Historischer Tag in Israel

Alle lebenden Geiseln sind in Freiheit!

Die Brüder Gali und Ziv Berman in Freiheit Foto: Screenshot

Um genau acht Uhr Ortszeit kommt die Nachricht: »Sie sind nicht mehr in den Händen der Hamas!« Die israelischen Geiseln Alon Ohel, Matan Angrest, Ziv und Gali Berman, Omri Miran, Guy Gilboa-Dalal und Eitan Mor sind in Gaza von der Terrororganisation an das Rote Kreuz übergeben worden. »Hem beseder und ba’ragleim«, heißt es kurz darauf in einer Nachricht, die im israelischen Fernsehen übertragen wird. »Sie sind in Ordnung und stehen auf ihren Beinen.«

Diese Nachricht löst auf dem Platz der Geiseln in Tel Aviv, wo sich Zehntausende versammelt haben – und im ganzen Land – spontane Freudenausbrüche und riesengroßen Jubel aus. Unter den ersten sieben nach 738 Tagen freigekommenen Geiseln sind auch die drei deutsch-israelischen Doppelstaatsbürger Ohel und die Berman-Zwillinge.

Am vergangenen Donnerstag war das von US-Präsident Donald Trump vermittelte Abkommen zu einem Waffenstillstand in Gaza und der Befreiung aller 48 Geiseln, der 20 lebenden und der 28 toten, unterschrieben worden.

An diesem Morgen um 9.20 Uhr landet auch US-Präsident Donald Trump in Israel. Er spricht vor der Knesset und trifft Angehörige von Geiseln. Ihr Dank und der des Landes sind ihm sicher, er erhält minutenlange stehende Ovationen und wird als »Präsident des Friedens« gefeiert.

Auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stimmte dem Abkommen aus Trumps Feder zu. Am Montag noch fliegt er gemeinsam mit Trump zum Gipfel in Sharm-El-Sheikh, wo mit Anführern aus aller Welt über die Zukunft Gazas gesprochen werden soll.

Sorge um Bipin Joshi und Tamir Nimrodi

Bei zwei verschleppten Männern, Bipin Joshi, einem nepalesischen Landwirtschaftsstudenten und Tamir Nimrodi, auch er Deutsch-Israeli, bestehe nach Angaben der Sicherheitskräfte »große Sorge um ihr Wohlbefinden«.  Bis zum Mittag gibt es keine Neuigkeiten dazu.

Die Berman-Zwillinge (27) waren offenbar getrennt voneinander der Gewalt der Hamas. Israelische Medien berichten, dass sie sich bei der Freilassung zum ersten Mal wiedergesehen haben. Ein emotionales Foto zeigt die beiden, wie sie sich ansehen und offenbar kaum glauben können, dass sie beide den Horror überlebt haben. Sie wurden zusammen mit der ehemaligen Geisel Emily Damari aus ihrem Kibbutz Kfar Aza entführt.

Sie sind riesengroße Fans der Fußballmannschaft Maccabi Tel Aviv. Sie bitten den Hubschrauber, der sie ins Krankenhaus fliegt, eine Runde über das Bloomfield-Stadion zu drehen. Und der Wunsch wird ihnen erfüllt. Später zeigt ein Foto, wie sie in einem Fahrzeug der Armee sitzen, beide tragen das gelb-blaue Trikot ihrer Lieblingsmannschaft.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auf Omri Miran, einen zweifachen Familienvater, warten seine Ehefrau Lishay und die beiden kleinen Mädchen Roni (4) und die zweijährige Alma. Miran war aus dem Sicherheitsraum seines Hauses im Kibbuz Nachal Oz entführt worden. Das letzte, was er sah, war, wie ein Terrorist eine Waffe auf seine Frau und die Kinder richtet. Doch die drei überlebten körperlich unversehrt.

Ein Foto zeigt den 48-Jährigen nach seiner Freilassung in einem weißen T-Shirt neben seiner Frau und seinem Vater Dani auf einem Bett sitzen. Auf dem Shirt ist ein Kinderbild zu sehen. Daneben steht: »Aba, Ima, Roni, Alma.«

Omri Miran ist in Re’im mit seiner Frau Lishay Miran-Lavi und seinem Vater Dani wiedervereint.Foto: Screenshot
Freudentränen bei Familie Angrest

Besonders bei der Familie von Matan Angrest in Kiriat Bialik fließen in diesem Moment Freudentränen. Vor einigen Wochen noch hatten seine Eltern die Nachricht bekommen, dass der 22-jährige Soldat »bald sterben könnte«. Sein Gesundheitszustand habe sich sehr verschlechtert, habe die Armee erfahren. Matans Mutter Anat Angrest flehte damals in Richtung der Regierung in Jerusalem verzweifelt: »Holt ihn endlich aus Gaza raus!«

Matan Angrest im Gespräch mit einer israelischen SoldatinFoto: GPO

Später werden Bilder veröffentlicht, wie der junge Israeli neben einem Armeefahrzeug steht und mit einer Soldatin spricht. Es sind Fotos, die die Israelis und vor allem seine Eltern Anat und Hagai Angrest überwältigen. Die beiden sitzen in der Armeebasis Re’im und warten auf ihren Sohn. Bei diesen ersten Bildern springen sie von ihren Stühlen auf, umarmen sich, weinen und lachen gleichzeitig.

»Eitan ist ein Held«

Auch Eitan Mor gehört zu den ersten Geiseln in Freiheit. Avner Kellerman, sein Onkel, spricht kurz nach der guten Nachricht aus dem Haus der Familie in einem Vorort von Jerusalem. »Wir freuen uns so sehr, dass er zurückkommt. Wir haben die Synagoge geschmückt, wo die Familie immer betet«, sagt er. »Zwei volle Jahre lang haben wir auf diesen Tag sehnsüchtig gewartet.«

Wiedersehen nach 738 Tagen: Eitan Mor mit seiner Mutter Efrat und seinem Vater ZvikaFoto: Screenshot

Der 25-Jährige, der auf dem Nova-Musikfestival als Sicherheitsmann arbeitete, habe sich um Verletzte gekümmert, bis er von Terroristen gefangen und gekidnappt wurde. »Eitan ist ein Held. Er war ein Held auf dem Nova-Festival, und ich bin sicher, dass er auch in Gaza ein Held war.«

Kellerman wendet sich auch an das israelische Volk: »Wir sollten in diesem ganzen Geschehen nur das Gute sehen. Wir müssen alle zusammenkommen, denn wir glauben, dass nur ein vereintes israelisches Volk in der Zukunft Erfolg haben kann.« Gegen zehn Uhr in Israel dann die erlösende Nachricht: »Es gibt keine lebenden Geiseln mehr in der Gewalt der Hamas.«

Menschen auf den Straßen lachen, erzählen sich die Neuigkeiten und umarmen sich. Manche legen spontan ein Freudentänzchen hin. Man spürt förmlich, wie das gesamte israelische Volk an diesem historischen Tag voller Erleichterung und Glück gemeinsam einen tiefen Atemzug nimmt und seit zwei Jahren zum ersten Mal aufatmet.

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Israel

Spion auf vier Rädern

Israels Armee mustert ihre Dienstfahrzeuge »Made in China« aus. Der Grund: Sie könnten ein Risiko für die nationale Sicherheit sein

von Ralf Balke  07.11.2025

Ko Pha Ngan

Thailand: Israelisches Paar hat in der Öffentlichkeit Sex - und wird verhaftet

Die Hintergründe

von Sabine Brandes  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Geiselhaft

»Sie benutzten mich wie einen Boxsack«

Die befreite Wissenschaftlerin Elisabeth Tsurkov berichtet über »systematische Folter und sexuelle Gewalt« durch die Entführer im Irak

von Sabine Brandes  06.11.2025

Gaza

Ex-Geisel Rom Braslavski: »Ich wurde sexuell missbraucht«

Es ist das erste Mal, dass ein aus der Gewalt der Terroristen freigekommener Mann über sexuelle Gewalt berichtet

von Sabine Brandes  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert