Bundeswehr

»Jede Soldatin oder jeder Soldat kann zu mir kommen«

Rabbiner Nils Jakob Ederberg Foto: Bundeswehr/Aljosa Berjan

Bundeswehr

»Jede Soldatin oder jeder Soldat kann zu mir kommen«

Nils Ederberg wurde als Militärrabbiner für Norddeutschland in sein Amt eingeführt

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025 10:26 Uhr

Sichtlich bewegt nahm Nils Jakob Ederberg Tallit und Urkunde bei seiner Amtseinführung zum liberal-konservativen Militärrabbiner in der Clausewitz-Kaserne in Hamburg entgegen. Der 57-Jährige ist der erste liberale Militärrabbiner der jüdischen Militärseelsorge für Norddeutschland und betreut mit seinem orthodoxen Kollegen Rabbiner Shmuel Havlin die Soldatinnen und Soldaten in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern.

Die Hamburger Außenstelle des Militärrabbinats am Standort der Führungsakademie der Bundeswehr in der Clausewitz-Kaserne ist eine von fünf Dependancen des seit 2021 bestehenden Militärrabbinats bundesweit. Mit Ederberg sind nun sechs von insgesamt zehn Militärrabbinatsstellen besetzt. Die Militärrabbiner sollen für alle etwa 1500 Dienststellen der Bundeswehr sowie für Auslandseinsätze zuständig sein.

»Rabbiner Ederberg und sein orthodoxer Kollege Shmuel Havlin haben im letzten Jahr insgesamt 30 Kasernen und Veranstaltungen im Einzugsbereich Nord besucht und insgesamt 120 Stunden Lebenskundlichen Unterricht erteilt«, sagte Monika Heimburger, Leitende Regierungsdirektorin des Militärrabbi­nats. Sie sind für alle Soldatinnen und Soldaten zuständig. Aktuell bereitet sich Ederberg auf Einsätze als Seelsorger in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo vor.

Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, verwies auf den Erfolg des Konzepts in der Bundeswehr.

»Die Zusammenarbeit mit der jüdischen Militärseelsorge ist für uns an der Führungsakademie der Bundeswehr eine Bereicherung«, sagte Konteradmiral Ralf Kuchler. Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, verwies auf den Erfolg des Konzepts in der Bundeswehr. »Die jüdische Gemeinschaft hat ihren Platz in der Bundeswehr eingenommen, er steht ihr zu«, sagte Dainow. »Nach der Schoa hat es eine Weile gedauert, bis sich die Bundeswehr der dunklen Vergangenheit angenommen hat«, so Dainow weiter. »Die Bedrohung eines despotischen Russlands schmerzt auch viele Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft sehr, weil sie aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion kommen.«

Rabbinerin Elisa Klapheck, Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK), erwähnte auch die Familie von Nils Ederberg. Seine Frau Gesa Shira ist Gemeinderabbinerin in Berlin, Tochter Judith Ederberg (21) ist Leutnant und Sanitätsoffiziers-Anwärterin. Zudem studiert sie an der Charité. »Ich habe vor meinem Vater bei der Bundeswehr angefangen, und er hat mich gefragt, ob er auch dort anfangen dürfe.« Die Soldatin machte ihrem Vater ein Geschenk zur Amtseinführung, und zwar einen selbst genähten Tallit aus Uniformstoff.

»Man muss gesprächswürdig und einsatzbereit sein, und jede Soldatin, jeder Soldat kann zu mir kommen«, betonte Nils Ederberg. Schon die Existenz der Militärrabbiner würde ein positives jüdisches Leben ausstrahlen. Die Soldatinnen und Soldaten würden mit ihm sowohl private als auch gesellschaftspolitische Sorgen und Themen besprechen.

Ederberg wurde 1967 in Hannover geboren, studierte Judaistik in Jerusalem und Berlin. Nach einem Rabbinatsstudium am Abraham Geiger Kolleg in Potsdam wurde er 2014 zum Rabbiner ordiniert. Bis 2023 unterrichtete er an der School of Jewish Theology der Universität Potsdam und an den Rabbinerseminaren des Abraham Geiger Kollegs und des Zacharias Frankel College. Anschließend wurde er Militärrabbiner. Die Gleichberechtigung von Frauen, Männern und Diversen im Judentum sei zentral für ihn, sagt Nils Ederberg. Auch die interreligiöse Begegnung, insbesondere mit Muslimen, ist dem Militärrabbiner ein wichtiges Anliegen.

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  25.12.2025

Dating

Auf Partnersuche

Matchmaking mit Olami Germany – ein Ortsbesuch

von Jan Feldmann  23.12.2025

München

Ein kraftvolles Statement

Beim Gemeindewochenende nahmen zahlreiche Mitglieder an Diskussionen, Workshops und Chanukka-Feierlichkeiten teil

von Esther Martel  23.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

WerteInitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 24.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025