Tatjana Malafy

»Sein Besuch hat uns sehr begeistert«

Tatjana Malafy: »Wir würden uns sehr freuen, wenn Herr Steinmeier zur Toreinweihung käme.« Foto: Michael Malafy

Tatjana Malafy

»Sein Besuch hat uns sehr begeistert«

Ein Gespräch über die Visite des Bundespräsidenten, Flüchtlingsfamilien, gemeinsame Freunde und eine Einladung zur Toraeinweihung

von Heide Sobotka  09.06.2022 07:56 Uhr

Frau Malafy, gerade hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Ihre Gemeinde besucht. Wie war das für Sie?
Es war ein so tolles Treffen, wir sind sehr begeistert, er hat sich für unsere Gemeinde viel mehr Zeit gelassen, als ursprünglich verabredet war – 45 Minuten –, wir hatten ein wunderschönes Gespräch.

Hat sich Herr Steinmeier auch herumführen lassen?
Ja, allerdings konnten wir uns gar nicht viel gemeinsam ansehen, zum Beispiel nicht den Raum für das Seniorentreffen oder den des Jugendzentrums. Wir haben überall unsere ukrainischen Flüchtlinge untergebracht, die noch keine Wohnung gefunden haben oder erst zum 15. Juni in eine eigene Wohnung umziehen werden. Ich konnte ihm die Frauenempore zeigen, und er war sehr begeistert.

Wie kam es zu dem Treffen mit dem Bundespräsidenten?
Oberbürgermeister Ralf Broß hat uns von dem Plan des Bundespräsidenten erzählt, auf seiner Tour durch Deutschland seinen Amtssitz für drei Tage nach Rottweil zu verlegen. Und OB Broß sagte uns, dass Herr Steinmeier auch die Synagoge besuchen wollte. Wir haben natürlich sofort zugestimmt. Herr Steinmeier hatte dann erfahren, dass es bei uns sehr viele Flüchtlinge aus der Ukraine gibt, eine Rabbinerfamilie aus Kiew mit neun Kindern. Der Bundespräsident wollte sich gern mit den Flüchtlingen unterhalten. Und so habe ich die Familie auch eingeladen. Oberbürgermeister Ralf Broß war ebenfalls dabei.

Mussten Sie auch traurige Dinge ansprechen, möglicherweise Antisemitismus?
Das haben wir nicht angesprochen, wir haben keine Probleme in Rottweil, das ist für uns nicht relevant.

Wie wichtig ist denn der Besuch eines so hohen Vertreters der Bundesrepublik für die jüdischen Gemeinden?
Für uns war das sehr wichtig. Wir haben viel über die Ukraine gesprochen, nicht nur über den Krieg. Wir haben auch sehr viele gemeinsame Freunde gefunden, wie den Rabbiner aus Odessa und Oberrabbiner der Südukraine, Avraham Wolff. Herr Steinmeier hatte ihn in Berlin kennengelernt, als Rabbiner Wolff die Waisenkinder aus Odessa begleitet hatte. Ich war selbst in Odessa und habe mehrere Kinder kennengelernt. Der Bundespräsident erzählte uns außerdem, dass er bei Freunden zu Besuch in der Ukraine war, in Dnipro, und sich eine wunderschöne Menora angeschaut hat. Ich komme aus Dnipro.

Da haben Sie viele private Anknüpfungspunkte gehabt?
Ja. Und ich habe viel übersetzt für die Flüchtlingsfamilien. Dabei fiel die Begrüßung viel kürzer aus als geplant. Aber unser Vorsitzender Yosyp Svobodin und Gemeinderabbiner Aaron Israel Bachkala haben dem Bundespräsidenten unsere Torarollen gezeigt und erzählt, dass wir aus Anlass unseres 20-jährigen Bestehens im Dezember eine vierte Torarolle schreiben lassen wollen. Zur Toraeinweihung haben wir ihn eingeladen.

Hat er sofort zugesagt?
Das noch nicht, aber er will es in seinem Terminkalender vormerken. Wir würden uns wirklich sehr freuen.

Mit der Geschäftsführerin der Israelitischen Kultusgemeinde Rottweil-Villingen-Schwennigen sprach Heide Sobotka.

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Fachtagung

Ein geschützter Raum

Was passiert, wenn alte Traumata angesichts neuen Terrors wieder hochkommen? In Frankfurt tauschten sich Therapeuten, Sozialarbeiter und Schoa-Überlebende aus

von Mascha Malburg  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025

Безопасность

»Ни одно еврейское мероприятие не должно быть отменено«

После трагедии в Сиднее президент Центрального совета евреев Германии Йозеф Шустер обращается с личным посланием ко всем евреям Германии: не позволяйте отнять у вас радость Хануки

von Йозеф Шустер  18.12.2025