Jewrovision

»Wir Juden feiern uns«

Gil Ofarim Foto: Uwe Geisler

Gil, du bist Juror bei der Jewrovision 2013. Was ist für dich ein gelungener Auftritt?
Es kommt darauf an, dass man auf der Bühne nicht zu viel nachdenkt, sondern einfach macht. Man sollte auch nicht auf Teufel komm raus gefallen wollen. Sei du selbst – das ist das ganze Geheimnis.

Worauf freust du dich am meisten bei der Jewrovision?
Ich bin schon sehr gespannt darauf, was sich die Kinder und Jugendlichen für ihre Auftritte alles haben einfallen lassen. Wenn man sich die vergangenen Jewrovisions ansieht, ist das fast gar nicht mehr zu toppen. Es ist großartig zu sehen, wie sehr sich alle Teilnehmer ins Zeug legen. Auf diesen Abend haben sie fast ein Jahr lang hingearbeitet. Allein das ist schon fantastisch.

Was unterscheidet die Jewrovision von anderen Song Contests?
Bei der Jewrovision steht das Team im Vordergrund und nicht der Einzelne. Anders als bei Castingshows im Fernsehen streben die Kandidaten bei der Jewrovision in der Regel keine Weltkarriere als Sänger an. Es geht also nicht darum, bis ins kleinste Detail hinein genial zu performen. Es ist nicht schlimm, wenn jemand hier und da nicht den richtigen Ton trifft. Ein positives Miteinander, Spaß an den Auftritten und eine Stärkung der jüdischen Identität sind an diesem Abend viel wichtiger.

Was verbindet dich mit der Jewrovision?
Ich bin zwar ein Kind der Münchner Gemeinde, aber erst in diesem Jahr mache ich mit. Als ich gefragt wurde, ob ich Jurymitglied werden möchte, habe ich nicht lange gezögert. Die Idee der Jewrovision gefällt mir, der Zusammenhalt ist großartig. Wir Juden feiern uns, unsere Gemeinden und dass jeder Einzelne von uns inzwischen ein Teil von Deutschland ist und umgekehrt. Wir sind alle eine Mischpoche – wenn das kein Grund zum Feiern ist!

Ist es für dich das erste Mal, dass du nicht selbst auf der Bühne stehst, sondern die Leistung von anderen bewertest?
Ja. Und ehrlich gesagt: Wäre es nicht die Jewrovision, sondern irgendeine Castingshow aus dem Fernsehen, hätte ich dreimal überlegt, ob ich mitmache. Denn meiner Ansicht nach gibt es kein besser oder schlechter. Jeder Sänger ist auf seine eigene Art und Weise ganz besonders. Es gibt in der Kunst kein Messgerät, auf dem man die Qualität einer Performance ablesen kann. Am Ende des Tages entscheide auch ich als Juror aus einem Gefühl heraus.

Die meisten Jugendlichen werden bei der Jewrovision zum ersten Mal auf einer großen Bühne stehen. Was ist dein Tipp gegen Lampenfieber?
Ich weiß, dass vielen ihr Auftritt wahnsinnig wichtig ist. Dementsprechend aufgeregt wird der ein oder andere sein. Ich selbst bin es heute noch vor Konzerten – obwohl ich schon von klein auf vor Publikum auftrete. Trotzdem darf man als Sänger Aufregung oder gar Angst nicht zulassen. Man muss die negative Energie packen und in etwas Positives umwandeln. Man muss sich sagen: Ich gehe jetzt da raus und habe den Spaß meines Lebens!

Das Gespräch führte Philipp Peyman Engel.

Lesung

Ein zeitgenössisches Märchen

Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter stellte im Literaturhaus seinen neuen Roman »Stadt der Hunde« vor

von Luis Gruhler  16.06.2025

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Thüringen

Gebete im »Salon Goethe«

Rund 130 Menschen kamen zum Schabbaton der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin nach Weimar

 16.06.2025

Berlin

Unter die Haut

Der Künstler Gabriel Wolff malt, formt und tätowiert »jüdische Identität

von Alicia Rust  15.06.2025

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025

Hamburg

Kafka trifft auf die Realität in Tel Aviv

Ob Krimi, Drama oder Doku – die fünften Jüdischen Filmtage beleuchten hochaktuelle Themen

von Helmut Kuhn  12.06.2025

Weimar

Yiddish Summer blickt auf 25 Jahre Kulturvermittlung zurück

Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur in Weimar diesmal insgesamt über 100 Programmbausteine an

von Matthias Thüsing  11.06.2025

Sachsen

Verdienstorden für Leipziger Küf Kaufmann

Seit vielen Jahren setze er sich für den interreligiösen Dialog und den interkulturellen Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft ein

 11.06.2025