Lewandowski-Festival

Wer soll das bezahlen?

»Wir müssen uns neu erfinden«, sagte Festivaldirektor Nils Busch-Petersen bei seiner Moderation des Abschlusskonzertes am vergangenen Sonntag in der Synagoge Rykestraße. Auch in diesem Jahr sei das Louis Lewandowski Festival ein voller Erfolg gewesen. Seit zwölf Jahren finanziere es sich zu 99 Prozent aus Spenden, so Busch-Petersen, der auch Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg ist.

Nun seien aber etliche Geldgeber, überwiegend aus dem Bereich des Handels, selbst in eine schwierige wirtschaftliche Lage geraten, sagt Busch-Petersen, einige hätten sogar Konkurs anmelden müssen. »Ich bin aber optimistisch, dass wir uns neu aufstellen können mit Unterstützung des Landes Brandenburg und des Berliner Senats.« Auch Klaus Lederer (Die Linke), Berliner Senator für Kultur und Europa, bot in seiner Ansprache an, dass »wir uns demnächst mal in Ruhe zusammensetzen«.

spenden Ab Januar werde sich Busch-Petersen »durch die Landschaft betteln«, um Spenden zu akquirieren. Das mögliche Thema des nächsten Festivals hat er auch schon angedeutet: Vor 75 Jahren wurde Israel gegründet.

Auf den diesjährigen Schwerpunkt, die synagogale Musik Italiens im Laufe von fünf Jahrhunderten, deutete am Sonntag in der Synagoge Rykestraße eine Farbinstallation in den Farben Rot, Grün und Weiß hin. »Adon Olam« lautete der Titel des ersten Stückes, komponiert von Salamone Rossi (1570–1630), bei dem alle Chöre zusammen intonierten. Danach folgten Werke von Benedetto Marcello (1686–1739), traditionelle Musik aus Rom, der 150. Psalm in einer Vertonung von Tommaso Mosè Montefiore (1855–1933) und »Mizmor Ledavid« aus der Feder Augusto DeBenedettis (19. Jahrhundert). Als an das in der Schoa vernichtete italienische Judentum mit drei Stücken von Maria Castelnuovo-Tedesco (1895–1968) erinnert werden sollte, erhoben sich alle Zuhörer und hielten inne.

Das Lewandowski String Ensemble, das auf barocken Instrumenten spielte, zeigte, dass es auch melancholische Werke von Italienern gibt. Doch auf die folgten meistens temperamentvolle, schwungvolle Stücke. Es sangen die Chöre Coro Ha-Kol aus Rom, Adi Classical Young Choir aus Tel Aviv, die Kol Zimrah Jewish Community Singers aus Chicago und das Synagogal Ensemble Berlin.

ORgel An der Orgel und dem Cembalo saß Jacobus Gladziwa, die Gesamtleitung hatte Regina Yantian. Sie war vor einem Jahr nach Italien gereist, um Noten der italienischen Synagogalmusik zu finden. Mitglieder des Chores in Rom halfen ihr dabei. Sie wussten noch von Kisten, in denen handgeschriebene Noten lagen. In den 50er-Jahren waren etliche an die Israelische Nationalbibliothek gegangen. »Da wird sich noch Tolles erschließen«, ist sich Nils Busch-Petersen sicher.

Aufgrund von Migration, Verfolgung und Assimilierung seien viele der bis vor dem Zweiten Weltkrieg bestehenden musikalischen Traditionen heute verloren, so Regina Yantian. Dennoch bewahre die jüdische Gemeinde in Italien, die heute weniger als 30.000 Menschen zählt, mit ihren lokalen Unterschieden und Strömungen ihre multikulturelle Welt in ihrer Musik.
Die Bilanz des Festivaldirektors: »Ich bin sehr glücklich.« Es habe tolle Konzerte gegeben, von denen alle sehr gut besucht gewesen seien. Bei der Veranstaltung in den Reinbeckhallen in Oberschöneweide mussten sogar Stühle aus dem Keller geholt werden, da mehr Zuhörer als erwartet kamen.

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