Sommer

Von Ballsport bis Musical

Trotz Coronaeinschränkungen gilt: Langeweile während der Schulferien? Nicht mit uns! Foto: Getty Images

Sommer

Von Ballsport bis Musical

Was das Ferienprogramm der Gemeinden und der ZWST Schülern bietet

von Christine Schmitt  08.07.2021 09:34 Uhr

Fast sieben Wochen ohne Schulbuch, keine Prüfungen, auf die man sich vorbereiten muss, und Hausaufgaben gibt es auch nicht – die Sommerferien können schön werden. Aber kann man auch Urlaub von Corona machen? Mariya, 19-jährige Madricha aus Emmendingen, ist vorsichtig. Es müssen noch viele Regeln eingehalten werden, meint die Studentin.

Schade findet sie es, dass die Jugendarbeit in diesen Tagen so wenig in der Synagoge stattfinden kann. Sie und die anderen Madrichim planen für die nächsten Wochen sicherheitshalber vor allem Ausflüge und Spiele an der frischen Luft. In diesen Tagen feilen die Teams der Jugendzentren aus Emmendingen und Freiburg an einem Programm.

Sicherheitshalber werden viele Programmpunkte im Freien geplant.

»Hauptsache, die Kids müssen nicht mehr auf einen Bildschirm starren, sondern können sich treffen und gemeinsam etwas erleben.« Alle würden sich freuen, dass es nun wieder losgeht, betont auch Betreuer Gregor aus Freiburg, der wie Mariya bei der Jüdischen Jugend Baden (JuJuBa) aktiv ist. Sie würden es sehr genießen, in einem jüdischen Kreis zusammensein zu können. Er selbst werde sich in den Sommerferien viel der Jugendarbeit widmen – auch bei dem Rosch-Haschana-Machane am Ende der Ferien als Madrich. Für die nahe Zukunft hat er sich vorgenommen, seine Ausbildung zum Jugendleiter endlich abzuschließen. Denn im vergangenen Jahr war das wegen Corona nicht möglich.

In vielen jüdischen Gemeinden gibt es Ferien-Day-Camps. »Spaß, Sport, Action, Krav Maga und Spiele« bietet beispielsweise das Hamburger Jugendzentrum Chasak an. »Wir möchten unsere Kids wiedersehen und ein tolles, abwechslungsreiches Programm anbieten«, sagt eine JuZe-Mitarbeiterin. Zu lange hatten sie nur die Möglichkeit, online in Kontakt zu kommen, nun soll alles in Präsenz stattfinden.

Tagesprogramm Chabad Lubawitsch Düsseldorf setzt auf Aktivitäten im Freien. Der Träger lädt zu »CTeen Xtreme« ein. »Erkunde die atemberaubenden Ecken unseres Bundeslandes und entdecke dabei die Stätten, die dir über den unbeugsamen Geist unseres Volkes erzählen«, lautet der Untertitel.

Jeden Morgen treffen sich die Kinder und Jugendlichen mit den Jugendleitern am Düsseldorfer Hauptbahnhof, schieben ihre Räder in den Waggon, und los geht’s. Für jeden Tag wurde ein Ausflugsziel ausgesucht, wo die Elf- bis 16-Jährigen mit den Rädern die Gegend kennenlernen werden (11. bis 16. Juli).

Und auch in Dortmund werden die Kinder ins Day Camp eingeladen. »Seit mehr als zehn Jahren schon«, erzählt Alexander Krimhand, Bildungskoordinator und Religionslehrer. Mittlerweile sei es ein Selbstläufer. So viele Kids und Jugendliche wie möglich wünscht er sich. Die Nachfrage sei bereits enorm.

Corona-Einschränkungen Im vergangenen Sommer waren die Einschränkungen größer als in diesem Jahr, und damals mussten sie einigen Kindern sogar absagen. Auf dem Programm stehen Ausflüge, Besuche von Freizeitparks und jüdische Themen. Ferner soll in einigen Fächern kostenlos Nachhilfe angeboten werden.

Den Kindern, Jugendlichen und ihren Familien wurde während der Pandemie viel abverlangt, findet Viktoria Dohmen.

»Dieses Jahr hat gerade unseren Kindern und Jugendlichen und deren Familien viel abverlangt«, sagt Viktoria Dohmen, Jugendreferentin bei JuJuBa. Sie seien bemüht, trotz der besonderen Herausforderungen die Angebote aufrechtzuhalten. Für zwei Übernachtungen geht es gleich zu Beginn der Ferien in den Europapark, einen Freizeit- und Themenpark, wo die Kinder in Zelten übernachten werden.

Für alle Zwölf- bis 15-Jährigen bietet JuJuBa Ende August eine Ferienfreizeit in den Niederlanden an. Und in der letzten Ferienwoche fahren sie nach Bad Sobernheim, weil dann bereits das Neujahrsfest ansteht. Zudem sind die Kinder eingeladen, beim Day Camp der Jüdischen Gemeinde Karlsruhe mitzumachen.

freunde Rebecca Seidler, Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover, ist erleichtert. 20 Kinder der Gemeinde konnten sich für Sommercamps der Netzer-Germany e.V. anmelden. Einige fahren nach Schleswig-Holstein, andere nach Nordrhein-Westfalen. »Sie freuen sich, dass sie nun endlich ihre Freunde aus anderen Städten wiedersehen können.« Die Union Progressiver Juden mit ihrer Jugendabteilung UpJ-Netzer für Kinder und Jugendliche unter 18 hatte bereits ein Sommermachane und bietet vom 23. Juli bis 8. August zwei Ferienlager gestaffelt nach Alter in Thüringen an.

Makkabi Frankfurt bietet viele verschiedene Ballsportarten und Bewegungsspiele an.

Normalerweise würden mehr Kinder ihre Rucksäcke und Taschen packen, um zu verreisen. Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) bietet ebenso Machanot an, die in diesen Monaten in Bad Sobernheim und in der Eifel stattfinden. Mehrere Hundert Jugendliche haben sich angemeldet.

Langeweile während der Schulferien? »Nicht mit uns«, heißt es auch beim Verein Makkabi Frankfurt, dessen Mitarbeiter ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt haben. So werden zum Beispiel fünf Tage Ballsport angeboten. »Unsere Trainer sorgen für Spaß auf und neben dem Platz«, heißt es bei Makkabi. Vielfältige Ball- und Bewegungsspiele sowie die Schulung der Koordination stehen auf dem Programm. Ferner werden in den Sommerferien Basketball-, Fußball-, Inline-Artistic-, Krav-Maga-, Schach-, Schwimm-, Tennis- und Tischtennis-Camps abgehalten.

In der Regel starten die Angebote morgens, und das Training geht bis in den frühen Nachmittag. Manche Camps sind bereits jetzt sehr gut gebucht wie beispielsweise Schwimmen, sodass man nicht mehr lange mit einer Anmeldung zögern sollte. Auch die Tenniswochen sind schon ausgebucht, oder man muss sich auf die Warteliste setzen lassen und hoffen, dass noch ein Platz frei wird.

online-akademie In der Düsseldorfer Kinder-Kulturakademie nutzen die Mitarbeiter die Monate anders als früher. Während sie in den Jahren vor Corona im Sommer gern an einem Musical probten, wurden in den vergangenen Monaten entsprechende Kurse online angeboten. Wegen der Pandemie hätten die Präsenztreffen ausfallen müssen, erzählt Inna Umanska, Leiterin der Kulturakademie. Sie habe jedoch bemerkt, wie beliebt auch die digitalen Angebote waren. Nun möchte sie eine Online-Akademie aufbauen – und vielleicht schon ab September das Angebot für alle zugänglich machen. Daran werde sie nun feilen.

»Aus einer kleinen Idee wächst etwas«, sagt Umanska. Sie hofft, dass das neue Angebot ab September laufen wird.

Mehr Infos zu den Machanot der ZWST unter diesem Link.

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Sehen!

Die gescheiterte Rache

Als Holocaust-Überlebende das Trinkwasser in mehreren deutschen Großstädten vergiften wollten

von Ayala Goldmann  02.05.2025 Aktualisiert

Berlin

Tage im Mai

Am Wochenende beginnt mit »Youth4Peace« ein Treffen von 80 jungen Erwachsenen aus 26 Ländern. Sie wollen über Frieden und Demokratie sprechen. Auch Gali und Yuval aus Israel sind dabei

von Katrin Richter  01.05.2025

Frankfurt

Zwischen den Generationen

2020 führten Jugendliche gemeinsam mit Überlebenden der Schoa ein »Zeitzeugentheater« auf. Nathaniel Knops Dokumentarfilm »Jetzt?« zeigt dessen Entstehung und feierte nun Premiere

von Eugen El  01.05.2025

Berlin

Für mehr Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025