Meinung

Francesca Albanese: Die erfundene Menschenrechtsanwältin der UN

Francesca Albanese erhielt ihr UN-Amt nicht trotz, sondern wegen ihrer Israelfeindlichkeit. Foto: picture alliance/KEYSTONE

Wer kennt sie nicht, die Märchen aus Tausendundeiner Nacht? Die Geschichten, die mindestens so sehr zur arabisch-persischen Kultur gehören, wie der Antisemitismus.

Es muss einen deshalb nicht verwundern, dass sich das eine nicht selten mit dem anderen verbindet. Oder das eine das andere bedingt. Im übertragenen Sinn. Jedenfalls sind es oft arabisch-persisch-muslimische Märchen, also Geschichten – oder sollte man sagen: Lügen? – die den Judenhass erzeugen, schüren oder verbreiten. Und es sind Verzerrungen, Desinformationen und Unwahrheiten, die in dem Propagandakrieg gegen Israel am laufenden Band produziert werden und sich über die traditionellen oder die sozialen Medien wie ein Lauffeuer weltweit verbreiten.

Eine unheilige Rolle in diesem antisemitischen Theater spielen dabei nicht nur die westlichen Medienhäuser, die sich ein ums andere Mal vor den antiisraelischen Karren der Hamas und ihrer Verbündeten spannen lassen und nicht nur Sender wie Al Jazeera, der von den Katarern betrieben wird und offen und unverblümt Propaganda verbreitet, sondern auch vorgeblich neutrale und respektable Organisationen wie die UN und das von ihr eingesetzte Personal. So etwa die notorische Antisemitin Francesca Albanese, die seit 2022 als UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten palästinensischen Gebiete fungiert und sich selbst als Menschenrechtsanwältin bezeichnet.

Schaut man sich die Aktivistin, ihr Aufgabenfeld und ihre Aktivitäten der vergangenen Jahre näher an, fühlt man sich direkt in die Welt aus Tausendundeiner Nacht versetzt, in der Märchen und Geschichten den Stoff bilden, aus dem antisemitische Träume gemacht sind. Das fängt schon bei ihrer Aufgabenbeschreibung an, welche die UN ihr verpasst hat. Denn erstens gibt es keine besetzten Gebiete und zweitens sind diese nicht palästinensisch. Oder anders ausgedrückt: Die Gebiete, um die es hier geht, also Judäa und Samaria, wie sie schon zu biblischen Zeiten hießen, oder das Westjordanland, wie andere es bezeichnen, sind völkerrechtlich umstritten. Und ob sie palästinensisch sind oder nicht ist ebenfalls umstritten.

Gleiches gilt mit anderen Vorzeichen auch für Gaza. Aber wer stört sich schon an solchen Details? Die UN und ihr sogenannter Menschenrechtsrat offenbar nicht. Jedenfalls sollen die Sonderberichterstatter des UN-Menschenrechtsrats unabhängige Experten sein, die vom UN-Menschenrechtsrat ernannt werden, um die Menschenrechtslage in einem bestimmten Gebiet oder zu einem bestimmten Thema zu untersuchen.

Oder genauer: Sonderberichterstatter sind durch ihren Verhaltenskodex verpflichtet, » ... sicherzustellen, dass ihre persönlichen politischen Meinungen die Ausführung ihres Auftrags nicht beeinträchtigen, und ihre Schlussfolgerungen und Empfehlungen auf objektive Bewertungen der Menschenrechtslage zu stützen«. Sonderberichterstatter müssen außerdem »bei der Wahrnehmung ihres Mandats Zurückhaltung, Mäßigung und Diskretion walten lassen, um die Anerkennung der Unabhängigkeit ihres Mandats oder das für die ordnungsgemäße Erfüllung dieses Mandats erforderliche Umfeld nicht zu beeinträchtigen«.

Francesca Albanese allerdings ist seit jeher ein Ausbund antiisraelischer Voreingenommenheit und ihre mangelnde Unparteilichkeit gegenüber dem jüdischen Staat ist frappierend. Denn seit Jahren nutzt sie israelfeindliche Rhetorik, hasserfüllte Sprache und antisemitische Stereotype, um Israel anzugreifen.

So verbreitete sie Verschwörungsmythen über die Macht der Juden, fantasierte mal von der jüdischen und mal von der israelischen Lobby, zog regelmäßig Vergleiche Israels mit den Nazis, verglich Israels Premier Benjamin Netanjahu mit Adolf Hitler, und fiel durch Leugnung und Verharmlosung des Massakers vom 7. Oktober ebenso auf, wie durch die Relativierung palästinensischen Terrors oder durch die Befürwortung von Gewalt gegen den jüdischen Staat.

Obwohl dies lange bekannt, gut dokumentiert und gegenüber der UN sowohl offengelegt wie kritisiert wurde, verlängerte der UN-Menschenrechtsrat Albaneses Mandat im April dieses Jahres. Der Menschenrechtsrat übrigens, der seit seiner Gründung im Jahr 2006 mehr Resolutionen gegen Israel verabschiedet hat, als gegen alle anderen Staaten zusammen. Mehr Resolutionen also als gegen alle »Menschenrechtsparadiese« wie Syrien, Nordkorea, Iran, China und Russland zusammen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Doch es kommt noch besser: Denn Albanese ist nicht nur geübt darin, antisemitische Lügen zu verbreiten. Nein. Sie erzählt auch gerne Märchen über sich selbst. So behauptet sie seit vielen Jahren eine Menschenrechtsanwältin zu sein. Diese Behauptung findet sich auch in ihrer Bewerbung an die UN für den Posten der Sonderberichterstatterin vom 23. November 2021. Unter dieser Amtsbezeichnung wird sie auf der offiziellen UN-Internetseite geführt, auf der sich ihre Biografie findet: als internationaler Rechtsanwalt mit der Spezialisierung auf Menschenrechte und den Nahen Osten.

Nun allerdings hat sich herausgestellt, dass Francesca Albanese gar keine Rechtsanwältin ist. Ein Umstand, den sie inzwischen offen zugegeben hat. Will heißen: Die Rechtsanwältin ist gar keine Rechtsanwältin, obwohl sie das seit vielen Jahren von sich selbst behauptet. Das ist mehr als ein harmloses Märchen. Und es sagt viel über die Glaubwürdigkeit der Sonderberichterstatterin aus, die von sich selbst in einem Interview behauptet, dass sie nie lügt.

Abgesehen davon: In vielen Ländern ist der Missbrauch von Titeln und Amtsbezeichnungen eine Straftat. Aber vielleicht steht die UN-Gesandte ja auch unter besonderem Schutz? Fest steht: Die neutrale, objektive und unvoreingenommene Menschenrechtsanwältin der UN ist weder neutral noch objektiv noch unvoreingenommen. Genauso wenig wie die UN und der Menschenrechtsrat, der sie ernannt hat. Vor allem aber ist sie keine Rechtsanwältin. Sie ist etwas anderes: Sie ist eine Lügnerin. Und sie ist eine ausgemachte und unverbesserliche Antisemitin, die von brennendem Israelhass getrieben ist.

Wäre das nicht eine Qualifikation, die sich gut in ihrer Biografie machen würde? Zumindest wäre es kein Märchen aus Tausendundeiner Nacht.

Der Autor ist Jurist und Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen.

Meinung

Wenn Wutausbrüche Diplomatie ersetzen

So verständlich der Frust ist, tut sich Israels Regierung mit ihrer aggressiven Kritik an westlichen Regierungen und ihren Einreiseverboten für europäische Politiker keinen Gefallen

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025

Washington D.C.

Trump: »Letzte Warnung« an Hamas

»Die Israelis haben meine Bedingungen akzeptiert. Jetzt ist es an der Hamas, dasselbe zu tun«, schreibt der US-Präsident

 08.09.2025

Nahost

Israel und Dänemark prüfen Evakuierung von Gaza-Patienten

Außenminister Lars Løkke Rasmussen trifft seinen Amtskollegen Gideon Sa’ar in Jerusalem

 08.09.2025

Gaza-Stadt

Israel zerstört weiteres von Hamas genutztes Hochhaus

Vor dem Angriff wurden die Bewohner der Armee zufolge mehrfach zur Flucht aufgefordert

 08.09.2025

Terror

Schüsse am Jerusalemer Stadteingang: Mehrere Tote

Zwei Terroristen sollen einen Bus bestiegen und dann das Feuer eröffnet haben

 08.09.2025 Aktualisiert

Israel

Huthi-Drohne trifft Ramon-Flughafen

Nach einem Raketenangriff aus Gaza am Morgen heulten auch am Nachmittag im Süden des Landes die Sirenen. Diesmal waren es Huthi-Drohnen

 07.09.2025

Vermisst

Er war erst 19

Itay Chen wurde entführt, als er Kibbuzim schützte

von Sabine Brandes  07.09.2025

Israel

Massenprotest in Jerusalem und blanke Angst um die Geiseln

Israels Armee bereitet die Einnahme von Gaza-Stadt vor. Geisel-Angehörige fürchten das Schlimmste. Am Samstagabend kamen Tausende Israelis zu Protesten zusammen

 07.09.2025

Essay

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  06.09.2025 Aktualisiert