Interview

»Meine Großeltern wären stolz auf mich«

Sarah Poewe Foto: Uwe Steinert

Interview

»Meine Großeltern wären stolz auf mich«

Sarah Poewe über ihre Karriere als Weltklasseschwimmerin, einen sporthistorischen Moment und ihre Vorfreude auf die EMG

von Martin Krauss  03.06.2015 11:32 Uhr

Frau Poewe, nach vier Olympischen Spielen stehen jetzt Ihre ersten Europäischen Makkabi-Spiele an. Was erwartet Sie?
Ich bin wirklich sehr gespannt. Und das Echo, das ich jetzt schon mitbekomme, begeistert mich. Ich glaube, heute sind etwa 40 Journalisten gekommen. Das freut mich riesig.

Sie haben bei Welt- und Europameisterschaften und Olympischen Spielen aber schon größere Medienaufläufe erlebt.
Das ist richtig, aber die EMG sind etwas Besonderes. Ich bin stolz darauf, Jüdin zu sein. Zu Olympia bin ich ja nie als Jüdin gereist, ich habe mich nur als Sportlerin verstanden. Religion ist zwar für mich immer noch etwas Privates, aber jetzt, wo ich keine aktive Sportlerin mehr bin, wird sie mir wichtiger.

Spielte der Makkabi-Gedanke bei Ihnen früher eine Rolle?
Solange ich bei internationalen Schwimmwettkämpfen unterwegs war: nein. Und wenn Anfragen kamen, ob ich nicht teilnehmen wolle, passte das nie zur Vorbereitung auf Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele. Aber ich habe gestern mit meiner Mutter telefoniert, die ja noch in Südafrika lebt und deren Familie aus Litauen stammt und von dort vertrieben wurde. Sie sagte mir: Sarah, deine Großeltern wären sehr stolz auf dich. Das hat mich bewegt.

So ganz ohne Stolz wird Ihre Familie auf Ihre sportliche Karriere auch nicht blicken.
Sie meinen, dass ich in gewisser Weise Sportgeschichte geschrieben habe?

Ja.
Bei den Spielen 2004 in Athen gewann ich als Brustschwimmerin Bronze mit der 4 x 100-Meter-Lagenstaffel. Ich bin die erste jüdische deutsche Olympiamedaillengewinnerin seit 1936. Aber das war mir damals nicht bewusst. Das habe ich erst später erfahren. Seit ich es weiß, bin ich aber sehr stolz darauf.

Nun haben Sie Ihre Schwimmkarriere beendet und leben als Trainerin in Wuppertal. Fühlen Sie sich als Funktionärin?
Nein, ich habe ja vor zwei Jahren erst aufgehört, und ich denke, dass ich schon noch die Sportler repräsentiere. Das war mir immer wichtig. Überhaupt habe ich den Eindruck, dass die EMG eine Art Familientreffen sind, bei dem alle willkommen sind.

Es ist also nicht schlimm, dass Sie nicht schwimmen, sondern repräsentieren?
Definitiv. Es ist für mich eine sehr große Ehre, als Patin der Schwimmwettbewerbe auftreten zu dürfen. Die EMG werden zu den ganz herausragenden Stationen meines Lebens gehören. Es ist bewegend, und ich habe das Gefühl, dass es ein besonderer Moment ist – in der Geschichte dieser Stadt und im Leben dieser Gemeinde.

Mit der früheren Weltklasseschwimmerin und EMG-Patin sprach Martin Krauß.

Lesung

Ein zeitgenössisches Märchen

Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter stellte im Literaturhaus seinen neuen Roman »Stadt der Hunde« vor

von Luis Gruhler  16.06.2025

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025

Thüringen

Gebete im »Salon Goethe«

Rund 130 Menschen kamen zum Schabbaton der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin nach Weimar

 16.06.2025

Berlin

Unter die Haut

Der Künstler Gabriel Wolff malt, formt und tätowiert »jüdische Identität

von Alicia Rust  15.06.2025

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025

Hamburg

Kafka trifft auf die Realität in Tel Aviv

Ob Krimi, Drama oder Doku – die fünften Jüdischen Filmtage beleuchten hochaktuelle Themen

von Helmut Kuhn  12.06.2025

Weimar

Yiddish Summer blickt auf 25 Jahre Kulturvermittlung zurück

Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur in Weimar diesmal insgesamt über 100 Programmbausteine an

von Matthias Thüsing  11.06.2025

Sachsen

Verdienstorden für Leipziger Küf Kaufmann

Seit vielen Jahren setze er sich für den interreligiösen Dialog und den interkulturellen Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft ein

 11.06.2025