Diskussion

Wie steht es mit dem Frühling?

Expertenrunde Foto: Myriam Gümbel

Am dem Vormittag, an dem in Kairo die israelische Botschaft von ägytischem Demonstranten gestürmt wurde, trafen sich auf Einladung des Arbeitskreises Außen- und Sicherheitspolitik der CSU und der Deutschen Atlantischen Gesellschaft in der Hanns-Seidel-Stiftung in München Christian Schmidt, Daniel Rothschild und Richard C. Schneider zu einer Podiumsdiskussion zum Thema »Friede durch Anerkennung?

Außen- und sicherheitspolitische Folgen und Risiken eines palästinensischen Antrags auf Vollmitgliedschaft in den Vereinten Nationen«. Die Tagesaktualität verlieh der Veranstaltung zusätzliche Brisanz.

Roadmap Christian Schmidt, Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, merkte an, dass der »Arabische Frühling« in seiner Entwicklung heute noch gar nicht richtig einzuordnen sei. Was den Terrorismus betreffe, habe sich seit dem 11. September 2001 zwar viel getan habe. Die Welt sei aber nicht sicherer geworden. Im Nahen Osten sei 2003 mit der Roadmap eine beiderseitig akzeptable Lösung gesucht worden.

Doch, so warnte Schmidt, »wir sollten uns nicht beschränken auf den Konflikt zwischen Palästinensern und Israel«. Man müsse die gesamte arabische Welt im Blick haben. Das unterstrich auch Daniel Rothschild in seiner Rede. Der Generalmajor a.D. ist Direktor des Institute for Policy and Strategy des Interdisciplinary Center Herzliya.

Es sei wichtig zu sehen, dass die islamistischen Kräfte wie zum Beispiel die Hisbollah im Libanon zunächst ohne Waffen Strukturen in der Bevölkerung aufbauten. Hatten sie diese gewonnen, kamen die Waffen wie im Libanon dann später. Was Gaza betreffe, so infiltriere die Hamas schon seit Jahren die Aufbauarbeit der UNRWA.

Einig seien sich die verschiedenen islamistischen Kräfte darin, dass ein nichtmoslemischer Staat wie Israel nicht auf vorgeblich islamischem Territorium existieren dürfe. Was Europa und die USA betreffe, so seine diese derzeit mit vielen internen Problemen beschäftigt.

Vormachtstellung Obama stehe im Wahlkampf und, so Rothschild, »mit Außenpolitik könne man eine Wahl verlieren, aber nicht gewinnen«. Schließlich komme noch die Tatsache hinzu, dass der Iran eine Vormachtstellung im Nahen Osten anstrebe. In diesen Kontext sei auch das Verhalten der Türkei einzuordnen. Richard C. Schneider konkretisierte diese Einschätzung mit seinen Erfahrungen als Journalist in Israel und den palästinensischen Gebieten.

Dort habe ihm jemand – kein Hamas-Anhänger – gesagt, er sehe die einzige Chance in dem iranischen Diktator. Auf Schneiders Hinweis, dass Atomwaffen auf Tel Aviv auch vor Gaza nicht haltmachten, sei die Antwort gewesen: »Hauptsache, Israel ist weg.«

Was der Antrag Palästinas Ende September an die UN bringen wird, sieht Schneider problematisch: Einer Anerkennung als Vollmitglied werden die USA ihr Veto entgegensetzten. Bei einer Anerkennung der Grenzen von 1967 sei de facto die Rückkehrforderung hinfällig. Bei anderen Lösungen seien zudem unter den Palästinensern die Differenzen zwischen PLO und Hamas zu klären.

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025