Stuttgart

Überrascht vom hohen Niveau

Der 16-jährige Nikita Geller beim Wettbewerb in Stuttgart Foto: Brigitte Jähnigen

Mehr als 50 Nachwuchstalente aus dem In- und Ausland haben sich zum diesjährigen Internationalen Karl-Adler-Jugendmusikwettbewerb angemeldet. Am vergangenen Sonntag fand der erste Vorspieltag in den Räumen der Israelitischen Religionsgemeinschaft (IRGW) in Stuttgart statt.

In Nikita Gellers Leben nimmt die Violine eine Hauptrolle ein. Der 16-Jährige spielt das Instrument, seit er fünf Jahre alt ist. Nicht zum ersten Mal kam der Schüler aus Weimar zum Internationalen Karl-Adler-Jugendmusikwettbewerb nach Stuttgart. Vor zwei Jahren wurden seine Wettbewerbsbeiträge mit einem ersten und einem Sonderpreis ausgezeichnet. 2013 erhielt er beim Bundeswettbewerb »Jugend musiziert« einen ersten und zweiten Preis. Nikita wird auch durch das Kultusministerium des Landes Thüringen gefördert.

»Auszeichnungen und Preise motivieren, erleichtern aber auch den Kauf eines neuen Geigenbogens, von Saiten und Noten«, sagt Nikita. Am Sonntag trug er der Jury Alfred Schnittkes Fuge aus der »Suite in the Old Style«, den ersten Satz aus Ludwig van Beethovens Violinsonate Nr. 1 und das »Poeme Op. 25« von Ernest Chausson vor.

Förderung Dass der Karl-Adler-Jugendmusikwettbewerb mangels Finanzen bisher nur jüdischen Nachwuchstalenten offensteht, findet der junge Geiger »irgendwie normal«. Der Wettbewerb werde ja von einer jüdischen Gemeinde veranstaltet, so Nikita. Das Wichtigste sei die Förderung.

»Mit Vergnügen« würde Margarita Volkova-Mendzelevskaya den Wettbewerb für nichtjüdische Nachwuchstalente öffnen. »Doch dazu brauchen wir finanzielle Unterstützung«, sagt die Klavierpädagogin und Organisatorin des Wettbewerbs. Das Sponsoring der Preise für die jüdischen Kinder und Jugendlichen funktioniere gut, doch ihr Bemühen beim Kulturamt der Stadt Stuttgart um eine finanzielle Unterstützung war leider »bisher ohne Erfolg«.

Seit Volkova-Mendzelevskaya gemeinsam mit dem Erstsponsor Martin Widerker vor acht Jahren den Karl-Adler-Jugendmusikwettbewerb ins Leben gerufen hat, wuchs die Zahl der Bewerber. Und mit ihrer Zahl hob sich auch das Niveau der Beiträge. »Positiv überrascht waren wir an diesem Sonntag von den beiden Geigern aus Wien«, so die Künstlerin. Die Jury habe anschließend nichts sagen können, so beeindruckt sei sie nach den Vorträgen von Leo Esselson (geboren 1999) und David Nebel (geboren 1996) gewesen.

Gitarristen Inzwischen sind die Vorträge der Gitarristen an der Reihe. Mit akademischem Ernst spielt sich Dmitry Nikiforov durch John Williams »Theme from Schindler’s List«. Auch Alexander Palatkin präsentiert Bekanntes wie die »Habanera« von Georges Bizet, zaubert aber auch »Sakura« (übersetzt: Kirschblüte) von Yuquijiro Yocoh aus den Saiten seiner Gitarre. Mit einer »Danza Brasilera« (gespielt von Daniel Schaban) und einer argentinischen Volksmelodie (gespielt von David Korotine) weht ein Hauch von lateinamerikanischer Stimmung durch den Raum.

Ein »Exot« beim diesjährigen Wettbewerb war ganz gewiss Samuel Endler. Der Stuttgarter brachte Marimbafon und Schlagwerk zum Auftritt. Der Jury stellte Samuel den »Kleinen Springbock für Set-up Solo« von Dany Schuler und mehrere kleine Kompositionen von Eckhart Kopetzki vor. Elisey Senchurin kam mit seinem Saxofon zum Wettbewerb und spielte neben anderen Kompositionen auch eine Adaption des jüdischen Volksliedes »Tumbalalaika«.

Am kommenden Sonntag stellen sich die nächsten Nachwuchstalente der Jury vor. Der Geiger Nikita Geller bereitet sich zu diesem Zeitpunkt schon auf den Bundeswettbewerb »Jugend musiziert« vor.

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in wiedereröffneter Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  16.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025