Redezeit

»Rundreise durch den jüdischen Alltag«

Foto: Filetfilm

Redezeit

»Rundreise durch den jüdischen Alltag«

Bärbel Schäfer über eine TV-Reportage rund ums Judentum, Meschugge-Partys und die Beschneidungsdebatte

von Katrin Richter  10.08.2012 14:21 Uhr

Frau Schäfer, in der Reportage »Meine Welt ist jüdisch« nehmen Sie den Zuschauer mit auf eine Reise von »koscheren Küchen zu Synagogen«. Was erwartet das Publikum?
Den Zuschauer erwartet, dass er 45 Minuten lang in eine Welt blicken kann, die wir ihm mit einem kleinen Augenzwinkern präsentieren wollen. Es ist ja nur ein Ausschnitt, denn so viele Juden es gibt, so viele unterschiedliche Welten gibt es auch. Wir sind unterwegs von der Meschugge-Party über ein Schabbat-Dinner im Berliner Restaurant »Kosher Classroom« bis hin zu Synagogen. Es wird eine kleine Rundreise durch den jüdischen Alltag und durch jüdische Gebräuche geben.

Warum mit Augenzwinkern?
Weil es auch sehr viele humorvolle Momente gibt. Wenn zum Beispiel Professor Andreas Nachama erklärt, was eine Ische ist, was koscher bedeutet und was sich hinter dem Wort meschugge verbirgt. Viele benutzen diese Begriffe und wissen eigentlich gar nicht, was genau sie bedeuten und wo ihr Ursprung liegt. Oder wenn der Maschgiach, Herr Goldmann, erklärt, wie er in einer koscheren Küche das Gemüse aufs Genaueste kontrolliert, bevor wir dann am Schabbat gemeinsam essen, dann hat das durchaus unterhaltsame Momente.

Zu Begriffen wie koscher oder Ische befragen Sie in der Reportage auch Passanten auf der Straße. Wie wird das Judentum bei ihnen wahrgenommen?
Es sind natürlich ganz gezielte Fragen zu ganz gezielten Begriffen. Von daher kann man allein von der Befragung auf nichts schließen. Ich glaube aber, dass das Judentum in Deutschland, Gott sei Dank, wieder Alltag geworden ist. Es ist tief verwurzelt in vielen Traditionen und Familien. Und es ist einfach sehr lebendig in unserer Erinnerungskultur und im Schulalltag. Judentum bedeutet nicht nur Geschichte und Trauer. Sondern es ist eng verknüpft mit dem Hier und Jetzt. Und das mit vielen wunderbaren Momenten, mit vielen Simches und Lächeln. Und mit viel Spaß.

In der Reportage geht es auch um Beschneidung. Mit welchen Gefühlen verfolgen Sie die aktuelle Diskussion?
Ich würde schon sagen, dass die Beschneidung eine der Kernpunkte des Judentums ist, genau wie die Bat- oder Barmizwa. Ich verstehe aber auch die Gegenargumente. In meinen Augen muss es dennoch Respekt oder Toleranz für jüdische Traditionen geben. Es ist eine sehr lebendige Diskussion. Und ich finde Debatten immer gut. Trotzdem kann jede jüdische und muslimische Familie entscheiden, was sie tut. Es gibt ja auch zum Beispiel Millionen von amerikanischen Christen, die ebenfalls beschnitten sind, es ist also nicht nur eine Diskussion der Muslime und Juden.

Sie selbst sind vor einigen Jahren zum Judentum konvertiert. Was war für Sie die größte Herausforderung in diesem Prozess?
Es gab keine wirkliche Herausforderung. Im Gegenteil: Es war eine wunderbare Reise in eine sehr lebendige und warmherzige Welt. Und die ist noch nicht zu Ende.

Mit der Journalistin sprach Katrin Richter.

Die Reportage »30 Minuten Deutschland – Meine Welt ist jüdisch: Mit Bärbel Schäfer durch koschere Küchen und Synagogen« läuft am Montag, 13. August, 23.15 Uhr, auf RTL
.

Kladow

Botschaft der Menschlichkeit

Auf Wunsch von Schülern und des Direktoriums soll das Hans-Carossa-Gymnasium in Margot-Friedländer-Schule umbenannt werden

von Alicia Rust  24.10.2025

Osnabrück

Rabbiner Teichtal: »Unsere Aufgabe ist es, nicht aufzugeben«

»Wer heute gegen Juden ist, ist morgen gegen Frauen und übermorgen gegen alle, die Freiheit und Demokratie schätzen«, sagt der Oberrabbiner

 24.10.2025

Universität

»Jüdische Studis stärken«

Berlin bekommt als eines der letzten Bundesländer einen Regionalverband für jüdische Studierende. Mitgründer Tim Kurockin erklärt, wie sich der »JSB« künftig gegen Antisemitismus an den Hochschulen der Hauptstadt wehren will

von Mascha Malburg  23.10.2025

Sport

»Wir wollen die Gesellschaft bewegen«

Gregor Peskin ist neuer Vorsitzender der Makkabi-Deutschland-Jugend. Ein Gespräch über Respekt, neue Räume für Resilienz und interreligiöse Zusammenarbeit

von Helmut Kuhn  23.10.2025

»Gila & Nancy«

Rüschen und Rote Bete

Das Restaurant von Eyal Shani verbindet israelisches Fine Dining und Drag. Unsere Autorin hat probiert

von Alicia Rust  22.10.2025

Beratung

»Betroffene sollen wissen: Wir sind da«

Katja Kuklinski arbeitet bei der Düsseldorfer Servicestelle für Antidiskriminierung. Ein Gespräch über Lehrerfortbildung, Anfragen nach dem 7. Oktober und ihre eigene Familiengeschichte

von Katrin Richter  21.10.2025

Leipzig

Zeichen, die Mut machen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte am 7. Oktober die Gemeinde zu einem Gespräch und besichtigte die Sukka

von Katharina Rögner  21.10.2025

Solidarität

»Dieses Land ist unser Land«

Anlässlich des Jahrestags der Hamas-Massaker kamen auf Initiative des Bündnisses »DACH gegen Hass« rund 1500 Menschen auf dem Münchener Königsplatz zusammen

von Esther Martel  21.10.2025

Buchvorstellung

Sprache, Fleiß und eine deutsche Geschichte

Mihail Groys sprach im Café »Nash« im Münchener Stadtmuseum über seine persönlichen Erfahrungen in der neuen Heimat

von Nora Niemann  20.10.2025