8. März

»Frauen sind überall«

Rachel Wiesel Foto: IDF

8. März

»Frauen sind überall«

Die IDF-Brigade-Generalin Rachel Wiesel über den Internationalen Frauentag, Rechte und Emanzipation

von Katrin Richter  07.03.2016 15:47 Uhr

Frau Wiesel, am 8. März ist der Internationale Frauentag. Braucht man den im Jahr 2016 überhaupt noch?
Vor einigen Jahren dachte ich, dass das eigentlich ein dummer Tag ist. Ich war überzeugt, wir hätten das schon längst hinter uns gelassen. Schließlich gibt es Frauen in Ministerien, bei der Polizei und der Armee. Ich war der Meinung, dass solch ein Tag nicht mehr notwendig ist. Heute denke ich anders darüber.

Nämlich?
Dass der Tag eine gute Gelegenheit bietet, über die Errungenschaften nachzudenken, die Frauen auf den Weg gebracht haben. Man muss das gar nicht so sehr historisch betrachten und sagen, dass dieses oder jenes in diesem oder jenem Jahr geschah. Im Gegenteil: Alles, was wir in der Zukunft besser machen wollen, sollten wir uns am 8. März vornehmen. In der israelischen Armee befassen sich die Einheiten am internationalen Frauentag mit Themen, die um den 8. März kreisen.

Warum haben Sie Ihre Meinung geändert?
Ich komme aus dem juristischen Bereich. Dort sind Frauen gut vertreten. Die Vorsitzende des Obersten Gerichts ist eine Frau, ich selbst war Vorsitzende des District Court in der IDF. Und da ich die gleiche Position und auch die gleiche Bezahlung wie meine männlichen Kollegen hatte, war mir gar nicht so sehr bewusst, dass es außerhalb dieses Berufsfelds anders aussah.

Wie verändern Frauen die Armee?
85 Prozent der Beschäftigungsfelder in der IDF stehen Frauen offen. Wir haben zum Beispiel im Geheimdienst einen Frauenanteil von über 40 Prozent. Frauen arbeiten anders als Männer – Männer arbeiten anders als Frauen. Zusammen aber können wir viel erreichen.

Für welche Berufsfelder eignen sich Frauen besser als Männer?
Bei den Grenzwachen zum Beispiel. Frauen sind multitasking. Sie können auf mehrere Bildschirme gleichzeitig schauen, dem Kommandeur zuhören, und sie machen eine hervorragende Arbeit. Oder im Geheimdienst zum Beispiel.

Work-Life-Balance ist ein wichtiges Thema – gerade für junge Familien. Wie sieht das in der Praxis aus?
Alle sozialen Gesetze, die für die Zivilbevölkerung gelten, sollen auch für unsere Soldatinnen gelten. Wenn eine Mutter also sechs Monate Mutterschutz hat, dann hat auch eine Soldatin, die ein Kind erwartet oder es bekommen hat, ebenfalls dieses Recht.

Also dürfen junge Väter auch in Elternzeit gehen?

Ja, das ist noch sehr neu, und viele Männer überlassen das dann doch ihren Frauen. Aber Eltern dürfen zum Beispiel früher nach Hause gehen als ihre Kameraden, die noch keine eigene Familie haben. Es gibt viele Stellen in der Armee, wo man wiederum mehr Männer finden wird, weil sie mit Arbeitszeiten rund um die Uhr verbunden sind.

Innerhalb der IDF sieht es mit der Gleichberechtigung also ganz gut aus. Aber wie sieht es damit im Alltag aus?
Das hängt ganz davon ab, woher man kommt, welche Ausbildung man genossen hat. Generell haben Frauen in Israel ein gutes Standing. Und es wird natürlich immer besser. Aber es gibt im ganzen Land keinen Berufszweig, der Frauen nicht zugänglich ist. Und wenn ich an die Universitäten denke – wir haben mehr promovierte Frauen als Männer mit einem Doktortitel. Frauen sind überall.

Mit der Brigade-Generalin und Beraterin des Generalstabschefs für Frauenangelegenheiten sprach Katrin Richter.

Glosse

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka. Andrea Kiewel hingegen freut sich

von Andrea Kiewel  10.12.2025

Wetter

Wintersturm Byron fegt über Israel

Israelische Rettungsdienste und kommunale Behörden im ganzen Land sind in Alarmbereitschaft. Wintersturm Byron bringt Überschwemmungen und Blitzschlag

 10.12.2025

Neuanfang

Israel und Bolivien nehmen wieder diplomatische Beziehungen auf

In dem südamerikanischen Land wurde im Oktober ein neuer Präsident gewählt, der mit der linken Außenpolitik seiner Vorgänger bricht

 10.12.2025

Israel

Kibbuz Be’eri beschließt Abriss

Die Gemeinde des vom 7. Oktober besonders stark betroffenen Kibbuz hat beschlossen, zerstörten Häuser nicht wieder aufzubauen. Bis auf eines

 10.12.2025

Nachrichten

Wasser, Armee, Mädchen

Kurzmeldungen aus Israel

von Sabine Brandes  09.12.2025

Geiseln

Israel nimmt Abschied von Sudthisak Rinthalak

Der Thailänder wurde am 7. Oktober von Terroristen des Islamischen Dschihad ermordet und in den Gazastreifen verschleppt

 09.12.2025

Pressefreiheit

Ausländische Journalisten dürfen weiterhin nicht allein nach Gaza

Der Auslandspresseverband wirft Israels höchstem Gericht vor, eine Entscheidung in der Angelegenheit zu verzögern

 09.12.2025

Libanon

Israel greift Hisbollah-Trainingslager an

Auf dem Gelände wurden laut israelischer Armee Anschläge geplant

 09.12.2025

Ehrenrettung

Stille, Salz und Sonnenlicht

Das Tote Meer landete auf der weltweiten Rangliste der Sehenswürdigkeiten auf dem zweitschlechtesten Platz – völlig zu Unrecht, findet unsere Korrespondentin

von Sabine Brandes  08.12.2025