Gastronomie

»Wir vermissen unsere Gäste«

Ein Jahr Pandemie nervt so ziemlich jeden, aber eine Berufsgruppe lässt die Situation richtig verzweifeln: die Gastronomen. Seit Monaten können sie von ihren Stühlen und Tischen im Innen- und Außenraum nur den Staub abwischen. Die einzige Möglichkeit, über die Runden zu kommen und den Gästen etwas anzubieten, ist Take-away.

So beliefert auch das israelisch-palästinensische Restaurant »Kanaan« in Prenzlauer Berg von Freitag bis Sonntag seine Gäste. Im Sommer, als die Gastronomie unter Auflagen öffnen durfte, war der Laden jeden Abend so voll, dass man zwei Wochen im Voraus reservieren musste. »Nun kämpfen wir ums Überleben.« Normalerweise hätten 80 Gäste Platz, doch nun ist alles still.

KURZARBEIT Es sei frustrierend, sagt auch Melissa Martins vom israelischen Res­taurant »Yafo« in Berlin-Mitte. 180 Gäste könnten im Innenraum pro Abend bedient werden, mit der großen Terrasse sogar 250. Vor Corona saßen vier Leute an einem Tisch, nun gebe es vielleicht eine Bestellung. Derzeit bleibt nur Take-away. Die Mitarbeiter seien in Kurzarbeit.

Normalerweise hätten 80 Gäste Platz, doch nun ist alles still.

Ofer Melech vom »Djimalaya Hummus & Grill« hofft, zusammen mit seinem Team, von Monat zu Monat auf bessere Zeiten. 55 Stühle stehen zwar für die Gäste bereit, aber es bleibt nur das Take-away. Der Renner sei derzeit das Hähnchenschaschlik mit Hummus.

»Wir geben unser Bestes«, sagt Henry Agadschanjan vom »Joseph«. Im Schaufenster in der Friedrichstraße wird mit Challa-Sandwiches geworben, die er extra für die von der Pandemie geprägte Zeit entwickelt hat, da man einfach so reinbeißen könne.

KAFFEEBOHNEN Cynthia Barcomi ist auch in diesen Tagen stark beschäftigt, obwohl nur das Café in der Bergmannstraße geöffnet ist. Der Platz wird nun für eine Packstation genutzt, denn der Online-Handel mit Kaffeebohnen läuft. Für ihr zweites Café im Gropius-Bau muss derzeit keine Miete gezahlt werden, sie favorisiert eine Mischkalkulation: To go für Selbstabholer und Lieferdienste, Online-Handel und Online-Backkurse.

Ariel Ehrenberg, Inhaber des »Bobbe Speisesalon« in Wilmersdorf, ist frustriert. »Es lohnt sich für uns nicht zu öffnen«, sagt er. Er überlege mittlerweile, Klage gegen die verordnete Schließung einzureichen, denn keine wissenschaftliche Studie bestätige eine gehäufte Ansteckung in Restaurants. Seiner Meinung nach hat die Regierung versagt. Hinzu kämen die Maskengeschäfte einiger Politiker. Das stehe für ihn in keinem Verhältnis: Er darf nicht öffnen, während andere sich in dieser Zeit bereichern. Seine Hoffnung schwinde.

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025