der Tempelberg in Jerusalem, die höchsten Heiligtümer für Juden und Muslime, sind seit Sonntag geschlossen. Nachdem Israel das Mughrabi-Tor versperrt hatte, durch das jüdische Gläubige und Touristen zur Kotel kommen, hatte die Verwaltung des Tempelbergs, genannt Waqf, zugestimmt, auch den Tempelberg für moslemische Gläubige abzuriegeln.

Der Waqf besteht aus palästinensischen Vertretern und der Regierung in Jordanien. Bereits in der vergangenen Woche hatten Jordanien und Israel die Schließung der Tore besprochen, waren jedoch zu keinem Ergebnis gekommen.

Sommerzeit Innenminister Arie Deri hatte zudem vorgeschlagen, die Umstellung auf die Sommerzeit um einen Monat zu verschieben. Die Menschen seien weniger motiviert, auf die Straßen zu gehen, wenn es länger dunkel wäre, erklärte er dazu.

Doch mit seinem Vorschlag zog er Kritik aus allen Reihen auf sich. Der Nationale Sicherheitsrat riet, dies auf keinen Fall zu tun, und nun sollen die Uhren am kommenden Freitag wie geplant umgestellt werden.

Auch die Technik leidet unter dem Coronavirus. Am Wochenbeginn erklärte Netflix in Israel, die Qualität des Streamings werde reduziert. Die Internetdienste hätten seit dem Beginn der Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Corona-Ausbruchs eine Zunahme der Nutzung von mehr als 30 Prozent gemessen. Um dies auszugleichen, erklärte sich Netflix zu der Qualitäts-Verringerung bereit, die zunächst 30 Tage dauern soll.

Innerhalb von 24 Stunden haben sich mehr als 62.000 Menschen in Israel erwerbslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 17,6 Prozent.

Die Arbeitsagentur in Israel gab bekannt, dass die Arbeitslosenquote derzeit bei 17.6 Prozent liegt. Damit war sie um 1.1 Prozent im Vergleich zum Vortag gestiegen. Innerhalb von 24 Stunden hatten sich mehr als 62.000 Menschen in Israel erwerbslos gemeldet. Besonders leidet die Tourismusbranche, die derzeit so gut wie niemanden mehr beschäftigt.

Fluggesellschaft Auch die nationale Fluggesellschaft EL AL musste fast die komplette Belegschaft entlassen. Trotzdem erklärte sie sich bereit, im Ausland festsitzende Israelis zurück in die Heimat zu bringen. Darum hatte die Regierung gebeten.

In den kommenden Tagen werden Flüge nach Australien, Costa Rica, Indien und Brasilien organisiert. Zudem soll versucht werden, auch die mehr als 150 israelischen Urlauber aus Thailand zurückzuholen. Am Montagmorgen waren bereits 550 vornehmlich junge Touristen aus Indien mit einer Maschine von El Al auf dem Ben-Gurion-Flughafen gelandet.

Jom Haatzmaut

»Ich habe keine Unabhängigkeit, weil sie immer noch dort sind«

Der aus dem Gazastreifen befreite Yarden Bibas bittet die Israelis, sich einer Solidaritätsaktion für die noch verbleibenden Geiseln anzuschließen

von Sabine Brandes  30.04.2025

Notstand

Jom-Haazmaut-Feiern wegen Feuer abgesagt

Im Umkreis von Jerusalem sind schwere Waldbrände nicht unter Kontrolle zu bekommen. Straßen werden gesperrt und Wohnorte geräumt. Die Feiern zum Unabhängigkeitstag werden abgesagt

 30.04.2025

Israel

Arbel Yehoud musste Geiselhaft barfuß überstehen - auch im Winter

Die 29-Jährige hat in der Ruine ihres Hauses im Kibbuz Nir Oz ein Interview gegeben und grausame Details aus ihrer Gefangenschaft geschildert

 30.04.2025

Raanana

Randale bei israelisch-palästinensischem Gedenken an Opfer

Bei Tel Aviv greifen ultrarechte Aktivisten Zuschauer einer Gedenkfeier sowie Polizisten an. Auch in Tel Aviv kommt es zu einem Vorfall

 30.04.2025

Debatte

Medienberichte: Israels Regierung hebt Entlassung Bars auf

Israels Führung wollte den Geheimdienstchef loswerden, am Montag erklärte Ronen Bar selbst seinen Rücktritt. Die Regierung nimmt nun ihren Entlassungsbeschluss zurück - womöglich nicht ohne Grund

von Cindy Riechau  29.04.2025

Jom Hasikaron

Ganz Israel trauert

Mit dem ersten Sirenenton am Abend beginnt das Gedenken für die gefallenen Soldaten und Terroropfer

von Sabine Brandes  29.04.2025

Rekord

So viele Menschen leben in Israel

Eine neue Statistik liefert überraschende Antworten

 29.04.2025

Tel Aviv

»Sie würde aussehen wie ein Sumo-Ringer«

Benjamin Netanjahu bestreitet im Korruptionsprozess gegen ihn, dass seine Frau 160 Kisten Champagner bekommen hat

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025