Hilfe

»Licht in den Alltag bringen«

»Hoffnung schenken«: Naomi Birnbach Foto: Lili Birnbach

Hilfe

»Licht in den Alltag bringen«

Naomi Birnbach über den Berliner Mitzwa Express, der mit Kindern arbeitet und den vom Terror schwer getroffenen Kibbuz Kfar Aza unterstützt

von Christine Schmitt  02.09.2025 16:39 Uhr

Frau Birnbach, Sie haben den Mitzwa Express mitgegründet, der während der Corona-Pandemie Pakete an bedürftige Gemeindemitglieder verschickte. Wie ist der Verein auf die Idee gekommen, einen sicheren Ort zum Wohlfühlen für Jüdinnen und Juden zu schaffen?
Unser Name ist unser Auftrag und war schon immer richtungsweisend für unsere Arbeit. Nicht erst seit dem 7. Oktober 2023, aber besonders seitdem spüren wir die Dringlichkeit, sichere und geschützte Orte für Jüdinnen und Juden in Berlin zu schaffen. In unserem Alltag sind wir als Juden häufig mit belastenden Themen wie Antisemitismus, dem Nahost-Konflikt und Unsicherheit konfrontiert. Umso wichtiger ist es, einen Ausgleich anzubieten.

Was möchten Sie erreichen?
Jüdisches Leben speist sich aus der Gemeinschaft. Wir wollen mit unseren Veranstaltungen Räume schaffen, in denen man unbeschwert jüdisch sein kann. Und das finden wir gerade jetzt wichtiger denn je.

Jüngst hat der Mitzwa Express wieder zu einem Kinderfest eingeladen. Was haben Sie dabei beobachtet?
Wir wollen mit unserer Arbeit, wie zuletzt dem Kinderfest, das zum zweiten Mal stattfand, das jüdische Leben in Berlin über Generationen hinweg bereichern. Unser Ziel ist es, Angebote zu machen und Veranstaltungen umzusetzen, die einfach nur Freude bereiten. Es war so schön, den Kindern beim Spielen mit Spiderman und Elsa im Hof unserer Synagoge zuzusehen.

In einer Partnerschaft mit dem Kibbuz Kfar Aza unterstützen Sie dessen Kinder. Mehr als 15.000 Euro hat der Verein gespendet. Was genau wird damit finanziert?
Unsere Spenden unterstützen vor allem Angebote für Kinder wie sozialtherapeutische Maßnahmen zur Traumabewältigung und praktische Hilfe im Alltag. Ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass kein Tag vergeht, an dem wir nicht an die verbleibenden Geiseln und ihre Familien denken.

Seit wann spenden Sie für den Kibbuz?
Nach dem Terrorangriff 2023 standen wir vor der Frage, ob und wie wir unseren wohltätigen Chanukka-Basar überhaupt durchführen können. Gleichzeitig wollten wir alle etwas tun, hier in Berlin, aber auch für Israel. So entstand unser Motto: »Spread Light for Chanukka«. 2023 und auch 2024 haben wir Erlöse unseres Basars an den Kibbuz gespendet.

Waren Sie selbst einmal vor Ort?
Ja, in diesem Jahr waren einige von uns dort. Auch ich. Wir konnten uns ein Bild von der Situation machen und stehen weiterhin in engem Kontakt mit den Menschen. Was wir hören, bewegt uns sehr. Sie kämpfen jeden Tag darum, wieder in eine Art Alltag zurückzufinden. Wir denken oft insbesondere an die Zwillingsbrüder Gali und Ziv Berman, beide deutsche Staatsbürger, die sich bis heute in der Gewalt der Hamas befinden. Wir hoffen, dass sie und die anderen verbleibenden Geiseln endlich nach Hause können und der Krieg endet. Unser Engagement bleibt wichtig, um Hoffnung zu schenken und Gemeinschaft zu stärken, sowohl dort als auch hier. Deshalb veranstalten wir auch in diesem Jahr wieder unseren Chanukka-Basar – am 7. Dezember in der Synagoge Pestalozzistraße, zu dem wir herzlich einladen. Mit dem gleichen Ziel wie in den Jahren zuvor: Licht zu spendenund den Zusammenhalt von innen heraus zu stärken, gemeinsam etwas Gutes zu tun und dabei auch einfach etwas Schönes miteinander zu erleben.

Mit der Mitgründerin und dem Vorstandsmitglied des Mitzwa Express sprach Christine Schmitt.

Dating

Auf Partnersuche

Matchmaking mit Olami Germany – ein Ortsbesuch

von Jan Feldmann  23.12.2025

München

Ein kraftvolles Statement

Beim Gemeindewochenende nahmen zahlreiche Mitglieder an Diskussionen, Workshops und Chanukka-Feierlichkeiten teil

von Esther Martel  23.12.2025

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  22.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025