2021JLID

»Wir gehören dazu«

Logo des 1700-Jahr-Jubiläums Foto: PR

Das Jubiläumsjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« nimmt in Westfalen-Lippe Fahrt auf. An zahlreichen Veranstaltungen wird sich die Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen beteiligen, die 2020 aufgrund der Corona-Pandemie ihr 150-jähriges Bestehen in der Ruhrgebietsstadt nicht feiern konnte. »Aber auch jetzt lohnt es sich, Geschichte und Gegenwart jüdischer Existenz zu zeigen«, sagt die Gemeindevorsitzende Judith Neuwald-Tasbach.

Workshop Kern der Aktivitäten werde die Ausstellung »Jüdisches Leben in der westfälischen Industriestadt Gelsenkirchen« sein. Aber daneben freut sich Neuwald-Tasbach über »zahlreiche Projekte in Gelsenkirchen mit Kooperationspartnern«, Schauspielworkshops mit Jugendlichen, Konzerte und Theateraufführungen, Führungen über den jüdischen Friedhof und durch die Synagoge der 320-Mitglieder-Gemeinde.

»Wir sind tief in der Stadt verwurzelt«, betont die Gemeindevorsitzende – einer Stadt, in der Schalke-Fans sich auf die Spuren jüdischer Fußballer begeben wollen. Das Festjahr biete die »einmalige Chance, auf vielen Ebenen breit gefächert über jüdisches Leben zu informieren«, freut sich Judith Neuwald-Tasbach.

»Unsere Türen stehen offen«, betont die Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld Beit Tikwa, Irith Michelsohn. Die Reformgemeinde wird sich ebenfalls mit einer Vielzahl von Aktivitäten in der Stadt und im Umland Ostwestfalens an #2021JLID beteiligen. »Wir gehören dazu«, betont Michelsohn. Dieses Motto lebe die Gemeinde seit der Eröffnung der neuen Synagoge 2008 auch mit Stadtteilarbeit und Sozialprojekten.

Ausstellung Neben einem Vortrag »800 Jahre Jüdisches Leben in Bielefeld« und der Ausstellung »Jekkes in Israel« wird die Gemeinde in Kooperation mit der Reformgemeinde in Unna die Klanginstallation »selbstverständlich – mit leerstellen« des Bielefelder Klangkünstlers und Komponisten Marcus Beuter präsentieren, die außerdem in der Fußgängerzone von Bielefeld als akustische Endlosschleife zu hören sein wird und an die Schoa erinnern soll. Im Rahmen der bundesweiten Aktion »Sukka XXL« lädt die Gemeinde in ihrem Garten Besucher ein, in ihrer Sukka Platz zu nehmen. »Wir wollen nicht als Exoten wahrgenommen werden«, sagt Irith Michelsohn.

Wie in Bielefeld lautet in vielen jüdische Gemeinden das Motto: »Unsere Tore stehen offen!« – unter den Bedinungen der Pandemie.

Neue Impulse von Besuchern und den jüdischen Gemeinden erhofft sich im Rahmen des Festjahres auch die Leiterin des Jüdisches Museums Westfalen in Dorsten, Kathrin Pieren. Mit einem Sederabend, den die Jüdische Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen organisiert, biete das Museum Gelegenheit, zu erleben, wie Juden jährlich den Auszug aus Ägypten feiern. Aber es solle nicht nur Vergangenes präsentiert, sondern mit Poetry Slam, Comedy und Digitalprojekten Judentum in seiner Aktualität reflektiert werden. Deshalb wende sich das Museum an ein junges jüdisches und nichtjüdisches Publikum. »Wir wollen dabei die jüdisch-westfälische Geschichte und das heutige Leben widerspiegeln«, sagt Pieren.

Jugend An 14- bis 25-Jährige richtet sich in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Paderborn das Multimedia-Projekt »Blickwinkel Jugend – Jüdisches Leben in Westfalen-Lippe« mit Schreib- und Theaterworkshops sowie verschiedenen Poetry-Videoclips. Daneben wird es ab Mai von Bochum ausgehend Besuche zu und Veranstaltungen in den wenigen erhaltenen Landsynagogen in Westfalen in Borgentreich-Borgholz, Coesfeld, Drensteinfurt, Gronau-Epe, Hagen-Hohenlimburg, Neheim, Petershagen und Selm-Bork geben, die vom Landesverband Jüdischer Gemeinden in Westfalen-Lippe organisiert werden.

Kulinarisch geht es in der koscheren Küche der Jüdischen Gemeinde Münster zu, wo die Profiköchin Elke Schmitz-Schmeller gemeinsam mit dem Gemeindekochteam zeigt, wie »jüdische Küche im Münsterland« mundet. Für viele stehe die koschere Küche auch für gesundes Essen, freut sich der Gemeindevorsitzende Sharon Fehr.

Mit der Wanderausstellung »Menschen, Bilder, Orte – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«, die vom Landschaftsverband Rheinland kuratiert wird, mit Podcastserien über »Jüdische Geschichten aus Münster« oder Tanz- und Theaterperformances ergebe sich die Chance, Vorurteilen vor Ort durch Information direkt zu begegnen. Und Sharon Fehr betont: »Wir wollen Einblick geben in jüdisches Leben und gleichzeitig selbst über den eigenen Tellerrand schauen.«

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025

Vertrag

Jüdische Gemeinde Frankfurt erhält mehr Gelder

Die Zuwendungen durch die Mainmetropole sollen bis 2031 auf 8,2 Millionen Euro steigen

von Ralf Balke  11.11.2025

Berlin

Ein streitbarer Intellektueller

Der Erziehungswissenschaftler, Philosoph und Publizist Micha Brumlik ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Ein persönlicher Nachruf

von Julius H. Schoeps  11.11.2025

Hannover

Ministerium erinnert an 1938 zerstörte Synagoge

Die 1938 zerstörte Neue Synagoge war einst mit 1.100 Plätzen das Zentrum des jüdischen Lebens in Hannover. Heute befindet sich an dem Ort das niedersächsische Wissenschaftsministerium, das nun mit Stelen an die Geschichte des Ortes erinnert

 10.11.2025

Chidon Hatanach

»Wie schreibt man noch mal ›Kikayon‹?«

Keren Lisowski hat die deutsche Runde des Bibelquiz gewonnen. Jetzt träumt sie vom Finale in Israel

von Mascha Malburg  10.11.2025

München

Gelebte Verbundenheit

Jugendliche engagieren sich im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes in den Einrichtungen der Israelitischen Kultusgemeinde

von Esther Martel  09.11.2025

Sport

»Die Welt spielt gerade verrückt«

Alon Meyer über seine Wiederwahl zum Makkabi-Präsidenten in ganz besonderen Zeiten, den enormen Mitgliederzuwachs und die Zukunft des jüdischen Sportvereins

von Helmut Kuhn  09.11.2025

Erlangen

Bald ein eigenes Zuhause

Nach jahrzehntelanger Suche erhält die Jüdische Kultusgemeinde ein Grundstück für den Bau einer Synagoge

von Christine Schmitt  09.11.2025

Erinnerung

Den alten und den neuen Nazis ein Schnippchen schlagen: Virtuelle Rundgänge durch Synagogen

Von den Nazis zerstörte Synagogen virtuell zum Leben erwecken, das ist ein Ziel von Marc Grellert. Eine Internetseite zeigt zum 9. November mehr als 40 zerstörte jüdische Gotteshäuser in alter Schönheit

von Christoph Arens  09.11.2025