Berlin

Mutiger Entschluss

Samuel Salzborn (l.) mit Sigmount Königsberg Foto: Maria Ugoljew

Jüdisches Leben soll in Berlin wieder zu einer Selbstverständlichkeit werden – das ist Samuel Salzborns Wunsch. Weder das Tragen einer Kippa solle zukünftig den öffentlichen Diskurs bestimmen noch antisemitische Äußerungen auf Schulhöfen oder Demonstrationen. Doch bis es so weit ist, liege noch ein längerer Weg vor der deutschen Gesellschaft, meint der 43-Jährige. Ein Weg, den er als neuer Beauftragter gegen Antisemitismus von nun an auch politisch mitgestalten möchte.

Am Montag wurde der renommierte Antisemitismusforscher von Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) ins Amt berufen. Unter 50 Bewerbern habe sich Salzborn durchgesetzt; ihn einzustellen, sei ein »spannender und mutiger Entschluss«, sagte Behrendt während der Pressekonferenz.

LANDESKONZEPT Mit der Besetzung des Amtes folgt Berlin dem »Landeskonzept zur Weiterentwicklung der Antisemitismus-Prävention«, das 2019 beschlossen wurde und die Einsetzung eines Beauftragten vorsieht. Bisher wurde das Amt kommissarisch geführt.

Nach Salzborns Einschätzung ist Berlin bei der Bekämpfung von Judenfeindlichkeit anderen Bundesländern voraus.

Samuel Salzborn – langjähriger Autor dieser Zeitung – ist in Hannover geboren. Der Sohn einer Lehrerin und eines Wissenschaftlers studierte Politikwissenschaft, Soziologie, Psychologie und Rechtswissenschaft, er promovierte in Köln und habilitierte sich an der Universität Gießen zum Thema »Antisemitismus als negative Leitlinie der Moderne«. Er lehrte an verschiedenen Hochschulen, 2017 übernahm er für zwei Jahre eine Gastprofessur für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin.

Nach Salzborns Einschätzung ist Berlin bei der Bekämpfung von Judenfeindlichkeit anderen Bundesländern voraus. Doch auch hier sei man in der Defensive, weil die Agenda der Auseinandersetzung mit Antisemitismus derzeit von antisemitischen Ereignissen bestimmt werde.

SÄULEN Um judenfeindlicher Gewalt vorzubeugen, seien drei Säulen wichtig – die der Prävention, der Intervention und der Repression. Diese Bereiche müssten »Hand in Hand gehen«, damit zukünftig jede Art von Antisemitismus, ob linker, rechter, christlicher oder islamischer, in der Gesellschaft keinen Platz mehr bekomme, sagte Salzborn. Dafür werde er sich starkmachen.

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