EMG 2015

Mehr als nur Sport

Dieser Rekord ist zu brechen: 2014 fand der bislang größte Kabbalat Schabbat mit 2226 Teilnehmern in Tel Aviv statt. Foto: Flash 90

Dass es bei den Maccabi Games traditionell nicht nur um Siege und verpasste Siege, um Jubel und Enttäuschung geht, zeigt sich ab dem 28. Juli in Berlin, wo neben den Wettkämpfen auch Ausstellungen, Bildungsprogramme und ein Rekordversuch an der Schabbattafel auf dem Programm stehen.

Für die Teilnehmer beginnen die Spiele schon einen Tag früher, nämlich am 27. Juli mit einem Willkommensabend, bei dem sich die Athleten kennenlernen und Erfahrungen austauschen können.

Der 28. Juli beginnt für Jugendliche morgens um acht Uhr: Im Rahmen des Bildungsprogramms, das zu den EMG dazugehört, werden sie unter anderem die Gedenkstätte im ehemaligen KZ Sachsenhausen im Norden Berlins besuchen. Eine Gedenkzeremonie für erwachsene Teilnehmer findet später auf dem Maifeld im Olympiapark statt.

feier Um 20 Uhr am Dienstagabend fängt die Eröffnungsfeier in der Berliner Waldbühne an – 10.000 Gäste werden erwartet. Darunter sicherlich auch viele Fans der israelischen Sängerin und ESC-Siegerin Dana International, deren Auftritt zu den musikalischen Highlights gehört. Außerdem werden der muslimische Rapper Adel Tawil und Matthew Paul Miller alias Matisyahu, der vor einigen Jahren als »Lubawitscher Rapper« für Furore gesorgt hatte, gemeinsam auftreten. Auch ein Jugendorchester, das aus deutschen und israelischen Musikern besteht, wird zu hören und zu sehen sein. Palina Rojinski moderiert den Abend.

Seit dem 23. Juli (bis zum 26. August) ist auf dem Washingtonplatz vor dem Hauptbahnhof die Ausstellung »Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach« zu sehen. Neben der Kulturstiftung der Deutschen Bahn beteiligt sich auch die Kulturstiftung des Deutschen Fußballbundes (DFB) an der Ausstellung, die exemplarisch die Lebenswege von 17 herausragenden deutsch-jüdischen Athleten zeigt. Manchen, wie dem Gründer des »Kicker«-Fußballmagazins, Walther Bensemann, und Ralph Klein, später israelischer und deutscher Basketball-Nationaltrainer, war die Flucht vor den Nazis gelungen. Andere, wie der frühere Fußballnationalspieler Julius Hirsch, wurden ermordet.

Die neue Generation deutsch-jüdischer Sportler wird durch Sarah Poewe verkörpert, die 2004 in Athen bei den Olympischen Spielen im Schwimmen Bronze gewann. Wer keine Möglichkeit hat, nach Berlin zu kommen, kann sich die Ausstellung im Internet unter www.juedische-sportstars.de auch noch nach dem Ende der EMG 2015 ansehen.

motto Unter dem Motto »Let’s Play Together« werden Makkabi-Sportler gegen nichtjüdische Athleten antreten oder gemeinsam mit ihnen in Teams spielen. Am 2. August um 17 Uhr treffen im Stadion Am Wurfplatz (das Amateurstadion von Hertha BSC auf dem Olympiaparkgelände) im Rahmen von »Let’s Play Together Football« die DFB-All-Stars, also ehemalige Nationalspieler, und Makkabi-Auswahlspieler aufeinander – und zwar in gemischten Mannschaften. Der Eintritt ist frei. Bei »Let’s Play Together Basketball« spielen am 3. August um 19 Uhr in der Charlottenburger Sömmeringhalle Stars von Alba Berlin und Maccabi Tel Aviv gegeneinander.

Und dann soll es während der EMG noch einen Rekordversuch geben, bei dem es allerdings ganz und gar nicht um Sport geht: ein Kabbalat Schabbat mit so vielen Besuchern, um ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen. »Die Idee dazu hatte der EMG-Organisationschef Oren Osterer«, sagt Ronny Rajber von Makkabi Deutschland. »Die meisten der Teilnehmer wissen noch gar nichts davon, es soll eigentlich eine halbe Überraschung werden.«

rekord Aber Rajber erzählt dann doch: Der zu schlagende alte Rekord stammt aus dem April 2014, damals hatten 2226 Leute in Tel Aviv an einer Schabbatfeier teilgenommen. Die Berliner sind zuversichtlich, diese Zahl zu übertreffen. »Wir werden den angereisten Makkabi-Sportlern natürlich erzählen, dass wir ins Guinness-Buch wollen«, sagt Rajber. »Wenn wir das in Berlin schaffen würden, wäre es doch auch politisch eine schöne Message an die Welt.«

Einfach so einen Weltrekordversuch zu beschließen und dann davon auszugehen, dass der im Erfolgsfall automatisch im berühmten Buch aufgenommen wird, ist allerdings nicht möglich, erläutert Rajber. »Es gibt strenge Vorgaben. Man muss einen Antrag an Guinness World Records in London schicken, und dann, wenn die Idee gutgeheißen wird, bekommt man einen 25-seitigen Vertrag zugeschickt, in dem alle Details genau erläutert sind.« Bis hin zum sogenannten Schiedsrichter, der im Auftrag der Londoner Zentrale nach Berlin reist und sich vor Ort davon überzeugt, ob ein neuer Rekord ins legendäre Buch aufgenommen werden kann. »Unsere Schiedsrichterin wird Seydan Subasi Gemici aus Istanbul sein, wir haben mit ihr schon Kontakt per Mail«, sagt Rajber.

regeln Beim Tel Aviver Rekord war ebenfalls ein Schiedsrichter dabei, der sowohl darauf achtete, dass die angebotenen Speisen und Getränke auch wirklich der Kaschrut entsprachen, als auch darauf, dass die allgemeinen Regeln für einen Eintrag ins große Buch eingehalten wurden.

An Platzproblemen soll der Rekordversuch nicht scheitern, der große Saal im Estrel-Hotel bietet Raum für 6000 Personen. Wer dabei sein möchte, muss sich allerdings vorher anmelden, am besten per E-Mail unter Rajber.events@t-online.de.

Erstmals bei den EMG werde es für Teilnehmer, Funktionäre und Volunteers übrigens auch einen liberalen, vom Potsdamer Abraham Geiger Kolleg ausgerichteten Gottesdienst geben, sagt Rajber: »Rabbiner Carlos Taipero von der Maccabi World Union wird den Jugendgottesdienst leiten und die Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal und Yitshak Ehrenberg den Gottesdienst für die Erwachsenen.«

Außerdem freuen sich die Organisatoren der EMG, dass mehrere namhafte Kantoren an der großen Schabbatfeier teilnehmen werden. Welche, bleibt allerdings geheim. »Ein bisschen Überraschung sollte schon sein«, sagt Rajber. »Ich verrate nur so viel: Es handelt sich um Kantoren aus deutschen Städten und aus dem Ausland.«

Enden werden die EMG, wie sie beginnen: mit viel Musik, sagt Michal Gelerman, die die Abschlussfeier gestaltet. Neben der Band Jewdyssee treten DJ San Gabriel und DJ Shicco auf. Dazu gibt es Siegerehrungen. »Das Fußballturnier endet genau am letzten Tag der EMG«, so Gelerman, »die Gewinner können sich dann am Abend live auf der Bühne freuen und gleich feiern.«

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in wiedereröffneter Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  16.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025