Iran

Ajatollah Chamenei droht den USA für den Fall weiterer Angriffe

»Oberster Führer« Ali Chamenei in Teheran Ende März 2023 Foto: picture alliance/dpa/BelTA

Irans »oberster Führer« hat sich erstmals seit Inkrafttreten der Waffenruhe mit Israel an die Nation gewandt – und zugleich eine Drohung an die USA gerichtet. Vergeltungsschläge gegen US-Stützpunkte wie nach den US-Bombardierungen iranischer Atomanlagen könnten sich in Zukunft wiederholen, sagte Ajatollah Ali Chamenei in einer Fernsehansprache. »Im Falle eines Angriffs wird der Feind, wird der Angreifer gewiss einen hohen Preis zahlen müssen«, sagte der 86 Jahre. Chamenei meldete sich damit erstmals nach mehr als einer Woche zu Wort.

Unterdessen stimmte Irans Wächterrat, ein mächtiges Kontrollgremium, der vorübergehenden Aussetzung der Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zu. Die Zustimmung gilt als wichtiger Schritt, ehe das Gesetz in Kraft tritt. Am Mittwoch hatte das Parlament beschlossen, so lange keine IAEA-Inspektoren ins Land lassen, bis die »Sicherheit« der nuklearen Anlagen gewährleistet ist. Dazu müsse die Organisation die Angriffe der USA und Israels auf die Nuklearanlagen verurteilen und das Atomprogramm anerkennen, sagte Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf. 

IAEA: Noch keine Mitteilung erhalten 

Die IAEA habe Kenntnis von den Berichten über diese Vorgänge, teilte ein Sprecher der Organisation in Wien mit. »Bislang hat die IAEA keine offizielle Mitteilung des Iran zu dieser Angelegenheit erhalten,« sagte er.

Am vergangenen Wochenende waren die USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingetreten und hatten unter anderem die unterirdische Atomanlage Fordo mit bunkerbrechenden Bomben angegriffen. Wie stark die Anlagen bei den Luftangriffen beschädigt wurden, ist laut Experten bislang unklar. Am Dienstag verkündete US-Präsident Donald Trump dann überraschend eine Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran, die bis heute hält.

Anlass der Angriffe waren Befürchtungen, dass die iranische Führung heimlich den Bau von Atomwaffen vorantrieb, während sie öffentlich beteuerte, Kernenergie allein für zivile Zwecke nutzen zu wollen. Das islamistische Regime in Teheran droht Israel regelmäßig mit Vernichtung.

US-Verteidigungsminister: Geheimgutachten wenig glaubhaft

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth erklärte am Donnerstag, dass er eine vor zwei Tagen bekanntgewordene Ersteinschätzung des Militärgeheimdienstes DIA zu den Auswirkungen der US-Angriffe auf iranische Atomanlagen für wenig aussagekräftig hält. Der Bericht sei vorläufig, betonte Hegseth bei einer Pressekonferenz im Pentagon. Die Einschätzungen seien derzeit nur bedingt belastbar und müssten mit zusätzlichen Informationen präzisiert werden. 

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Das als »streng geheim« eingestufte DIA-Gutachten sah das iranische Atomprogramm durch die schweren Luftangriffe der US-Streitkräfte wohl nur um einige Monate zurückgeworfen. Das Weiße Haus hat die Veröffentlichung von Erkenntnissen daraus durch US-Medien bereits zuvor kritisiert. Allerdings wurde in vielen dieser Veröffentlichungen betont, dass es sich um einen ersten Bericht handele und weitere Untersuchungen zu anderen Schlussfolgerungen führen könnten. 

Atomverhandlungen mit den USA? Keine Antwort aus Teheran

Am Rande des Nato-Gipfels in Den Haag kündigte Trump überraschend neue Gespräche mit dem Iran an. Vor dem »Zwölftagekrieg« hatten Washington und Teheran unter Vermittlung des Golfstaats Oman gut zwei Monate über das umstrittene Atomprogramm verhandelt. Eine Bestätigung aus Teheran für eine neue Verhandlungsrunde, die kommende Woche angestrebt sei, gab es am Donnerstag nicht.

Der Luftraum im Iran bleibt trotz der Waffenruhe weitgehend gesperrt. Die Maßnahme werde bis Freitag 14.00 Uhr Ortszeit (12.30 Uhr MESZ) verlängert, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna unter Berufung auf einen Ministeriumssprecher. Einige Lockerungen und Überfluggenehmigungen seien für den Landesosten beschlossen worden. Der Hauptstadtflughafen in Teheran, Hauptziel internationaler Flüge in den Iran, bleibe weiterhin geschlossen. dpa/ja

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